Ist 42 nicht die Antwort auf alles...? Aus irgendwelchen Gründen saßen wir nun in diesem indischen Restaurant, über meinem Zuhause, was ich in den zwei Jahren, in denen ich hier wohne, vielleicht zehn mal betreten habe, drei mal um dort etwas zu essen. Wir saßen zwischen edel gekleideten Leuten, du trugst eine Jogginghose, ich so ein bedrucktes Kleid aus einem Esotherikladen. Du sagtest, dass das kein Date, sondern ein Geschäftsessen sei und lachtest darüber, wie ich die ganze Zeit mein Glas und die Wasserflasche fest in der Hand hielt. Ich fragte mich, warum du das so lustig fandest, während ich überfordert die Speisekarte, bzw. eher die Preise studierte. Als ich das günstigste Essen haben wollte, entgegnetest du schnippisch: "Wenn du meinst...". Als der Kellner kam, sagte ich: "Ich nehme die 42.", ohne zu gucken, was das ist.
Der Kellner nickte und notierte meine Bestellung, während ich nervös auf die Tischdecke starrte. Die feinen, goldenen Muster schienen mich zu beobachten, als ob sie mir sagen wollten, dass ich hier nicht hingehörte. Du lehnst dich zurück, ein schelmisches Grinsen auf deinem Gesicht, und ich konnte nicht anders, als mich zu fragen, was du wirklich über mich dachtest.

„Die 42, huh?“, sagtest du und schütteltest den Kopf. „Das ist mutig. Ich hätte gedacht, du wählst etwas, das du kennst.“

„Ich wollte einfach mal etwas anderes probieren“, antwortete ich und versuchte, meine Unsicherheit zu verbergen. „Außerdem, wenn 42 die Antwort auf alles ist, dann kann das Essen ja nicht schlecht sein.“

Du lachtest wieder, und ich spürte, wie sich meine Wangen röteten. Es war nicht das erste Mal, dass ich mich in deiner Gegenwart unwohl fühlte, aber es war das erste Mal, dass ich es so offen spürte. Du warst charmant und witzig, und ich war... nun ja, ich war ich.

„Weißt du“, begann ich, um das Thema zu wechseln, „ich habe neulich einen Artikel über die Bedeutung von Zahlen in verschiedenen Kulturen gelesen. 42 ist in der Popkultur bekannt, aber in der indischen Kultur hat die Zahl 7 eine besondere Bedeutung. Sie steht für Vollständigkeit und Perfektion.“

„Perfektion, huh?“, murmeltest du und sahst nachdenklich aus. „Das klingt nach einem hohen Ziel. Glaubst du, dass wir jemals perfekt sein können?“

Ich zuckte mit den Schultern. „Vielleicht nicht perfekt, aber wir können es versuchen. Vielleicht ist das der Sinn des Lebens – das Streben nach etwas, das wir nie ganz erreichen können.“

Du nicktest, und für einen Moment schien es, als ob wir in einer tiefen, philosophischen Diskussion gefangen waren. Doch dann kam der Kellner mit meinem Gericht zurück, und ich konnte nicht anders, als die Augen weit aufzureißen.

„Das sieht... interessant aus“, sagte ich, als ich die grüne Masse auf dem Teller sah. „Spinat und Kartoffeln, wie ich es mir vorgestellt habe.“

„Ich hoffe, du bist bereit für das Abenteuer“, grinste du. „Das ist der Punkt, oder?“

Ich nahm einen Bissen und war überrascht von dem Geschmack. Es war würzig und intensiv, ganz anders als ich erwartet hatte. „Wow, das ist wirklich gut!“

„Siehst du? Manchmal muss man einfach mutig sein und etwas Neues ausprobieren“, sagtest du und hob dein Glas. „Auf die 42 und auf das Unbekannte!“

Ich stieß mit dir an, und für einen kurzen Moment fühlte ich mich, als ob wir in einer Blase aus Lachen und Essen gefangen waren. Doch dann kam die Realität zurück, als ich an die Gründe dachte, warum wir hier waren.

„Also, was ist der Plan für unser Projekt?“, fragte ich vorsichtig, während ich versuchte, die Stimmung aufrechtzuerhalten.

Du seufztest und schien für einen Moment nachzudenken. „Ich denke, wir sollten die Dinge einfach angehen. Lass uns die Ideen sammeln und sehen, wo uns die 42 hinführt.“

„Die 42 als unser Leitstern?“, fragte ich schmunzelnd.

„Genau! Und wer weiß, vielleicht finden wir die Antwort auf alles, während wir dabei sind.“

Ich lächelte und fühlte mich ein wenig leichter. Vielleicht war es nicht nur ein Geschäftsessen. Vielleicht war es der Beginn von etwas Neuem, etwas, das über Zahlen und Projekte hinausging. Und während wir weiter aßen und lachten, begann ich zu glauben, dass die 42 nicht nur eine Antwort war, sondern auch ein Weg, das Leben zu umarmen – mit all seinen Unvollkommenheiten und Überraschungen.
Ja, 42 ist halt die Antwort auf alles. Die Beziehung, zu der wir stehen, der Grund, wieso wir dort essen waren und in Spinat gekochte Kartoffeln mit Reis.


© Mathi Kim


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