Irgendwie hasst sie ihn. Leichtfüßig war er, schaute sie damals durch seine nackten Zehen an und es entschwanden ihm Wörter aus seinem Mund, die nach Honig und Minze schmeckten.
Sie schnappte mit der offenen Hand nach ihnen, fing sie in ihrer Faust auf. Sie zuckten, wollten wegfliegen. Stattdessen aß sie diese auf - Buchstabe für Buchstabe. Die gefangenen Silben lagen dann in ihrem Bauch - zwei Monate lang. Und er verschwand in der Sandhöhle.
„Schlucke deine Sätze runter oder verschlucke dich dran.“ Schrieb sie ihm und legte den Zettel am Eingang seines Verstecks.
In ihrem Kopfraum verflechten sich Bilder mit Vokalen, dem Geruch nach morschen Felsblättern und verwachsen zu uneindeutigen Situationen. Manchmal macht sie einfach so ihren gemeinsamen virtuellen Zwischenraum auf und schaut sich die tanzenden, schwirrenden Buchstaben an. Damals atmete sie diese ein, kaute sie oder klebte sie auf ihrer Brust. Nun würde sie diese am liebsten zerhacken.
Buchstabenleichen. Buchstabenfetzen.
Der Postbote überreicht ihr gerade eine Postkarte. Ein Tränenvorhang verdeckt ihr Gesicht. So wie die Regengardine damals den Transitbahnhof beschützte, der sie später trennte.
Seine geschriebenen Zeilen sind so schwerelos und entwertet, dass sie nach Kaktusmilch und Sandkörner schmecken.
Wie viele Stunden habe ich in Bibliotheken verbracht
Wie viele Bücher habe ich bisher gelesen
Wie viele Schicksale lernte ich kennen
Wie viele Geschichten und Abenteuer habe ich erlebt
Wie sehr [ ... ]
Wir sind Sterne.
In verschiedenen Galaxien.
Eigentlich bin ich
Ein schwarzes Loch.
Bin ich das...?
Ist das überhaupt relevant?
Wir sind Materie.
Du.
Ich.
Alle.
Das ist nicht [ ... ]
Da ist ein Weg – nicht aus, noch ein.
Was mag daran wohl richtig sein?
Doch mein Schicksal stört es nicht –
ich verliere mein Gesicht am Tag…
obwohl ich nachts gesponnen hab:
in [ ... ]
Wenn ich wär 'ne Alpenkuh,
und solch Läuten nervte mich, immer und immerzu,
aus der Haut würd ich auf der Stelle fahren!
Ich würd das scheiß Ding nimmer tragen!