Es war ein schöner Tag, die Sonne schien nach vielen Tagen trüben Lichts, das sich lange nur mühsam durch die Wolken gequält hatte. Der ältere Mann ging über die Allee und atmete tief die noch kühle Frühlingsluft ein.
Er bewunderte die Alleen, ihren geraden Verlauf. Das hätten sie in Afrika gebraucht, wo er zwei Jahre lang als Chirurg bei den den Ärzten ohne Grenzen gearbeitet hatte. Wie schnell wären sie dann in die vielen abgelegenen Dörfer gelangt, wo sie den Minenopfern helfen mussten. Durch Matsch und unwegsame sumpfige Pfade hatten sie sich im Jeep kämpfen müssen, oft waren sie deswegen zu spät gekommen. Da waren die Opfer bereits verblutet. Er bewunderte die Alleen hier in Europa.
Langsam ging er an den Parks vorbei, in denen an allen Orten die Frühlingsblumen blühten. Er bewunderte diese Blumenfelder, die die Parkverwaltung angelegt hatte. Die geschmackvoll abgestimmten Farben. Er bewunderte die Blumen, die ihre Blüten der Frühlingssonne entgegenstreckten. Ein vielfarbiger Gruß der Erde an den endlich wieder blauen Himmel.
Dann fiel sein Blick auf die schwarze Frau, der er schon eine ganze Weile folgte. Er blickte versonnen auf ihr Hinterteil und bewunderte, wie geschickt und harmonisch sie ihre Muskulatur bewegte.
Das ganze Dorf in Afrika hatte zusammengelegt, um der jungen Frau den Flug in seine Klinik finanzieren zu können. Sie hatte Knochenkrebs gehabt. Er hatte ihr das rechte Bein abnehmen müssen. Dass sie jetzt eine Prothese trug, konnte man nur erkennen, wenn man genau darauf achtete oder wenn man ein fachlich geschultes Auge hatte wie er. Er bewunderte ihren Gang, das schon wieder kräftige Spiel ihrer Gluteus-Muskulatur. Er bewunderte den Mut, mit dem sie ins Leben zurückgefunden hatte.
Da ging eine junge Frau an ihm vorbei. „Geiler Bock“, zischte sie, ihr Gesicht war hassverzerrt, „macht dich wohl geil, alter Sack, den Frauen auf den Hintern zu starren?!“ Sie spuckte vor ihm aus.
Die Luft war frisch, die Sonne strahlte auf Alleen, auf die Blumen und die junge Frau, die vorsichtig aber lebensfroh vor dem alten Mann her schritt. Sie drehte sich um und lachte. „Geht schon ohne Krücken, Doktor“, sagte sie. Er lächelte.
Wer hat was jeder haben will noch braucht,
der ist in grelles Licht getaucht
und soll und außerdem, nein, and’rerseits,
schon obendrein, genau, bereits,
wie übers Ziel [ ... ]
Der Mond ist scharlachrot.
Er rockt sich durch die dunklen Wolken.
Er strahlt wie eine schöne Frau.
Sein Lächeln liegt noch auf dem Morgentau.
Die Sonne küsst ihn zart.
Der Smooth Jazz breitet sich aus
Schwingt sich den Wänden empor
Tanzt an der Decke leichtfüssig
Lacht übers ganze Gesicht
Und meint in unterkühltem Ton
Auch Wolken haben eine [ ... ]