In was verwandelst du deine Zeit? In Speckschichten? In Erkenntnisse? In Kinder? In Zeugnisse vergeudeter Sehnsucht nach einer besseren Welt? Für wen besser? Achso, nur für dich! Werde im Ablauf klug!

Schlemme, zeuge, verhalte dich deinen Anlagen gemäß, oder versenke dich in einen Zustand der imaginären Nichtzeit, in dem dir alles egal ist…nur um zu schweben und scheinbar über den Dingen zu stehen: Geh in einen Zustand des Nirwana über.

Da hast du es gut, denn so musst du nicht sehen was sich vor deinen Augen abspielt. Denn die Zeit ist: eine Überraschung nach der anderen, worin du dich gründlich kennenlernen kannst. Werde was du bist und gib dich deinem speziellen Schicksal hin.

Dafür brauchst du keinen Coach, nur die irdischen Werkzeuge des Seins…die Sinne. Dann kannst du für dich interpretieren was der „Sinn“ ist, für den du am Machen bist. Entkommen kannst du dir nirgends, denn deine Pläne versprechen dir „Glück“:

Einen Zustand des gewollten Leidens, oder des Quälens von Artgenossen, oder wen du auch dafür haben willst. Verwirkliche dich, indem du herausfindest wofür du geboren bist. Je mehr du davon erreichst desto besser (befriedigender) wird deine Welt für dich sein.

Bessere Zeiten, besseres Essen, bessere Häuser, bessere Menschen – alles obliegt deiner Beurteilung der „Sachlage“, obwohl das Leben gar keine „Sachlage“ ist, weil es erfühlt werden muss…erfüllt in eines Hmhms Namen?

(Hier sollte vielleicht noch, überflüssigerweise oder nicht, ein weiser Spruch aus einem verrückten Buch – der Christenbibel – zitiert werden: „Wer aus vollem Herzen gut ist, der wird aus vollem Herzen Gutes tun und wer aus vollem Herzen böse ist, der wird“…)

Für einen Mörder erfüllt sich die Zeit, wenn er ein geeignetes Opfer findet – dann zählt der Augenblick! Auch für den Maler zählt der Augenblick, wenn sich die Minuten in Kunstwerke verwandeln. Der Tüftler erfindet eine Zeit nach der anderen…

Vorher schiebt man die Lasten noch über den Sand – nachher wuchtet man sie auf einen Karren der Räder hat. Der Krieger blickt auf einen Berg Leichen zurück, den er aus Leibern gemacht hat, die sich einmal selbständig bewegen konnten.

Der Revolutionär sieht sich selbst vor dem Aus am Galgen eines Tyrannen, oder er schwingt das Henkersbeil über demselben. Die werdende Mutter transformiert ihre Seele durch Augenblicke, in denen ihr Leib ständig neue Ausmaße annimmt.

Für den ewigen Wanderer ist der Weg das Ziel: Er geht von A nach B, von B nach C, dann wieder zurück, vorwärts, seitwärts, bis er nur noch nach „unten“ kann. Sein Leben ist eine kleine Leuchtspur in der Dunkelheit des Universums.

Der Politiker quasselt sich gekonnt nach oben, wie ein Vertreter zum Vertragsabschluss, um seine Provision zu erhalten. Wer am geschicktesten quasselt versammelt die meisten Anhänger um sein Podest auf das er sich selbst gestellt hat.

So hat auch er die Zeit verändert, indem er behauptet nur seinem Gewissen verpflichtet zu sein – er projiziert eine Farce in die Luft über den Zuhörern und versucht dabei gleichzeitig seinen Widersachern den Weg ins „Glück“ zu versperren…

Er, der Weg, darf für Konkurrenten kein Ziel werden, sonst geht die Rechnung nicht auf! Also werden Mathematiker gebraucht, damit die Zeit in Beweise für eine Theorie umgerechnet werden können…damit alles eine ganz bestimmte Bedeutung erhält!

Der Sammler verleiht sich ihn, den Sinn, ein, indem er sich mit Augenblicken umgibt, die extra für ihn Zeugnisse seiner Existenz geworden sind. Keiner der Augenblicke soll mehr verloren gehen. Er will sich sagen: „Alles hat sich in einem Gegenstand materialisiert“!

Oder auch in eine Frau? Eine interessanter als die andere! Die Eine hat sich, unter seinen, des „Sammlers“ Küssen schöner bewegt als die Zweite, die Dritte, die Soundsovielte. Und alle hat er geliebt wie sein eigenes Leben, das sich aus Abenteuern definiert.

Der Brandstifter erhellt sich die Welt durch ein quirliges Element, welches immer wieder in der Lage ist ihm die größte Freude zu bereiten und er muss sich in ihm, dem Feuer, verwirklichen, weil auch er innerlich fortwährend brennt.

Der geborene Arzt geht bestimmten Dingen auf den Grund, er versteht die Abläufe lebendiger Körper, indem er – ohne etwas zu fordern – versucht sie am Leben, am Sammeln von Augenblicken, für das Zurücklegen von Wegstrecken zu erhalten.

Der Missionar hingegen begleitet stur…und wirkt dabei ständig auf den Begleiteten ein. Er flüstert ihm solange irgendein Heil in die Ohren, bis sich dieser nicht mehr anders zu helfen weiß als zu konvertieren. Dann ist der Missionar irgendwie glücklich.

Wer glaubt, der hat einen gewissen „Ruhezustand“ erreicht, denn Glauben ist in sich selbst ruhen: Nichts zu erbitten als die fiktive Liebe und den fiktiven „Schutz“ eines transparenten Idols, von dem man leichtfertig sagen kann: „Es ist immer bei uns!“

Ganz anders der Reiche – jeder von ihm „empfundene“ Zeitpunkt wird in Geld ausgedrückt. Damit rechtfertigt er sämtliche Winkelzüge, die ihm zur Verfügung stehen, in seinem quasimodo begrenzten Geist, denn der Glaube an Geld ist die mitgelebte Allmacht.

Wer sich „erfolgreich“ nennen kann, der weiß, daß Zeit Geld ist – nichts Anderes! Er muss nichts aus sich selber erschaffen, er kann zu Imperien verwandeln was andere für ihn erschaffen haben und im Anhäufen von Gütern definiert er „Intelligenz“.

Heiratsschwindler, große Künstler, Feldherrn, Huren und Betrüger, Erfinder, Weise, Philosophen, erschaffen eine Welt aus Träumen, wo die Zeit in Räumen prunkt, die darzustellen haben was nur möglich ist. Das ist kurios und „wundervoll“ zugleich!


© Alf Glocker


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Kommentare zu "Kurios und wundervoll zugleich"

Re: Kurios und wundervoll zugleich

Autor: Bluepen   Datum: 03.11.2020 8:38 Uhr

Kommentar: Lieber Alf,

gekonnt formuliert dein wunderbares Essay!

LG - Bluepen

Re: Kurios und wundervoll zugleich

Autor: Alf Glocker   Datum: 03.11.2020 9:42 Uhr

Kommentar: Vielen herzlichen Dank!

LG Alf

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