Hier sitze ich. Mein Blick ist leer und ich starre ins Nichts. Das Licht, welches durch das Fenster einfällt, ist so warm und deutlich sieht man Staubkörner darin herumtanzen und doch fühle ich nichts als Kälte. Was ist nur aus mir geworden?

Endlich würde ich es tun. Endlich kann ich allen beweisen, dass auch ich nur ein Mensch bin. Ein Mensch mit Gefühlen und Problemen. Ein Mensch, der auch nur Liebe und Geborgenheit wollte. Sollen sie doch alle im Elend baden und sich weiter mit dem etwas auseinandersetzen, das sich Leben nannte. Sie würden früher oder später einsehen, wie naiv sie doch durch die Welt gingen und wenn sie das erst einmal erlebt hatten, wäre die Genugtuung groß.

Das Grinsen, welches sich auf meine Lippen gesetzt hat, verschwindet und Panik macht sich in mir breit. Wo ist es nur? Wo ist dieses Gott verdammte.. - da ist es ja. Augenblicklich kehrt das Grinsen zurück. Erleichterung macht sich breit, auch wenn die Anspannung steigt. Sollte ich es einfach in die Hand nehmen, es probieren?

Ich rede mir ein, nicke zustimmend. Worauf sollte ich auch noch warten?

Unsicher strecke ich die Hand danach aus, sie zittert. Innerlich schalle ich mir selbst eine. Wo kam nur dieses Zögern her? Verdammt nochmal, steh endlich dazu, beweis', dass auch du den Mumm dazu hast, oder bist du doch einfach nur schwach?

Ein Kloß breitet sich in meinem Hals aus, den ich versuche vergeblichst herunterzuschlucken. Meine kalten Finger umgreifen den hölzernen Griff und ich betrachte das Metall eingehend. In dem Licht sieht es so edel aus, so schlicht und unscheinbar. Was man alles damit anstellen konnte.

Ich senke den Blick und betrachte die blasse Haut. Ob ich jetzt nach all den Jahren endlich etwas spüren könnte? Die Klinge verschwindet in dem Fleisch und in Sekundenschnelle tritt Blut aus. Die Farbe wirkt so falsch auf der weißen, makellosen Oberfläche, dennoch will ich mehr davon sehen, sehen, wie lebendig ich doch bin. Dieses saftige Rot nimmt mich voll in den Bann, zieht seine Bahnen auf meiner Haut und immer wieder versinkt das Metall darin. Ich spüre, wie die Flüssigkeit sich auf mir verteilt. Die rote Flüssigkeit fühlt sich warm auf meiner Haut an. Diese Wärme. Ich will mehr von dieser Wärme. Mehr von diesem Gefühl. Es fühlt sich so prickelnd an, so lebendig. Welch Ironie, dass dies das Ende ist.


© kimikomuh


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