1.
Ich habe verschlafen, um mich herum herrscht hektische Betriebsamkeit.
„Beeil dich! Frühstück ist fertig!“
Komme ja schon. Ich sehe nach draußen, der Himmel ist, wie zu erwarten, grau, aber ein paar hellere Schlieren lassen Hoffnung auf ein wenig Sonnenschein. Könnte uns zur Abwechslung mal nicht schaden. Ist ja, hoffentlich, keine Hitzewelle. Wenn es wieder regnet, wird es schon nicht fluten, die Pumpen tun´s ja noch, oder? Ja, man kann ihr entferntes Fop!-Fop! hören. Schön. Zu warm für Hagel und Blizzards. Noch besser.
Boote fertig machen, Netze einladen. Proviant-Taschen einpacken. Winken. Das alles geht mir so leicht, so mechanisch von der Hand, ich mache es ja auch tagein, tagaus. Segler checken,nur ganz schnell. Mentale To-do-Liste erstellen. Schulsachen holen, zu McKenzie, dem alten Biest, in den Unterricht. Lernen. Essen, Trinken, aufs Klo gehen. Noch mal lernen. Die Zeit zieht sich dahin wie Mas Haferschleim. Blärk!! Was sie wohl gerade macht? Die Wäsche, wahrscheinlich. Ermahnt werden, ich soll doch bitte aufpassen, es ist doch nur zu meinem eigenen Wohl. Natürlich.
Es ist Abend, ich liege auf meinem Bett, erschöpft. Warum eigentlich? Zu wenig Sonne? Ist doch immer so. Ein Gewitter. Neue Hoffnung. Die Boote sind zurück, die Frauen bereiten den Fisch zu. Gut so.
Ich stehle mich nach draußen, schnappe das rostige Fahrrad, in der Ferne sieht man schon Wetterleuchten, jetzt aber schnell. Der Wind pfeift um mich herum, peitscht rechts und links von mir das Meer auf; so ist es wunderschön, das Meer, lebendig. Ich bin lebendig. Schnell steige ich vom Fahrrad, renne auf die Klippen, endlich. Endlich da. Ich stehe am Rand, um mich herum tost das Wasser, der Wind, die Wolken ballen sich bedrohlich schwarz zusammen, es donnert, und dann fängt es an zu regnen, und der Regen ist warm. Ich lache, stehe da, singe, im ersten Sturm des Sommers.
Der Mond ist scharlachrot.
Er rockt sich durch die dunklen Wolken.
Er strahlt wie eine schöne Frau.
Sein Lächeln liegt noch auf dem Morgentau.
Die Sonne küsst ihn zart.
Der Smooth Jazz breitet sich aus
Schwingt sich den Wänden empor
Tanzt an der Decke leichtfüssig
Lacht übers ganze Gesicht
Und meint in unterkühltem Ton
Auch Wolken haben eine [ ... ]