Es war im Jahre 1983 (da war ich gerade 23 Jahre alt). Ich hatte mich beworben für einen Studentenaustausch mit Kanada. Es war in den Sommer-Semesterferien, also drei Monate lang. Ich lebte sechs Wochen lang bei einer jungen kanadischen Familie mit drei adoptierten Kindern, in einem kleinen Dorf in der Nähe der Provinzhauptstadt Winnipeg, Manitoba.
Die einzige Industrie, die es in diesem Dorf gab, war eine Firma, die Schreibwaren und Bücher herstellte. Dort arbeiteten viele der Dorfbewohner, und auch ich, für 8 Dollar die Stunde, als Praktikantin.
In Winnipeg wohnte auch ein anderer Student, Kurt. (Wir waren insgesamt 60 Studenten, über ganz Kanada verteilt). Er lebte bei einem nach Kanada ausgewanderten Tischler aus Rheda-Wiedenbrück. Und da gab es noch Judy. Das war eine junge Frau, die von der kanadischen Regierung extra für uns abgestellt worden war, um sich um uns zu kümmern. Und so verbrachte ich denn fast jedes Wochenende mit Kurt und Judy in Winnipeg. Wir gingen ins Kino, oder chinesisch essen, oder wir machten ein bisschen "Bar-Hopping", das heißt, wir machten einen Zug durch die Gemeinde.
Aber die Zeit verging schnell, und schon bald mussten wir uns von unseren Gastgebern verabschieden. Kurt und ich waren übereingekommen, dass wir den Rest der Zeit zusammen durch Kanada reisen wollten. Nur das Transportmittel stand noch nicht fest. Zug? Bus? Per Anhalter? Aber da kam uns der Zufall zu Hilfe. Ein mit meinen Gasteltern befreundetes Ehepaar hatte einen alten Cadillac zu verkaufen, in sehr gutem Zustand, sehr billig (für 300 Dollar), weil der Wagen eine veraltete Lenkradschaltung hatte (in Nordamerika haben fast alle Autos Automatik).
Wir kauften uns ein Zwei-Mann-Zelt, falls sich mal keine Jugendherberge finden sollte, und zwei Luftmatratzen, und einen Behälter mit Kühl-Akkus für unseren Reiseproviant. Und schon konnte das Unternehmen "Kanada, wir Kommen!" los gehen.
Wir bogen ab auf den Transcanada Highway No.1, der sich wie ein eintöniger grauer Wurm durch das ganze Land frisst. Wenig Häuser, manchmal ein Pferd, das verloren in seiner Koppel graste. Die Provinzen Saskatchean, Regina, Alberta. In Calgary, der Hauptstadt von Alberta, verbrachten wir das Wochenende bei Freunden von Judy, ein Geschwisterpaar, beides Rechtsanwälte, das sich einen Bungalow teilte. Sie hiessen Tim und Shirley. Tim hatte eine große Kanadaflagge, die ich unbedingt haben wollte. Er sagte, wenn ich nur in die Fahne gehüllt in das Wohnzimmer kommen würde, könnte ich die Flagge haben. Letztendlich habe ich die Fahne doch noch bekommen, ohne mich dafür ausziehen zu müssen ....
Wir fuhren bis British-Columbia, und machten auf dem Rückweg einen Abstecher in die Staaten. Ich verliebte mich sofort in die üppigen, dunklen Wälder von Montana. South Dakota, North Dakota.... Auf der Höhe von Winnipeg fuhren wir noch einmal zu Judy'y Elternhaus, wo wir die Nacht verbrachten. Am nächsten Morgen ging es weiter.
Dann kamen wir in die Hauptstadt Ottawa, in der Provinz Ontarion. Wie auch sonst nächtigten wir auch hier in einer Jugendherberge. Der Unterschied zu anderen Herbergen war, dass diese früher einmal ein mittelalterliches Gefängnis gewesen war. Man konnte Nachts auch Führungen mitmachen, wo man unversehens auf eine frische Blutlache traf, oder das schaurige Geheul der toten Seelen hörte.
Männlein und Weiblein waren in dieser Jugendherberge getrennt, und als ich am nächsten Morgen, nach einem trotz allem erquickenden Schlaf, aufwachte, war ich unternehmungslustig, und ging daran, das Gebäude zu erkunden. Ich lief einige Treppen herab, bog mal nach links, mal nach rechts, und stand unversehens vor einer großen, schweren Holztür. Neugierig fragte ich mich, was sich wohl hinter dieser Tür verbergen mochte. Ich drückte den schweren Holzhebel herunter, ging hindurch und schloß die Tür wieder hinter mir - und befand mich offensichtlich in dem früheren Gefängnisinnenhof. Es war nicht viel zu sehen. zwei große Kanus lehnten an der großen Mauer. Also wollte ich wieder hineingehen. Ich drückte den Hebel herunter - nichts. Ich rüttelte und zerrte an dem Hebel - es tat sich nichts! I was terrified, ich war in Angst und Schrecken; I screamed my head off, ich schrie mir die Seele aus dem Leib: Help me, help me, I'm locked in!
Aber ich hatte Glück im Unglück. In der Nähe waren einige Maler, die wohl die Wände tünchten. Sie hörten mein Geschrei, und konnten die Tür von Innen öffnen. (Offensichtlich war es wohl so, dass die Gefangenen zwar in den Hof hereinkommen konnten, aber ohne die Hilfe eines Wärters, der die Tür von Innen öffnete, nicht wieder heraus.)
Als ich Kurt beim Frühstück traf, sagte ich zu ihm: "Let's get out of here as quickly as possible. I hate this place!" Lass' uns so schnell wie möglich von hier verschwinden. Ich hasse diese Stadt!"
Wir sind dann auch ziemlich zügig nach Toronto gefahren, wo alle Studenten sich in der Jugendherberge wieder treffen wollten. Es war dann in Toronto noch ganz nett. Wir haben mit einigen anderen zurückgekehrten Studenten einen Kneipenbummel gemacht, und unsere letzten Dollars auf den Kopf gehauen.
So fand denn unsere teilweise etwas unrühmliche Reise noch ein gutes Ende, und wir freuten uns alle auf zuhause, wo wir jede Menge zu erzählen hatten.
Das war's. Ich hoffe, Ihr habt bis zum Schluß durchgehalten, und es hat Euch gefallen.
Es war ein ganz bestimmter Ton:
Stimmt man uns da auf etwas ein …?!
Der VERTEIDIGUNGS-Minister sprach davon,
wir müssten wieder KRIEGSfähig sein!
Mich traf es wie ein harter Schlag:
Rhetorik [ ... ]
Beschwingtheit überkommt mich
beim Blick in ferne Landschaften.
Ich wappne mich gegen böse Blicke
und verletzende Worte.
Ich versuche mich vor Verhöhnungen
und [ ... ]
Das Leben! Als es ein Träumer war
wusste Es. Etwas fehlt auf dieser Welt.
Und es hat Berge und Wiesen gezaubert.
Die Kunst und die Feste entdeckt. Die
Plätze mit Freiheit gezeigt. Und Länder, [ ... ]
Ich weiß nicht, ob diese Worte irgendjemand liest,
Ob sie irgendjemand hört oder sieht.
Aber sie liegen mir auf dem Herzen
Und deswegen diese Nachricht an die Welt [ ... ]