In einem kleinen bayerischen Dorf, ganz in der Nähe der schönen Alpen, wohnte einmal eine junge Frau namens Maria mit ihren Eltern zusammen in einem rustikalen Haus am Dorfrand. Es war Winter, der Schnee lag hoch und draußen war es bitterkalt.

Eines Tages kam eine arme alte Frau in das winterliche Dorf, die mit schweren, langsamen Schritten von Tür zu Tür ging und um Essen und Unterkunft bat. Doch die Leute wiesen die Bettlerin ab, weil sie dachten, dass die alte Frau vielleicht eine Krankheit ins Haus schleppen könnte, da sie einen sehr runtergekommen und erbärmlichen Eindruck auf sie machte. Mit schleppenden Schritten ging die Alte von Haus zu Haus weiter, doch überall hatte sie kein Glück.

Als die arme alte Frau schließlich vor dem Haus von Marias Eltern stand, klopfte sie zaghaft an die hölzerne Tür. Marias Mutter öffnete die Tür und sah die alte Frau in den zerlumpten Kleider draußen im Schnee stehen, die vor Kälte zitterte. Dann bat die Bettlerin um etwas Essen und um eine Unterkunft für die Nacht, die sehr kalt werden würde.

Die Mutter lehnte aber ab und sagte zu ihr, sie solle doch ins nächste Dorf gehen, wo es einen Pfarrer gibt, der sich um arme Leute kümmert. Dort bekäme sie auch was zu Essen und der Geistliche würde ihr bestimmt auch eine Unterkunft anbieten.

Plötzlich stand Maria hinter ihrer Mutter. Als Maria die alte Frau sah, hatte sie Mitleid mit ihr und lud sie ein, bei ihr Zuhause zu wohnen.

Marias Mutter war darüber nicht glücklich, aber Maria überzeugte sie, die alte Frau bleiben zu lassen. So nahm Maria sich der alten Frau an, gab ihr ein warmes Essen und stellte ihr ein warmes Bett zur Verfügen, in dem sie schlafen konnte.

Die alte Frau war Maria sehr dankbar für alles, denn sie hätte die kalte Winternacht da draußen bestimmt nicht überlebt. Plötzlich trat die Alte auf Maria zu, fasste sie an beiden Händen, zog die überraschte junge Frau zu sich heran und sah ihr tief in die Augen. Dann sagte sie mit sanften Worten: „Maria, du bist eine liebe junge Frau und hast ein gutes Herz. Ich werde dich für dein Erbarmen und deine großzügige Freundlichkeit segnen, sodass du immer beschützt und glücklich sein wirst, solange du lebst.“

Nach diesen Worten ging die alte Frau auf ihr kleines Zimmer, das im Hinterhof lag und legte sich schlafen.

Als Maria am nächsten Morgen nach ihr schaute, um sie noch zum Frühstück einzuladen und wissen wollte, ob es ihr gut ging, war die alte Frau aber nicht mehr da. Dafür lag auf dem Holztisch neben dem Bett ein kleines hölzernes Kreuz, das an einer feinen Silberkette hing.

Daneben befand sich ein kurzer Brief, worauf geschrieben stand:

Liebe Maria!

Ich habe Dich gesegnet und meine Wort werden wahr. Du wirst immer glücklich und zufrieden sein. Gute Dinge werden Dir passieren. Du wirst einen ehrlichen Mann kennenlernen, von ihm gesunde Kinder bekommen und sehr wohlhabend werden. Du wirst immer genug zu essen und dein ganzes Leben lang einen warmen Platz zum Schlafen haben. Willst du wissen, wer Dich besucht hat? Ja, ich bin ein Engel und habe die Menschen in deinem Dorf geprüft. Du warst der einzige Mensch, der mir geholfen hat, weil Du Mitgefühl und Barmherzigkeit gezeigt hast. Deshalb habe ich Dich gesegnet, weil Du ein guter Mensch bist. Ich werde ab jetzt immer unsichtbar bei Dir sein und Dich vor allem Unheil beschützen. Ich habe die Macht dazu. Am Ende Deines Lebens werde ich kommen und dich ins Paradies begleiten.

Dein Schutzengel

Maria vergaß den Segen der alten Frau nie und half weiterhin, wo sie nur konnte, wenn sie auf Menschen traf, die in Not geraten waren.

Der Segen erfüllte sich und Maria lebte ein langes und erfülltes Leben.

(c)Heiwahoe


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