KarateDo - Wie geht das (?)

© Norbert Weber / Karatelehrer

KarateDo- Wie geht das (?)

Wenn sich ein Anwärter oder Schüler der unbedingt KarateDo lernen möchte,
 -ganz zu Beginn des Karatestudiums in einem Stadium der Neugier und der Lernbesessenheit befindet-,
ist es unabdingbar ihm gleich von Anfang an,
deutlich zu machen,
um was es dem Grunde nach bei KarateDo geht und welche elementaren Dinge er von Beginn an beachten und unbedingt beherzigen sollte.

Dieses liegt in der besonderen Verantwortung eines jeden Karatelehrers.

Mut

Ein mutiger Mensch ist kein lauter, draufgängerischer Wichtigtuer, der immer den gefährlichsten Weg beschreitet.
Stattdessen behält er selbst im Anblick höchster Gefahr immer seine Selbstkontrolle.
Egal was passiert.
Mut ist schließlich eine Kombination aus vielen Faktoren.
Vor allen Dingen verlangt Mut sehr viel Motivation (Eigenmotivation) und sehr viel Anstrengung und Ausdauer.
Tag für Tag.
Stunde für Stunde.
Immer (!)

Viele Kämpfer und Krieger wurden letztendlich von ihrer eigenen Furcht besiegt, und nicht etwa von einem geschickten oder gar besseren Gegner.

Das lässt sich zweifelsfrei auch auf andere Sportarten übertragen.
Folglich darf bei der traditionellen  Ausbildung die gezielte Förderung und Entwicklung von Mut bei einem Schüler oder Anwärter nicht vernachlässigt werden.

Autonomie im Denken und Handeln

Möchte der Schüler und Anwärter in der Kampfkunst zur waffenlosen Selbstverteidigung vorankommen, so muss er aus freien Stücken (!) eine sehr lange Lehrzeit auf sich nehmen.
In dieser „Grundschule“ muss er Ratschläge seiner Lehrer wie ein Schwamm aufsaugen.
Je eher ein Karateschüler mit dem aktiven Zuhören und systematischen, täglichen lernen aufhört, desto eher wird er aufhören Fortschritte zu machen.
Die Grundlagen zu einem zufriedenen Leben sind
wirklich ganz einfach und manchmal sehr nah.
Doch ist beispielsweise die erste Forderung an den Karateschüler, der sich auch philosophisch weiterbilden will und muss, diametral entgegengesetzt der Forderung im sportlichen Wettkampf Geld, Punkte oder gar Pokale und Titel zu erzielen.

Er muss jetzt den Mut aufbringen, selbständig zu denken
und zu handeln.
Selbständiges Denken und Handeln sind unabdingbar.

Eine überwältigende Mehrheit der Leute richtet Ihr Leben überwiegend nur nach der einen oder anderen Volksweisheit,
der Werbung oder der einen oder der anderen Ideologie pp. aus.

Viele bemerken das selbst schon gar nicht mehr,
 – und da ist leider nur allzu oft keine Weisheit sondern ausschließlich Gier, Kommerz und Profitsucht.

Wenn man es nun also wagt, selbständig zu denken und zu handeln, so wird man den Mut (!) benötigen,
den man im Dojo beim Karatestudium erworben hat, da man auf starken Widerstand von allen Seiten stoßen wird.


Zen und KarateDo

Zen - Buddhismus hilft auch gerade fortgeschrittenen Karateschülern das Ziel der totalen Konzentration im Kampf zu erlernen.
Er ist unabdingbar mit KarateDo verbunden.

Der Karateschüler sollte seinem Denken nicht erlauben sich etwas zu wünschen wie beispielsweise
im Kampf zu gewinnen,
zu überleben,
Auszeichnungen, Ehrungen,
Geld und Titel zu erhalten oder Schmähungen Beleidigungen
o.ä.zu vermeiden.

Dies alles lenkt nur vom echten Kampf ab.

Kognitiver Fortschritt

Für einen gut ausgebildeten Karateschüler stellt das tägliche Leben außerhalb des Dojo nichts anderes dar als die Fortsetzung seines Bestrebens im Dojo,
den Kampf um die Beherrschung des eigenen Ichs zu gewinnen.

Die Schläge, Tritte und Faußtstöße beispielsweise beim Kumitetraining gleichen einer „Art von Werkzeugen“,
die man zur Verbesserung der eigenen Kampftechnik nutzt und gar zur eigenen Weiterentwicklung braucht.

Darum geht es, -
nicht mehr und nicht weniger.

