Mit der Mauereröffnung wachte ich auf.
Mein Bewusstsein schlief bis dahin in einem Sprachkokon
und ward großteilig getrieben von Sprache, fremder.
In Sacrow, an der Bushaltestelle, bei der Mauer, betrachtete mich ein Bursche und zitterte.
An der Straße, nahe der Hundeschule, liefen Burschen geschäftig ein und aus.
In der U-Bahn vor dem" Knie", drosch ein Bursche einem Sitzenden in das Gesicht
und stand noch Minuten vor den sprachlosen und ängstlichen U-Bahnnutzern.
Vor dem Aldi in der Rheinstrasse, zerrte ein Bursche im langen Mantel an meinem Fahrrad.
Am Breslauerplatz wollte ein anderer eine Keule aus dem Auto holen,
dass ich berührt hatte. "Ich hab eine Keule im Wagen!"
In Naumburg schien ein Bursche mich angreifen zu wollen,
wenn ich noch einmal auf sein Gretchen kuckte.
Eine Mitschülerin fragte : " Warum haben die nicht gekämpft?"
Ein Bekannter dachte:" Was die machen, machen sie gründlich".
Ein Stasiverhörer zeichnete auf einen Zettel ein soziales Netzwerk ,
erzählte ein Theologiestudent.
Kommentar:Es geht hier mir um mein Wissen, meine Zeit.
Die Ereignisse geschahen ja, die ich beschreibe. Sie gehören zu meinen Erfahrungen in den Jahren nach der Maueröffnung. Die , für mich, bis heute andauert.
Ich kenne Deine Kinder nicht. Ob sie sich für meinen Text interessieren?
MfG
Hartmut
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Der Mond ist scharlachrot.
Er rockt sich durch die dunklen Wolken.
Er strahlt wie eine schöne Frau.
Sein Lächeln liegt noch auf dem Morgentau.
Die Sonne küsst ihn zart.
Der Smooth Jazz breitet sich aus
Schwingt sich den Wänden empor
Tanzt an der Decke leichtfüssig
Lacht übers ganze Gesicht
Und meint in unterkühltem Ton
Auch Wolken haben eine [ ... ]