Gold-Fisch

Eine leichte Erschütterung drängt sich in meinen Gedankenfluss. Hänge ich nicht in letzter Zeit zu oft Tagträumen hinterher. Nicht nur der guten Sorte, eher der Art eine Veränderung herbeiführen zu wollen, ohne das Ziel zu kennen. Die Möglichkeiten sind ohnehin in meinem mir zugestandenen Mikrokosmos begrenzt. Selbst wenn ich ein Ziel hätte, wären die Hürden die ich überwinden müsste um meine Welt zu erweitern unüberwindbar. Oder bestünde doch die Chance sich nicht nur täglich im Kreis zu bewegen, immer gefangen in meiner gleichen kleinen Welt.

Da war sie wieder die Erschütterung die sich zunächst in sanften Wellen auf mich überträgt. Fast, wie wenn ein Kind in den Schlaf gewiegt werden soll.
Zunehmend stärker wird das anfangs wohltuende Schaukeln.
Es steigert sich zu einem wahren Sturm im Wasserglas. Ich werde hin und hergeworfen.
Ich verkrieche mich in meinem kleinen Haus. Es ist ein hübsches altes kleines Haus mit einem spitzen Dach und einem Schornstein. Kein Schloss, wie üblich. Aber ich mag es. Es ist mir vertraut und bietet mir Sicherheit.

Ich schwanke zwischen dem Funken Neugierde zu erfahren, was den Orkan um mich herum verursacht hat und der Angst von meinem üblichen Verhaltensmuster, dem Abwarten abzuweichen.

Es wäre gefährlich mein Verhalten zu ändern. Nicht weil mir etwas passieren könnte, dass ist noch nie geschehen. Vielmehr könnte es dazu führen, dass nichts mehr, wie vorher wäre.

Aber ist nicht genau das der Gedanke, die verhaltene Hoffnung, die mich nicht mehr loslässt.

Vorbei. Alles ist wieder ruhig.

Ich schüttle den Kopf und muss über mich selbst lächeln. Welch seltsame Gedankengänge mich beim Anblick eines Goldfischglases überfallen.

Jetzt sollte ich wirklich auf meine Arbeit konzentrieren. Danach werde ich nach Hause gehen und die Tür meines kleinen alten Hauses mit dem spitzen Dach und dem Schornstein hinter mir schließen, um die Welt auszusperren. Wie jeden Tag.

Vielleicht bin ich doch wie ein Goldfisch in meinem eigenen Glas-meiner Weltblase. Die Wellen sagen mir, dass ich die Möglichkeiten habe alles zu ändern, wenn ich es nur will.
Kann ich mein Glas dadurch leichter verlassen als mein Leidensgenosse der Goldfisch?


© Chris


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