Das Mehrfamilienhaus war so etwas wie ein Sozialbiotop. Es gab preiswerte Wohnungen im Souterrain, und dann in jedem der ersten drei Stöcke jeweils 2 Wohnungen mit 4 Zimmern, Küche und Bad, dazwischen war auch noch eine kleinere Wohnung mit 2 Zimmern, einer Kochnische und einem kleinen Duschbad. Alle Wohnungen bis auf die kleinen hatten einen schönen großen Balkon. Im 4 Stockwerk wohnte der Eigentümer des Hauses. Er hatte sich den ganzen Stock in eine große Wohnung adaptieren lassen, und lebte dort mit Frau, 2 noch recht kleinen Kindern, sowie seinen Eltern einem betagten Ehepaar. Die Wohnungen im Souterrain waren von zwei sozial schwachen Familien bewohnt, ein älteres Ehepaar mit seiner downsyndromen Tochter und die zweite Familie waren ein arbeitsloser Ingenieur mit Frau und drei Kindern, 4, 6 und 10 Jahre alt. Im Erdgeschoß wohnten Familien mit jeweil 2 Kindern, gut situiert, Vater bei Gericht, die Mutter arbeitete beim Diskonter an der Kasse, die beiden Kinder gingen schon zur Schule. Die zweite Wohnung im Erdgeschoss war leer, ein Mieter wurde gerade gesucht. Die Kleinwohnung wurde von einer jungen Studentin bewohnt. Im zweiten Stock bot sich ein ähnliches Bild. Nur dass hier beide Wohnungen vermietet waren jeweils Familien mit 2, respektive 3 Kindern. Im dritten Stock lebte eine Familie welche vom Lande zugezogen war vor etwa 2 Jahren. Ruhige, rechtschaffene Leute welche ihrer Arbeit nachgingen und bei den Nachbarn recht beliebt waren, die auch für den Eigentümer mit der Funktion des Hausbesorgers betraut waren. Die zweite große Wohnung wurde von einem Ehepaar mittleren Alters bewohnt. Beide Eheleute arbeiteten in guten Berufen, er als Baupolier, und die Frau als Arzthelferin in einer Arztpraxis in der Nähe. Die drei Kinder waren gut erzogen, ruhig und unauffällig. Zwischen den beiden Wohnungen in der kleineren Wohnung lebte „Onkel Tom“. Ein älterer Herr, immer ordentlich gekleidet, freundlich, immer jedermann grüßend, ruhig. Aber niemand wußte irgend etwas über ihn. Tom wie ihn jeder im Haus nannte war ein Freund aller Kinder. Immer hatte er ein Stück Schokolade, oder ein Bonbon in seiner Jackentasche. Wenn er die Kinder im Treppenhaus traf, hatte er immer ein freundliches Wort für die Kinder, er strich ihnen gerne über ihre Köpfchen und gab ihnen immer zur Aufgabe ihren Eltern seine besten Grüße zu bestellen. Aber Tom hatte einen Makel..... . Tom war schwarz. Ja er war wie er sich selber nannte ein Afro-Europäer. Tom war sicherlich sehr alt. Man munkelte davon dass er schon weit über siebzig Jahre alt war. Aber niemand wusste dies genau. Der einzige der es wusste war wohl der Hausbesitzer, der allerdings kümmerte sich nicht um den Tratsch im Haus. Tom hatte seine Haare kraus, schneeweiß. Seine Stimme war tief aber gut verständlich, er sprach ein reines ein wenig nach der Region gefärbtes deutsch, sicherlich nicht so wie so viele der Zugewanderten wenn sie denn endlich die Sprache erlernt hatten. Tom wohnte im Haus seitdem das Gebäude vor etwa 10 Jahren errichtet worden war. Mit dem Eigentümer war er der am längsten im Haus wohnende Mieter. Und noch etwas machte Tom suspekt bei den anderen Bewohners. Tom war sehr wohlhabend. 2 bis 3 mal in der Woche stand vor dem Haus ein Taxi, wartete manchmal bis zu 10 Minuten mit laufender Uhr, bis Tom aus der Tür trat, sich auf die Rückbank setzte und sich in die nahe Stadt chauffieren ließ. Spät abends kehrte er von diesen Ausflügen zurück, wieder im Taxi, mit einigen Tüten oder Kartons beladen, um sich wieder in seine Wohnung zurückzuziehen. Danach hörte man noch meistens ein wenig klassische Musik durch die Tür klingen, oder auch schon mal den Fernseher wenn es da einen interessanten Film gab. Aber so um 22 Uhr verstummten alle Geräusche, Onkel Tom war zur Ruhe gegangen. Einmal im Jahr, meistens im