In bunter Vorzeit lebte einmal eine Urfrau namens Grunzi, auch Mutter Curare genannt , im Urwald der urbaren Gesamtlandschaft Gondwahnas. Sie hatte alle ihre sieben Männer durch Unachtsamkeit verloren. Mit dem Ersten trieb sie es auf die Spitze der Wollust, wobei der arme Gemahl vor lauter Begeisterung seinen Rotzlöffel abgab. Mit dem Zweiten spielte sie Fang die Hut, wobei er nach der dritten Hut vor lauter Enttäuschung kollabierte. Kaum hatte sie sich mit dem Dritten verbunden, erstickte dieser ganz unabsichtlich an seinen strammen Fesseln.

Den vierten Mann bekniete sie so oft, bis ihm die Rippen brachen und auch eine Mund zu Mund-Beatmung nichts mehr ausrichten konnte. Mann Nummer 5 stürzte sich beim Hirschsprung versehentlich in den Abgrund. Als sie mit ihrem sechsten Mann allzu viele Sexperimente machte, wie z.B. 69, 69a, 69 b – 100 z, erstarb dieser an Verschöpfung.
Die Nummer 7 nippelte schon nach wenigen Wochen wegen allzu großer Langeweile ab, weil Grunzi die Lust am Stellungsspiel verloren hatte.

Nachdem bekannterweise wilde Männer nicht vom Himmel fallen, müssen sie im Urwald aufgespürt und aufgebracht werden. Um Grunzis Chancen zu erhöhen, rieb sie ihre Brüste an jeden zweiten Baum, der die nötige Dicke aufwies. Dabei murmelte sie heiße Zauberformeln in Farn und Unterholz:

„Ugu, aga, alla Schack.
Nubi, subi Schabanack!
Obi, nogo findi nix,
Ramba, Zamba, aba fix!“

Nachdem Grunzi ihre süßen Düfte überall verschwenderisch verteilt hatte, begann es im nahen Sumpf zu brodeln. Zuerst stiegen gelbliche Blasen aus dem Grund zum Blätterdach empor und verblendeten die Obersten, die Affen bis zur völligen Verrücktheit. Ihr wildes Gebrüll entblätterte die Baumkronen aufs Obszönste. Das hörten sogar die heiligen Hasen aus Naschmipur. Sie prägten während des Rammelns den philosophischen Satz:
„Ob zön oder nicht ob zön, daf if hier die Frage.“ Die Schlangen verschlängelten sich zu einem quietschenden Knäuel und selbst die Elefanten trompeteten mit ihren steif gewordenen Rüsseln die Hintergrundmusik aus dem 'Dosenkavalier' dazu.

Und bald befand sich der ganze Urwald in heller Aufruhr. Die Wanderameisen hielten inne und die Vögelspinnen spannen kuriose Phantasien ohne Netz und Boden. Der Nasenbär Penisokkia starrte blaue Löcher in die Luft, während der Prozessionsfalter goldene Schmetterlinge im Bauch verspürte. Nun tauchten auch sechs Färberfrösche aus dem Sumpf hervor. Sie hatten die gelben Blasen erzeugt und darauf gehofft, dass Grunzi sie nacheinander an die Felswand würfe, damit ihr wahre Natur – der Seelenprinz – dabei zum Vorschein käme.

Hurtig sprangen sie aus ihrer feuchten Umgebung, um sich der Urfrau jammernd und lustklagend zu nähern. Sie vollführten einen Salto nach dem anderen, tanzten im Kreis um das begehrte Objekt und flehten sie an, sich zu entblößen. Grunzi aber weigerte sich hartnäckig und sprach: „Nein, meine Mumu zeige ich nicht!“ Da antworteten die Frösche im Chor: „O weh, oh weh, kein Pink-Shot nicht! Doch Mumus sind schon ein Gedicht!“

Amüsiert lachte Grunzi die Frösche an und spielte dabei verträumt an ihren Nippis herum.
Wie sehr hätte sie sich jetzt wieder einmal ein süßes Bärli zum Knuddeln gewünscht. Aber da waren ja nur die sechs unberührbaren Frösche vorhanden.

Doch mal ehrlich! Sind sechs giftige Frösche nicht besser , als ein Leben ohne Spaß? No risk no fun, dachte sich die Mutter Curare bei sich selbst und grunzte zufrieden vor sich hin.
Das vernahm der Gentleman unter den sechs Färberfröschen Bumsi, Rumsi, Humsi, Hansi, Wurschti und Furzi und parodierte daraufhin einen sehr viel später berühmt gewordenen Gassenjungen: „Schönes Fräulein, darf ich´s wagen, unser Geleut ihr anzutragen. Dann darfst du fromm nach unseren Quappen schnappen.“

Grunzi dachte einmal scharf nach und kam zu dem Entschluss, dass sie wohl durch das Gift der Frösche nichts zu befürchten hätte, da sie ja Mutter Curare sei. Also nahm sie sich den ersten Frosch zur Brust. Den Zweiten ließ sie an der anderen kosten. Den Dritten führte sie zum Mund und zwei Weitere durften in ihrer Zuckerdose naschen. Der Letzte aber hatte die Arschkarte gezogen.

Alle Frösche bis auf einen verwandelten sich augenblicklich in Prinzen. Nur der, der die Arschkarte gezogen hatte, wurde zum Königssohn Bumsi und bot sich Grunzi als Gemahl an. Die anderen fünf Frösche, die nur zu Prinzen wurden, überlebten den Naschvorgang leider nicht. Sie starben heroisch im Rausch ihrer eigenen giftigen Hochgefühle.

Bumsi und Grunzi gründeten gleich nach ihrer Hochzeit in der Stopfdreinhöhle des heiligen Ur-Aals das erste Naturvolk der Weltgeschichte aus einer Niederkunft nach der anderen und der Himmel hing voller Quappen.

Viele Jahrhunderte später interpretierte der berühmteste Philosoph Kaul von Laich die menschliche Geschichte der urzeitlichen Erotik folgendermaßen:

Nichts war den Menschen je giftig genug, um nicht genossen zu werden.

Mutter Curare und die sechs Färberfrösche

© Alf Glocker


© Alf Glocker / Roland Walter


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Kommentare zu "Mutter Curare und die sechs Färberfrösche"

Re: Mutter Curare und die sechs Färberfrösche

Autor: Angélique Duvier   Datum: 25.04.2022 18:11 Uhr

Kommentar: Lieber Alf, eine herrliche Geschichte, wer kommt dabei nicht ins grunzeln?
Dazu hast Du ein geniales Bild erschaffen!

Liebe Grüße,

Angélique

Re: Mutter Curare und die sechs Färberfrösche

Autor: Alf Glocker   Datum: 26.04.2022 17:19 Uhr

Kommentar: Vielen herzlichen Dank liebe Angélique!

Liebe Grüße
Alf

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