Ich brauchte Mut und trank zwei Bier, bevor ich es wagte, die Schönheit, die am Eingang stand, anzusprechen. Sie hatte mir den ganzen Abend Blicke zugeworfen und nun sah es so aus, als würde sie gehen. Ich beeilte mich, zu ihr zu gelangen. ?Warte, willst du schon gehen?? sprach ich sie an.
?Ich will nur frische Luft schnappen. Kannst ja mitkommen?, sagte sie. Wir liefen nebeneinander. ?Sarah?, sagte sie.
?Peter?, antwortete ich. ?Wo gehen wir hin??
Sie nahm meine Hand. ?Ans Ende der Welt.?
Wir liefen an den Zelten vorbei und ließen auch den See links liegen. Wir entfernten uns immer weiter vom Festsaal und dem eigentlichen Campingplatz. Die Musik war nur noch schwach zu hören. An einem Hochsitz hielten wir an. Sarah stieg behende hinauf, und ich folgte ihr. Wir setzten uns hin und starrten in die Nacht. Dann legte Sarah ihren Kopf an meine Schulter. Vor uns tanzten Glühwürmchen eine Polka.
?Kannst du meine Gedanken hören?? fragte Sarah.
Ich lauschte. ?Nein, aber sie müssen schwer sein, denn meine Schulter tut mir langsam weh.?
?Entschuldige?, sie nahm ihren Kopf von meiner Schulter. ?Ich vergesse ständig, daß andere Menschen mit meinen Gedanken nicht klarkommen.? Sie schlug nach einer Mücke, die sich auf ihrem Bein niedergelassen hatte. ?Verdammte Viecher.?
?Ganz recht?, sagte ich und kratzte einen frischen Stich an meinem Ellbogen. ?Weißt du, Sarah, daß ich mir das Ende der Welt anders vorgestellt habe??
?Wie denn??
?Trostloser und nicht so schön. Außerdem dachte ich immer, ich wäre dort allein.?
?Ich fühle mich manchmal sogar allein, wenn Tausende von Menschen um mich sind.?
?Jetzt auch?? fragte ich.
?Nö.? Sie streichelte mir übers Haar und gab mir einen Kuß.
Plötzlich hallten Sarahrufe durch die Nacht. ?Ich muß leider gehen?, sagte sie. ?Meine Leute suchen nach mir. Wirklich schade. Morgen hier um sechs?? fragte sie.
?Um sechs?, antwortete ich und sah ihr beim Herunterklettern zu. Unten angekommen warf sie mir eine Kußhand zu, dann rief sie: ?Ich komme ja schon!? Sarah lief in die Nacht. In die Richtung zurück, aus der wir gekommen waren.
Ich blieb noch eine Weile am Ende der Welt und sah den Glühwürmchen beim Tanzen zu. Ich wußte, mit Sarah würde ich nicht nur bis ans Ende der Welt gehen, sondern es auch mit ihr erleben wollen.
Der Mond ist scharlachrot.
Er rockt sich durch die dunklen Wolken.
Er strahlt wie eine schöne Frau.
Sein Lächeln liegt noch auf dem Morgentau.
Die Sonne küsst ihn zart.
Der Smooth Jazz breitet sich aus
Schwingt sich den Wänden empor
Tanzt an der Decke leichtfüssig
Lacht übers ganze Gesicht
Und meint in unterkühltem Ton
Auch Wolken haben eine [ ... ]