Das große Jahresfest

Heute, am 2000sten Jahrestag der Belagerung von Alesia durch die Römer, unter Gajus Julius Caesar finden, wie jedes Jahr um diese Zeit die Feierlichkeiten zur Ermordung Caesars durch seine Freunde statt.

Die ganze Welt (alle Politiker mit Rang und Namen) haben sich versammelt der ermordeten Kelten, immerhin ein Drittel der Gallischen Bevölkerung der damaligen Zeit (das waren ungefähr 2 Millionen Menschen) zu gedenken. Immerhin handelte es sich damals um einen Genozid 1. Ordnung!

Es werden große Reden gehalten, in denen vor allem die italienischen Staatsbürger – die legitimen Nachfahren der alten Römer – geschmäht werden dürfen, nein müssen! Die geladenen Italiener müssen überall Spießrutenlaufen, sie werden beschimpft und beleidigt, obwohl die meisten gar nicht wissen was damals, unter dem guten Julius, alles passiert ist.

Doch damit nicht genug: Der italienische Staatspräsident ist aufgerufen sich öffentlich für die Gräueltaten von Caesar und seinen Legionären zu entschuldigen, während alle übrigen Europäer riesige Transparente hochhalten, auf denen Reparationszahlungen gefordert werden. Schließlich und endlich haben die Römer nicht nur in Gallien schwere Verbrechen begangen, sondern auch in den anderen europäischen und afrikanischen Ländern, in der Levante und in Kleinasien.

Dabei wird er argwöhnisch beobachtet, weil man seit 2000 Jahren der einhelligen Meinung ist, nur die Römer, sprich nunmehr Italiener haben Verbrechen begangen, die anderen aber nicht.
Bis um die Mittagszeit kocht die Wut des Pöbels derart über, daß nicht nur geschimpft und gedroht, sondern auch mir faulen Eiern geworfen wird.

Glücklicher weise wird alles im Fernsehen weltweit übertragen, damit die Schuld der Römer, sprich nunmehr Italiener nie mehr vergessen werde und man einen ewigen Prügelknaben zur bereitwilligen Verfügung habe.
Soweit, so gut?

Ob das Böse damit aus der Welt geschafft werden kann ist zwar fraglich, man kann aber ruhigen Gewissens sagen: Der persönlichen Verdrängung nützt es auf wirklich einzigartige Weise und noch ein Nutzen ist klar erkennbar…

Denn ganz aktuell haben während der Feierlichkeiten, sowie davor und praktisch immer, arabische Terroristen z.B. ein Rathaus der Veranstalter des Festes in die Luft gesprengt, unzählige unschuldige Opfer auf allen Seiten erstochen, harmlose Frauen (wenn es so etwas wirklich geben sollte) vergewaltigt und danach ermordet, sowie Verbrechen begangen, die in der Gegenwart eigentlich gar nichts zu suchen haben, weil ja überall die Meinung herrscht wir befänden uns in einem Zeitalter der Vernunft.

Man darf also sehr gespannt sein, wie sich die Trauerfeierlichkeiten zum römischen Sieg über Vercingetorix im nächsten Jahr entwickeln werden – darf man doch davon ausgehen, daß sich an der Weltsituation im Großen und Ganzen nichts geändert haben wird. Es könnte höchstens sein, daß jemand vor Gericht gestellt wird, dessen Ur-,Ur-,Ur-, Ur-,Ur-,Ur-, Ur-, Ur-, Ur-, usw. Großvater an dem Massaker der Legionäre an den Galliern beteiligt gewesen war.

© Alf Glocker

© Alf Glocker

Gefällt mir!Gefällt mir nicht mehr!

6 Lesern gefällt dieser Text.

Unregistrierter Besucher
Michael Dierl
Jens Lucka
Sonja Soller
Unregistrierter Besucher
Unregistrierter Besucher

Diesen Text als PDF downloaden

Kommentare zu "Das große Jahresfest"

Möchten Sie dem Autor einen Kommentar hinterlassen? Dann Loggen Sie sich ein oder Registrieren Sie sich in unserem Netzwerk.