Als wir alle gegessen hatte, ging ich in die Küche, um abzuwaschen. Ich fand es nett von Zac, dass er uns zu sich eingeladen hatte und deswegen wollte ich ein wenig behilflich sein. Ich hörte Schritte auf mich zu kommen und als ich mich umdrehte, war Mikel direkt vor mir. Er nahm ein Tuch und trocknete das von mir gewaschene Geschirr. Was wollte er jetzt hier?
"Sandy? Wirklich?", fragte ich ihn, während die anderen im Wohnzimmer waren.
"Wieso überrascht dich das? Immerhin bringst du hier einen totalen Versager mit".
"Ich dachte du hast mehr Stil und musst dich nicht nach einem Mädchen vergreifen, dass schon alle Jungs aus dieser Gruppe durch hatte. Außerdem ist er kein Versager. Er ist ein toller Junge, der mich schätzt und liebt. Er ist nicht wie du, nämlich ein Junge, der nicht zu seinen Gefühlen stehen kann und der sich schon extra eine Schlampe holen muss", damit hatte ich ihn wohl tief getroffen.
"Jetzt halt mal die Klappe, ja! Du hast doch keine Ahnung von Liebe oder sonst was. Ist es denn nicht so, dass du auch schon mit allen etwas hattest bzw. mit meinem Bruder und meinem besten Freund. Und ich kann dir gleich sagen, dass dieser Junge dich irgendwann total verletzen wird. Ich wusste damals dass ich dich wollte, weil ich dich so lange geliebt habe, falls es dir entgangen ist. Ich wollte alles versuchen, dass es zwischen uns klappt, aber du hast immer davon angefangen das du angst hast verletzt zu werden. Du bist hier der Feigling und nicht ich. Du gehst lieber mit so einem Jungen zusammen, weil du weißt, dass es niemals so weh tun würde, wenn er sich von die trennen würde, als wenn ich es damals getan hätte. Du bist diejenige, die kein Risiko eingehen wollte, die nicht zu ihren Gefühlen stand", das hatte somit gesessen. Meine Augen füllten sich auf einmal mit Tränen. Ich wusste nicht wieso, aber diese Worte schmerzten. Ich merkte in diesem Moment, dass ich eigentlich noch so viel für Mikel empfand.
"Du bist so erbärmlich. Das mit deinem Bruder ist so lange her und das mit Zac auch. Das kannst du mir wirklich nicht vorwerfen. Und du hast recht, ich wollte nicht mit dir zusammengehen, weil ich vermutlich am nächsten Tag nicht mehr deine große Liebe gewesen wäre, sondern nur die Dumme von nebenan, die den ganzen quatsch, denn du erzählt hast, geglaubt hätte. Ich bin jetzt mit jemanden zusammen, der mich schätzt und bei dem ich nicht Angst haben muss, dass er am nächsten Morgen aufwacht und mich nicht sehen will. Er weiß, wer ich wirklich bin und du hast es nie wirklich erfahren können", ich sprach ruhig und trotz allem rollten einzelnen Tränen über mein Gesicht. Er kam näher an mich heran und wusch sie mir weg. Seine Augen, die glänzten wie damals. Die Augen, der Mund, die Haare, alles waren die Sachen, in die ich mich so sehr verliebt hatte. "Ich habe dir schon mal gesagt, dass ich immer die Wahrheit sage und dir gesagt, dass du es dir gut merken solltest. Ich könnte nicht einmal annährend daran denken, dich irgendwann nicht mehr zu lieben. Was für ein Vollidiot wäre ich, wenn ich dich nicht für immer lieben würde? Was für ein elender Versager wäre ich, wenn ich es zu lasse, dass du mit diesem Vollidioten zusammen bist und was für Arschloch war ich, als ich dich gehen lassen habe?" Seine Hand ruhte auf meinen Gesicht. Ich schloss kurz die Augen, um seine Berührung zu genießen. Die Worte verarbeitete ich gerade und die Tränen kamen wie raus geschossen.
"Kate, dein Freund scheint ziemlich betrunken zu sein!", schrie Zac auf einmal von hinten und man hörte seine Schritte wie er zu uns kam. Mikel nahm seine Hand von meinem Gesicht und ich wusch mir die Tränen sofort weg.
"Okay, dann fahre ich jetzt mit ihm nach Hause", antwortete ich schnell und ernst.
Mikel ging zurück zu den anderen und ich lief auch mit ins Wohnzimmer. David war außer Kontrolle und erzählte irgendwas schwachsinniges. Er flog bei jedem Schritt fast hin.
Ich nahm seine Hand, verabschiedete mich von allen und zog mich an.
Als ich ihm mit großer Mühe in das Auto gezerrt hatte, schlief er auch schon sofort ein.
"Der scheint ziemlich besoffen zu sein, oder?", hörte ich Mikels Stimme von hinten.
"Ach quatsch. Er muss sich nur an das Trinken von euch gewöhnen!", scherzte ich und Mikel lächelte.
"Darf ich dir mal kurz etwas zeigen?", fragte er mich auf einmal. Ich nickte und lief mit. Wir waren hinter der Garage, an dem Ort, als wir uns das erste Mal geküsst hatten.
"Da haben wir uns stundenlang geküsst", sagte ich nach einer Zeit.
"Damals war alles noch einfach, findest du nicht? Es waren nicht viele Dinge zwischen uns gestanden. Wir hätten alles anders und besser machen können und wäre vielleicht jetzt glücklicher". Wieder kamen mir die Tränen.
"Hör auf damit", flüsterte ich.
"Ich kann nicht. Ich kann nicht aufhören darüber nachzudenken und das schon seit Jahren. Ich weiß auch nicht wieso"
Ich spürte wie er näher kam.
"Weißt du noch was ich hier damals gesagt habe?", fragte er mich jetzt.
"Du wolltest mich schon küssen, seit du mich das erste mal gesehen hast", wiederholte ich seine Worte vor 6 Jahren.
Er nahm meinen Kopf wieder in seinen Händen. Mein Körper verlor sich und ich wollte mich ihm sofort hingeben. Ich wollte für immer hier bei ihm stehen bleiben und nie wieder weg von ihm.
"Kate, ich wollte dich schon küssen, als ich dich das erste mal gesehen habe, weil ich sofort verliebt in dich war".
In diesem Moment ließ ich es geschehen. Ich dachte endlich mal nicht darüber nach, was falsch oder richtig sei. Ich küsste ihn. Ich spürte seine Hände meinen Körper streichelten, wie er mich fester an sich zog, wie seine Zunge meine massierte. Die Schmetterlinge in meinem Bauch kamen alle heraus. Bei David würden in hundert Jahren nicht so viele flattern. Er nahm meinen Körper und drückte mich gegen die Wand. Ich stöhnte auf.


© Ibly.


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Beschreibung des Autors zu "Loslassen ist leichter als gesagt"

Es sind einzelne Teile von einer Geschichte, die ich mir schon ausgedacht habe. An der ganzen Geschichte, arbeite ich gerade noch. Es ist eine Geschichte davon, wie groß uns die erste Liebe erscheinen mag und wie man damit umgeht, wenn man nicht los von ihr kommt. Es ist eine Geschichte, die ziemlich persönlich ist. Ich bin neu hier und hoffe darauf das nicht allzu böse Kommentare kommen, dennoch es kritisch betrachtet wird. Wie gesagt, es sind nur einzelne Teile, die ich geschrieben habe.

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