Außerhalb des Dojos sind dann die kleinen täglichen Schicksalsschläge das „Werkzeug“, mit denen der aufgeschlossenen Karateschüler seinen Charakter formt.

Beide Geschehen, das innerhalb und das außerhalb des Dojo, begrüßt(!) der Karateschüler demzufolge als eine willkommenen Gelegenheit, mit Herausforderungen
aller Art (!) fertig zu werden.

Wirkliche Freude schöpft man zum Beispiel nicht einfach aus dem Gewinnen bei einem Turnier, sondern aus der geschickten und beherzten Ausnutzung seiner eigenen Fähigkeiten in einem brillanten Kampf (!)
gegen einen würdigen Gegner.


Dabei ist es unerheblich, ob dieser Gegner ein anderer Kämpfer, ein Schicksalsschlag oder man selber ist.

Das tägliche Leben

In seinem Alltag ist der Karateschüler kontinuierlich um seine körperliche
und (!) - nicht oder-
geistige Weiterentwicklung bemüht,
ganz unabhängig davon was er gerade macht.

Zur Schulung und weiteren Entwicklung muss der Karateschüler von Zeit zu Zeit seinem Geist erlauben,
sich vollkommen zu regenerieren
und völlig zu erholen.

Mithin soll der Karateschüler zurzeit einmal seinem Geist erlauben sich hinaufzuschwingen in die Lüfte,
weit, weit über alle irdischen Bedingungen hinaus.

Von solch einem Punkt oder Blickwinkel
–auf die Sichtweise kommt es an-
aus kann er herabblicken und die wahre Bedeutungslosigkeit
vielen menschlichen Tuns klar
und deutlich erkennen.

Der Karateschüler wird erst dann zufrieden sein, wenn er
bescheiden und demütig an der Weiterbildung seiner armen Seele arbeitet, völlig frei von falschen Wünschen und kommerziellen Begierden, beispielsweise höher sitzen zu wollen,
als die anderen armen und bedauerlichen
„Frösche um den Tümpel…“.


Das Vergleichen

Eine andere heutige Fehlentwicklung die vom verantwortungsvollen Karatelehrer bei den Schülern und Anwärtern
 „geheilt“ werden muss,
ist die furchtlose Besessenheit,
sich immer wieder und überall
mit anderen vergleichen zu wollen.


Ich nenne es einmal das „Revolverheldensyndrom“.

Das gilt im Übrigen für alle Bereiche
des täglichen Lebens.

Der einzig nützliche Vergleich ist das
Maß des persönlichen Fortschritts (!)

Daher fragt sich der gut ausgebildete Karateschüler auch selbstkritisch:

Wie gut war ich (!) vor einem Monat,
und wie gut bin ich heute?

Da wir alle ausschließlich selber für unseren Fortschritt verantwortlich sind, nicht jedoch für die Beigaben der Natur oder des Schicksals, des Zufalls oder der genetischen Voraussetzungen,
sind Vergleiche mit anderen Leuten unsinnig.
Das gilt für alle Bereiche.

Entschlossenheit

Eine gute Übung für den Karateschüler und Anwärter ist es, die Entschlossenheit zu schulen, indem er sich in die Rolle eines Tsunami (Seebeben) hineinversetzt.

Ein Tsunami ist eine unwiderstehliche Gewalt, die ungeachtet aller
Hindernisse vorwärts strömt.

Genauso wie beispielsweise ein Lavafluss der unaufhaltsam in ein Tal strömt und nicht gestoppt werden kann.

Man muss dem Gegner oder dem Feind klar und deutlich zeigen, dass jeder Angriff zunichte gemacht,
und jede (!) seiner Schwächen mit einer niederwalzenden Kraft ohne das geringste zögern
und unwiderruflich final beantwortet wird.
Unerbittlich auf allen Ebenen.

Diese alles zermalmende, wilde, extrem starke durch nichts aufzuhaltende
Kraft ist das japanische Ki.

Der Karateschüler muss sich also vor dem Training immer wieder vorsagen und bewusst machen:

„Ich alleine werde in diesem Kampf
nicht zurückweichen(!)“
„Ich alleine werde angreifen(!)“
„Ich alleine bin fest entschlossen,
meine Gegner niederzukämpfen (!)“

Hierzu nenne ich als Beispiel den
finalen Rettungsschlag (!)
Ikken hissatsu
 (jap. 一拳必殺, dt. mit einem Schlag töten)

Das ist der richtige Weg, extrem feste Entschlossenheit und ein sehr starkes Ki
(Der chinesische Begriff Qì (chinesisch 氣 / 气, in Japan als Ki (jap. 気) bei einem lernwilligen Karateschüler zu entwickeln,
und die inneren Haltung (!)
weiter zu festigen und
weiter positiv zu entwickeln.

