Ein Herr, Mitte 60: „Haben Sie noch ein Zimmer für eine Nacht?“
Der Concierge sucht mit dem rechten Zeigefinger in der aufgeschlagenen Kladde. „Ja. Ein Zimmer ist noch frei.“
„Gut, das nehme ich.“
„Ihren Ausweis, bitte.“
Der Gast reicht ihm seinen Personalausweis. Der Concierge stanzt ein Loch hinein und heftet ihn in einem Ordner ab. „Morgen früh bekommen Sie ihn wieder. Sie haben Zimmer 213 im zweiten Stock.“
„Gibt es einen Aufzug?“
„Tut mir leid, der ist leider seit einer Woche außer Betrieb, plötzlich ist er zwischen der 5. und 6. Etage steckengeblieben. Die Gäste sind immer noch drin. Erst haben wir Klopfzeichen und Rufe gehört. Aber glücklicherweise herrscht seit gestern Stille.“
„Haben Sie keine Wartungsfirma?“
„Doch, natürlich. Aber drei Mitarbeiter haben gekündigt und der verbleibende Mann schafft die Arbeit kaum noch.“
„Bekomme ich noch einen Schlüssel?“
„Bedaure. Vorgestern ist in Ihrem Zimmer ein Gast erstochen worden. Die Polizei hat die Schlüssel mitgenommen.“
„Ist das Zimmer denn in Ordnung?“
„Ich glaube ja. Es war eine Tatortreinigungsfirma da. Die wollen morgen den Rest erledigen. Aber das Zimmermädchen hat das Bett neu überzogen. Für eine Nacht sollte es akzeptabel sein.“
„Eine Frage noch: Wann gibt es Frühstück?“
„Von 7 bis 8 Uhr.“
„Was, so spät? Ich glaube, ich überlege es mir noch einmal. Bitte geben Sie mir den Ausweis zurück.“
Der Mond ist scharlachrot.
Er rockt sich durch die dunklen Wolken.
Er strahlt wie eine schöne Frau.
Sein Lächeln liegt noch auf dem Morgentau.
Die Sonne küsst ihn zart.
Der Smooth Jazz breitet sich aus
Schwingt sich den Wänden empor
Tanzt an der Decke leichtfüssig
Lacht übers ganze Gesicht
Und meint in unterkühltem Ton
Auch Wolken haben eine [ ... ]