Passend zu meinem emotionalen Schub meines mangelnden Selbstwertgefühls, seufzte Pierre. „Da muss wohl Onkel Pierre wieder nachhelfen.“, sagte er und verschwand im Zimmer nebenan.

Nach einer Weile kam er wieder und hielt mir einen Bündel Kleidung hin. Ich starrte die Sachen an, die mir mein bester Freund ausgesucht hatte und dann ihn selber.
„In den Sachen, wird Charlotte dich flachlegen.“, grinste er mich an. „Du kannst mir später danken!“
„Meinst du…. Meinst du wirklich, das würde Charlotte gefallen?“, ich war sehr unsicher. Ich kannte Charlotte kaum und konnte ihren Geschmack gar nicht einschätzen. Mir blieb nichts anderes übrig, als Pierre zu vertrauen. Schließlich kannte er sich mit Frauen aus.

Das besagte Outfit, dass laut Pierre die „heißeste Scheiße überhaupt“ war und auf das die „Weiber total abgehen“ würden, bestand aus einer schwarzen engen Jeans, einem Nietengürtel und einem weißen T-Shirt. Ich konnte Pierre gerade noch die Bikerjacke mit Nieten ausreden, dennoch stattete er mich mit einer schlichten, schwarzen Lederjacke aus und betonte mehrmals, dass mir dadurch „die Chance meines Lebens“ entgehen würde „der pure Sex auf zwei Beinen“ zu sein. Ich meinerseits lief jedes Mal, wenn er das sagte, rot an, was er jedoch nicht mitbekam und daher weitermachte.

Auf der Arbeit ließ ich den Nietengürtel und die Lederjacke weg und fiel daher wie immer niemandem auf. Wie jeden Tag rannten die Leute in mich hinein, stolperten über mich oder quetschten mich gegen Regale oder Türrahmen. Ich versuchte nicht an Charlotte zu denken, doch hin und wieder, wenn ich einen kurzen Blick auf die Uhr warf und die Zeiger sich meinem Feierabend näherten, überkam mich eine leichte Panik. Im nächsten Moment rempelte mich jedoch wieder jemand an, sodass ich zurück zu der Hektik des Alltags zurückkehrte.

Schließlich schaffte ich es doch noch die Zeit zu vergessen, als ich plötzlich Charlotte durch das Fenster erspähte. Ich wischte gerade die Theke ab und blieb wie eingefroren stehen. Beinah in Zeitlupe sah ich sie auf die Tür zukommen.
Die blanke Hysterie packte mich. Reflexartig hockte ich mich auf den Boden hinter die Theke, so dass Pierre, der gerade mit einem Tablett voller Gläser aus der Küche trat, über mich stolperte. Zusammen mit den Gläsern fiel er unsanft zu Boden. Die Gläser zerbrachen und verursachten einen solchen Lärm, dass alle im Café in unsere Richtung schauten, auch Charlotte, die soeben eintrat.
Sie lief direkt auf mich zu, ohne den Blick von mir zu wenden.


© Ronia Tading


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Beschreibung des Autors zu "le mystère du coeur (das Geheimnis des Herzens) - Kapitel 2.2"

Sooooooo, nach viel zu langer Pause lade ich wieder was hoch. Es war eigentlich schon längst geschrieben und verstaubte in meinem Ordner. Ich hoffe es gefällt euch! :)




Kommentare zu "le mystère du coeur (das Geheimnis des Herzens) - Kapitel 2.2"

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