Bella - ein Liebesbrief post mortem

© Ines Tells

Allerliebste Fellnase,

zehn Wochen ohne Dich...

Wie geht's auf der anderen Seite, was machste so?
Hier ist's ziemlich doof ohne Dich - Deine Abwesenheit wiegt schwer.
Das Wohnzimmer wirkt verwaist..., leblos und leer - wie eine Geisterstadt.
Was geblieben ist sind die Kratzspuren Deiner Pfoten auf dem Laminat und all die schönen Erinnerungen an Dich.

An Deinen intelligenten, wachen Blick z.B.
Herausfordernd - neugierig und liebevoll - verspielt zugleich.

Nur der Satz ,,Ines kommt gleich, Bella.'' und wusstest ganz genau bescheid, dass ich gleich komme, und dann hast Du Dich erwartungsfroh auf den Rasen vor dem Haus gelegt und mit wachsamen Blick die Auffahrt fixiert, wartend darauf, dass ich endlich um die Ecke geradelt komme.
Was war das immer schön, so freudig von Dir begrüßt zu werden!
Manchmal kam ich auch unangemeldet zu Besuch und Du hast oft trotzdem gewusst, dass ich komme.
Immer wieder hat mein Pa (dein Herrchen) mir erzählt, dass Du einige Minuten vor meinem erscheinen, plötzlich und grundlos aufgestanden bist und Dich vor die Haustür gesetz hast, um zu signalisieren, dass Du raus auf den Rasen möchtest.
Du wusstest, dass ich komme.
Woher?
Zauberhafte, geheimnisvolle Bella.

All diese Erinnerungen - good times!

Dein fast schon krankhafter Spieltrieb und Dein hysterisches bellen, wenn ich den Wurf Deines Lieblingsspielzeuges mal ein wenig hinausgezögert hab.
Unfassbar, wie schnell Du früher rennen konntest wenn irgendetwas geworfen wurde - nicht normal...
Oder weißt Du noch diese krasse Aktion in Hohensyburg am Kaiserdenkmal, wo Du fast in den Tod gestürzt bist weil Du in Deinem jugendlichem Übermut, oberhalb der Treppe, auf die Mauer gesprungen bist?
Da haste Dich ganz schön erschrocken was?
Ich auch, das kannste mir glauben - aber hallo!

Deine verlegenen Blicke...

...wenn mal wieder ein Stock, den Du zerbeißen wolltest, sich zwischen Deinen Zähnen verklemmt hat und Du dann so getan hast als wäre alles ok, obwohl Du grad voll in Not warst.
Und wenn Du dachtest, keiner guckt, hast Du verzweifelt versucht mit Deiner Pfote dieses Stück Holz zwischen Deinem Gaumen herauszupulen.
Wenn ich Dir dann helfen wollte, war es kaum möglich überhaupt einen Finger zwischen Deine Zähne zu bekommen; und wenn ich das olle Stück Holz endlich herausgepult hatte, hast Du ihm den Rest gegeben und energisch in Holzspäne verwandelt.

Scheiße, Bella, was hatten wir eine gute Zeit miteinander!

All diese Erinnerungen, die jezt beim schreiben hochkommen...
An unser Waldspaziergänge erinnere ich mich besonders gerne... oder wie Du Dich immer auf die Seite legtest und den Vorderlauf angehoben hast, um zu zeigen, dass ich Dir doch bitteschön die Brust kraulen soll.
Mitten auf den Bürgersteig kacken, obwohl Dein ,,Klo'' schon in Sichtweite ist, und ich natürlich vergessen hatte Kotbeutel einzustecken - well done bitch ;-)

Und, und, und...

Alles das nicht mehr mit Dir erleben zu können, fehlt sehr, Belli.
Du fehlst, tapfere Fellnase!

Ich hoffe, dass wir uns auf der Lichtung am Ende des Pfades wiedersehen werden...


Zwei Lebewesen
artfremd
und dennoch Gefährten

geeint
in tiefer Verbundenheit

zueinander stehend
selbstlos
bis zum letzten Atemzug


* Januar 2004 † 08.Sebtember 2017


In Liebe und Dankbarkeit für die gute zeit mit Dir

Ines


© Ines Tells


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Beschreibung des Autors zu "Bella - ein Liebesbrief post mortem"

Bella litt an HD, einer Überzüchtungserscheinung, die ihr schon recht früh im Leben die Agilität nahm (Hüftarthrose).
Doch wir haben alles getan um ihr ein langes, lebenswertes und erfülltes Leben zu ermöglichen... bis zu jenen Tagen als sie nicht mehr aufstehen konnte.

Als die Tierärztin kam, um Bella in ihrer vertrauten Umgebung von ihrem Leid zu erlösen, war sie sehr freundlich, herzlich und voller Achtung Bella gegenüber.
Es ging dann alles sehr schnell... - nach der ersten Dosis Narkosemittel war Bella fast augenblicklich bewusstlos und bald darauf entschlafen.

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Kommentare zu "Bella - ein Liebesbrief post mortem"

Re: Bella - ein Liebesbrief post mortem

Autor: Verdichter   Datum: 21.11.2017 13:52 Uhr

Kommentar: Liebe Ines, da kommen mir ja fast die Tränen..wunderbar gefühlvoll geschrieben. Besonders schön, weil es kein trauriger sondern ein glücklicher Rückblick war - trotz der Trauer über den Verlust.
Ich bin ganz bei dir..

Gruß, Verdichter

Re: Bella - ein Liebesbrief post mortem

Autor: possum   Datum: 24.11.2017 2:50 Uhr

Kommentar: Ich denke an dich, liebe Ines, es ist sehr tiefgreifend wenn man sich verabschieden muß und die Lücke schmerzt noch lange, Tiere sind allerliebste Freunde! Alles Liebe, glG!

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