Das Erkennen der eigenen Grenzen

Heute zeigen moderne Sportler sowie verbandsorientierte fehlgeleitete Karateschüler o.ä. gerne KarateDo und
sogar Budō (japanisch 武道, Kriegskunstweg, Weg des Krieges)
als eine exotische fernöstliche Möglichkeit, Titel, Geld, Pokale oder sogar Olympische Medaillen o.ä. zu gewinnen.

Auf diese Art und Weise wird Budō und insbesondere KarateDo von den
meisten Menschen der
westlichen Welt leider missverstanden.
Ein Karateka (jap. 空手家) ist insoweit immer auch ein Budōka,
der die japanische Kampfkunst
KarateDo betreibt.

Es drängt sich daher die Frage auf.

Was ist Budō nun aber wirklich (?)
Der Weg (japanisch: Do)
Ein Karatekämpfer mit einer richtigen und einer philosophischen Lebenseinstellung wird sein Leben nicht achtlos fortwerfen.

Er ist entschlossen, beherzt zu kämpfen, wenn er dazu gezwungen (!) wird….

Für seine eigenen Ideen, seine Vorstellungen, sein Handeln, seine spezifischen Fähigkeiten und
seinen Mut ist er
selbst voll verantwortlich.

Soweit es in seiner Macht steht,
wird der fortgeschrittene Karateschüler versuchen, ausschließlich positiv (!) die Ideen, Einstellungen, Fähigkeiten und den Mut sowie die Entschlossenheit derjenigen Personen zu beeinflussen,
die sich seinem Einfluss öffnen.

Das hat nichts mit Alter, Religion,
Herkunft o.ä. zu tun.

Ein verantwortungsbewusster und besonnener Karatelehrer wird daher erkennen, dass jede Person selbst (!) verantwortlich für Ihr eigenes Leben ist.

Er kann anderen Menschen
(Anwärter und Schüler) nur bis zu dem Grad, den sie selber auch zulassen, helfen.
Das ist ganz wichtig vollständig zu verstehen.

Bescheidenheit

Will ein Karateschüler Fortschritte machen und sich weiterentwickeln,
so muss er dem Grunde nach bereit sein, seine Fehler und Mängel zu erkennen und sich sodann mit großer Energie mit diesen zu beschäftigen und systematisch auseinanderzusetzen.

Macht er das nicht, so wird er dies auch gewiss übersehen und nur aufgrund seiner eigenen einzelnen, technischen Fähigkeiten,
-eine spezielle Technik beim Kumite vielleicht, die er möglicherweise überdurchschnittlich gut beherrscht,
oder eine spezielle Kata pp.)
den Weg der Bescheidenheit verlassen.

Der verantwortungsbewusste Karatelehrer hat den Schüler daran zu erinnern, dass es nicht unser Hauptlebenszweck auf dieser Welt ist, gute Kämpfer zu werden,
sondern uns zu guten Menschen zu entwickeln.

Dazu verlangt es unabdingbar Bescheidenheit und Demut,
denn ohne diese Elemente sind wir blind für die zahllosen
Gelegenheiten zur Vervollkommnung.

Das gilt für alle Bereiche
im Leben (!)


Norbert Weber / Karatelehrer 
Personaltraining 
Germany 
• Budōka - 武道家 • 5.DAN-KARATE-DŌ • 
UNABHÄNGIG • ÜBERPARTEILICH • AUTARK 

Information:
https://mastodon.social/@norbertweber
https://www.schreiber-netzwerk.eu
https://norbertweberphotoart.blogspot.com


© Norbert Weber / Karatelehrer


1 Lesern gefällt dieser Text.



Beschreibung des Autors zu "KarateDo - Wie geht das (?)"

Norbert Weber / Karatelehrer  
Personaltraining  
Germany  
• Budōka - 武道家 • 5.DAN-KARATE-DŌ •  
UNABHÄNGIG • ÜBERPARTEILICH • AUTARK  


Information:
https://mastodon.social/@norbertweber
https://www.schreiber-netzwerk.eu
https://norbertweberphotoart.blogspot.com

○○○○○
ANALYSE UND INTERPRETATION:



Diesen Text als PDF downloaden




Kommentare zu "KarateDo - Wie geht das (?)"

Es sind noch keine Kommentare vorhanden

Kommentar schreiben zu "KarateDo - Wie geht das (?)"

Möchten Sie dem Autor einen Kommentar hinterlassen? Dann Loggen Sie sich ein oder Registrieren Sie sich in unserem Netzwerk.