Das Leben ist keine Stagnation, weitergehen ist seine Bestimmung, jeder von uns entwickelt sich weiter, geht einen neuen Weg, hat ein Ziel vor Augen, das ihm vor einem Jahr vielleicht noch gar nicht bekannt oder bewusst war, nach dem er auch nicht suchte, das ihn nun aber doch fand.

Eine Idee, die man noch nicht verwirklicht hat, nimmt jetzt Gestalt an und fordert uns auf, unserem Leben eine neue Richtung zu geben.

Manchmal gehen wir weit weg, manchmal bleiben wir nah. Und doch müssen wir Abschied nehmen, von Bekannten, von Freunden, von Kollegen, von Altvertrautem. Dem einen fällt dies leichter, weil er das Neue schon vor Augen hat, sich ganz auf sein Ziel konzentrieren kann, dem anderen fällt es schwerer, weil Abschiede ihm doch wehtun, und jemand Drittes nimmt überhaupt keinen Abschied und sagt nicht einmal Auf Wiedersehen.

Warum das? Schweigen als Antwort auf die Fragen, die ihm/ihr gestellt wurden. Der Fragende bleibt mit einem sehr unguten Gefühl zurück, was habe ich jetzt falsch gemacht? Durfte ich diese Frage nicht stellen, bin ich dem anderen jetzt zu nahe getreten, bin ich es nicht einmal wert, dass man mir Antwort gibt? Sind das Machtspiele oder will der andere schlichtweg nicht mein Gegenüber sein, das mir Antwort gibt?

Du wachst jeden Morgen mit den gleichen Zweifeln auf, Du schläfst mit ihnen ein, und jeden Tag, ein bisschen mehr, erkennst Du: Jeder Mensch hat seinen freien Willen, er kann mit Dir reden, es wäre auch wünschenswert, aber: ER MUSS es nicht, und dann liegt es an Dir, dies auch zu akzeptieren, nicht weiter zu spekulieren, dem anderen im Stillen alles Liebe und Gute zu wünschen, vielleicht auch Gottes gute Führung und dann...dann kommt das allerschwerste: Die unsichtbare Hand, die ihn immer noch festhält, muss sich langsam öffnen....gib den anderen frei, frag Dich nicht mehr, warum er Dir nicht antwortet, er wird seine eigenen Gründe habe, Du musst sie nicht verstehen, aber Du kannst sie erahnen. Er muss Dir deswegen nicht schlechter gesonnen sein als früher....und Du ihm auch nicht.

Vielleicht kommt der Tag...und Eure Wege werden sich, ganz zufällig, oder vom Leben gesteuert, wieder kreuzen, ihr werdet Euch erstaunt in die Augen sehen, Euch vielleicht erst gar nicht erkennen...und nicht glauben können, dass ihr Euch wiederseht! Dann kann es passieren, dass man darüber reden kann, warum kein Abschied möglich war, aber...es kann auch sein, dass man sich nicht mehr wiedersieht und...das macht Kummer, macht einem das Herz so schwer, als würde der andere sterben....

Doch das Leben ist keine Stagnation, auch Deines nicht, ...auch Deines nicht!!!, der Du so traurig ohne Worte zurückbleiben musst! Weil Du mit jedem neuen Tag Abstand gewinnst zu dem Erlebten, wenn...Du Deine Hand, Dein Herz öffnen und Dir sagen kannst: Es war des anderen Wille, ohne Abschied zu gehen, ich bewerte jetzt nicht, ob es für ihn gut oder schlecht war, aber für mich fühlt es sich nicht gut an und so würde ich nicht gehen...

Abschiede sind notwendig, bedeuten aber nicht, dass Kontakte sich auflösen, selbst wenn jemand ans Ende dieser Erde geht, bleibt er doch noch auf derselben und mit den heutigen technischen Möglichkeiten besteht immer noch die Chance, miteinander zu kommunizieren. Selbst der gute, alte Brief sollte ab und zu mal wieder geschrieben werden.

Mir ist jeder ausgesprochene Abschied lieber, am liebsten mit der Option auf ein Wiedersehen, mit guten Worten füreinander, mit lieben Wünschen, mit Tränen, ja auch Tränen können dazugehören, aber ich bemühe mich aufrichtig, auch die Abschiede zu verstehen, die ohne Worte, ohne Gesten, ohne alles ablaufen.

Wenn ich einen Menschen vorher mochte, werde ich ihm nicht böse sein, aber...enttäuscht werde ich sein, vielleicht zum größten Teil, ob meiner eigenen Erwartungen, darin liegt ein großer Teil unserer Enttäuschungen...

Zum Abschied wünsche ich Dir, gehe mit Deinem ganzen Herzen, gehe mit viel Hoffnung und Zuversicht, melde Dich, wenn Dir danach ist, denn ich werde bleiben, behalte mich ein kleines bisschen in Deiner Erinnerung, dann kann keine Zeit und kein Raum uns trennen, wenn Du mich jedoch vergessen willst, so werde ich Dir nicht im Wege stehen, ...ich hätte so gerne noch Abschied genommen, aber....das sollte wohl so nicht sein....und so schaue ich hinaus den wunderschönen sonnigen Tag und sende leise Grüße an Dich, sage Danke für alles Gute, was Du für mich getan hast und was mir bleiben wird: Ich wünsche Dir eine gute Reise, komm gut an, wenn Du auch ohne Abschied gehst, ich werde es Dir NICHT gleichtun..und wer weiß, wo sich unsere Wege wieder kreuzen? Kannst Du das voraussehen, kann ich es? Auf Wiedersehen...., wenn es denn sein soll...und Lebe wohl...wenn nicht....ich bleibe Dir wohl gesonnen...und hoffe, Du mir auch....

(CE, 29.08.2014)


© Claudia Embacher


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