Was weiß denn ich von all dem Schönen,
von Kunststückchen, wie buntes Glas?
Ich konnte mich an nichts gewöhnen –
mir war die Erde gar kein Spaß!

Ich suchte einen, ließ mir Himmelshände
aus diesem starken Dickicht reichen,
wollt‘ suchen was man nichtmal fände,
wär man ein Halbgott – ohnegleichen.

In alten Parkanlagen war ich froh zugange,
das junge Fleisch ließ ich erblühen!
Begeistert war ich – doch nicht lange.
Das hast du mir niemals verziehen!

Du Fluss aus Schlangengift-Sekreten,
auf dem die weißen Rosen steh’n,
du Wolkenfetzen, samt den leider späten
Erkenntnisstürmen, die mich grob verweh’n.

In der Erinnerung ist’s groß geblieben:
Das Abbild einer Seins-Erfüllung,
aus Schaffen, Glänzen, Wachsen, Lieben –
und nun, so schmählich, die Enthüllung!

Vor des Verstandes nacktem Grausen,
erhebt sich dieses Welt-Verlassen,
in dem Dämonen-Fratzen hausen.
Die Stadt hat nur noch dunkle Gassen!

Durch welchen Schwachsinn ist erkannt,
woraus jetzt all der Ekel wächst?
Wo andere den Geist gebannt,
da hab ich ihn herbei gehext!

Hab ihn gepflegt, den Lust-Verräter
und ihn nach Rat und Tat gefragt.
Nein, nein! Er ist ein Attentäter,
der an der höchsten Weisheit nagt!

Die Hagia Sophia ist dort verborgen,
wo man nicht nach dem Urgrund fischt!
Und nur im Schwachsinn liegt ein Morgen,
das uns täglich auch erfrischt!

Ach, wenn ich dieses Buch des Lebens lese,
mit seinen arg verwischten Zeilen,
dann weiß ich auch, daß ich verwese –
denn eines kann hier kaum verweilen:

das allzu große Nichtbeachten
der scheußlich-wahren Daten/Fakten!
Die Seele selbst noch zu entmachten,
legt auch den Größten zu den Akten!

Da hilft es gar nicht schön zu quasseln,
was für den Augenblick genügt.
Den Globus opfern für die Asseln??
Gepriesen sei, wer klug betrügt?

In Wortverwirrung mittels Demagogen,
sei’n es nun Reiche, „Himmelsstürmer“,
wird alles dümmlich hingebogen –
und doch sind wir im Grunde Würmer…

Wir müssen schon ganz ehrlich sein!
Es nützt nichts, sich was vorzumachen!
Denn einfach kurz mal da zu sein,
ist aus der Einsicht nur zum Lachen.

Wo Sterne dicht bei Sternen brennen,
da will ich deutlich Wahrheit spüren,
so viel wie möglich auch erkennen –
wenn’s sein muss ad absurdum führen!


© Alf Glocker


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Kommentare zu "Was ich schon weiß"

Re: Was ich schon weiß

Autor: noé   Datum: 31.05.2014 21:56 Uhr

Kommentar: Bei aller himmlischen Hilfe, ist unser Geist doch nur menschlich und in dieser "Menschlickeit" be- und gefangen. Die Materie erlegt Begrenzungen auf.
Dass das Erkenntnisvermögen von uns "Würmern" bei aller Lust an deutlicher Wahrheit nur "so viel wie (ihnen) möglich" erkennen lässt, das ist Dir ja (s. Titel) schon be-wusst geworden.
Wenn selbst gesetzte Ziele so hoch angesiedelt sind, dass man sie nach menschlichem Ermessen nicht erfüllen kann, sollte man sich nicht grämen - selbst wenn man (innerlich?) zum Perfektionismus neigt - wenn man sie tatsächlich nicht erreicht in eines Lebens Spanne.
Big Sis

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