Platte Tüden

Über Geschmack kann man bekanntlich (nicht) streiten...die einen sagen so und die anderen so...wir sind alle ganz normale Leute... Aber was ist „normal“ und was ist „Geschmack“? Was dem een sin Uhl, iss – alles Quatsch! Wir reduzieren uns aufs Wesentliche? Wir wollen vor allem keine Probleme (sehen). Wenn wir schon unserer Arbeit nachgehen, dann wollen wir wenigstens nicht denken (weder nach, noch voraus). Kommt Zeit, kommt Rat! Es geht alles seinen Gang! Einer allein kann da sowieso nix machen! Wir wollen unsere Ruhe haben!
Die bekommen wir am ehesten, wenn wir alles anerkennen, was um uns herum passiert. Wir leben ja nicht bei den Menschenfressern! Und wenn mein Nachbar einer sein sollte, dann muss ich das ja nicht zur Kenntnis nehmen – und dagegen etwas UNTERNEHMEN muss ich auch nicht. Mir würde eh keiner glauben, daß etwas ist wie es ist, wenn ich absichtlich sähe wie es ist. Ich muss es dann ja nicht auch noch sagen! Sagen muss ich die wichtigen Dinge...wie, daß morgens die Sonne aufgeht und ich etwas frühstücken möchte. Dann gebe ich meinem Lebenspartner einen Kuss und bringe die Kinder zur Schule. Was dort wiederum passiert ist Sache der Lehrer. Damit habe ich nichts zu tun. Das liegt nicht in meinem Verantwortungsbereich.
In meinem Verantwortungsbereich liegen die Fußballergebnisse. Ich kümmere mich darum, nicht hinter der „Zeit“ zurückzubleiben. Deshalb verfolge ich aufmerksam was man grade zu denken hat. Ich kritisiere die Regierung dort, wo es andere auch tun, und zwar so, wie ich es schon mal gehört habe. Dann wähle ich sie wieder. Nebenbei hoffe ich auf gutes Wetter – das kann man ja auch nicht ändern. Und wenn „man“ das eines Tages kann, dann macht „man“ das sicher zum Guten. Denn das Gute siegt am Ende immer, und ich bin ein Guter, zu finden bei den Guten, weshalb ich dann auch praktisch ebenfalls mit ein Sieger bin. Ich muss halt nur auf mich aufpassen!
Die Menschen werden schon wissen was die Menschen tun werden – ich weiß es ja auch! Ich bin fleißig und manchmal auch strebsam...wenn ich meinen Claim im Geschäft, oder privat verteidigen muss. Ich bekomme schon was ich brauche, wenn ich mich nur stets anzupassen weiß. Anpassungsfähigkeit ist nämlich Intelligenz! Und damit ist nicht die individuelle Einstellung auf ein Problem gemeint, sondern ganz einfach, den Weg des geringsten Widerstandes zu gehen. Wenn ich also ein Rad bräuchte um meine Lasten besser transportieren zu können, es aber verboten ist Räder zu gebrauchen, dann erfinde ich keines! Was sollte ich sonst tun?
Außerdem – könnte ich denn das Rad erfinden? Na also! Ich werde doch nicht den Teufel herausfordern und mich unbeliebt machen, ich werde, engelhaft, engelsgleich, mich in den Kreis derer einreihen, die einen beschimpfen, der da etwas vorstellt, das rollt und Lasten einfacher befördern kann als ein Holzschlitten. Ich werde mit skandieren: „Sündig ist der, der sich nicht an die Regeln hält!“ Und dann werde ich, wenn ich frei bekomme in Urlaub gehen und mein Leben genießen. Ich werde nicht an dem herumkritisieren was man nicht als „Missstand“ bezeichnen darf, weil ich sonst nicht mehr dabei bin, wenn sich die klugen Erwachsenen treffen. Leute, wie ich – ganz normale Menschen also, und über die Geschmäcker von irgendwelchen Leuten werde ich mich schon gar nicht streiten.

© Alf Glocker

© Alf Glocker

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