Frühjahr, organisierten die Bewohner ein Grillfest rund um den Spielplatz im kleinen Park um das Haus. Alle kamen, bis auf den Hauseigentümer, und ---- Tom. Er hielt nichts von diesen Zusammenkünften, wollte lieber für sich sein, aber oftmals sah man ihn auch auf einer der Bänke bei den Kinderspielplätzen sitzen und sich auch schon mal mit den Kindern unterhalten. Ja es kam sogar vor dass die Kinder um ihn herum im Gras saßen und seinen Erzählungen lauschten, vom Erlkönig, oder vom Taucher der des Königs Becher aus dem wilden Strudel im Meer herausholte. Oder auch von einem Geschwister paar welchen Hans und Grete hießen. Tom kannte wunderbare Geschichten für die Kinder. Und die Kinder dankten es ihm mit ihrer Zuneigung. Aber gerade diese Zuneigung der Kleinen war einigen der erwachsenen Nachbarn ein Dorn im Auge. Warum umgab er sich doch nur so gerne mit Kindern. War er etwa pädophil? Gerüchte kursierten im Haus, obwohl man ihm nie etwas derartiges hätte vorwerfen können. Nie hatte er versucht ein Kind in seine Wohnung einzuladen, nie hatte er ein Kind angefasst, nur manchmal strich er ihnen über den Kopf und da kam es schon mal vor dass er ein wenig inne hielt während er dem kleinen Mädchen oder dem kleinen Jungen über den Kopf strich und in die Ferne blickte. Einige der Mütter verboten ihren Kindern den Umgang mit Tom. Aber verhindern konnten sie es damit nicht.

Die Menschen im Haus waren sehr unterschiedlich. Die beiden Familien im Souterrain bezahlten nur einen sehr geringen Betrag als Miete. Sie waren vom Eigentümer ausgesucht worden da dieser einfach auch was Gutes tun wollte. Die Mietpreise der anderen Wohnungen waren erheblich höher, aber immer noch durchaus im Kostenrahmen der Umgebung. Es gab schon mal Probleme für den einen oder anderen der Mieter mit dem pünktlichen Zahlen der Miete. 2 Monate Verspätung machten nichts aus. Aber wenn der dritte Monat kam und immer noch nichts bezahlt wurde, dann fand man eines Tages ein Rotes Kuvert and die Wohnungstür geklebt mit einer freundlichen Zahlungserinnerung. Fast jeder im Haus hatte schon mal so einen Roten Brief erhalten. Also wusste jedermann im Haus, wenn irgendwo ein rotes Kuvert hing, dort gab's Geldprobleme. Und das war natürlich höchst unangenehm. Also machte jeder der Empfänger sofort alle Anstalten um diesen Makel wieder zu bereinigen. Eine Familie im 3 Stock hatte dieses Brief nun zum wiederholten male erhalten. Sie konnten einfach nicht bezahlen, weil der Betrieb in dem der Mann arbeitete gerade pleite ging. Die arme Frau musste beinahe einen Spießrutenlauf jede Woche durchgehen, wenn sie abends nach Hause kam, und man ihr schon vor dem Haus erzählte dass sie einen Brief an der Wohnungstüre habe. Es war klar dass es ein Roter Brief war. Es war peinlich, unangenehm, frustrierend, aber es war halt so. Und dann eines Montags hing da ein Roter Brief, aber darüber hing noch ein Weißer Umschlag. Etwas ganz Neues im Haus. Alle wussten dass da ein Roter Brief drunter hing. Die gute Frau stieg die Treppen zu ihrer Wohnung hoch, und sah die beiden Briefe natürlich auch sofort. Sie nahm beide Briefe ab, und verschwand in der Wohnung. Sie öffnete Roten Brief, die Summe war mittlerweile auf 3.000 Euro angeschwollen. Wie sollten sie dies alles jemals bezahlen. Je weiter sie in diesen Schuldensumpf gerieten desto schwieriger wurde es da auch wieder rauszukommen. Sie öffnete darauf den weißen Brief. Der Athem stockte ihr. Was sie aus dem Kuvert zog waren - - - - - Geldscheine! 5.000 Euro zusammen. Ein kleiner Zettel lag dabei, daruf stand „von Deinem Schutzengel“ Sonst nichts. Die Nachricht war auf einem Computerdrucker ausgedruckt. Es war also nicht nachzuvollziehen woher der Brief kam.

Die junge Mutter rief sofort ihren Ehemann an der noch in der Arbeit war. Sie erzählte ihm von ihrem Fund. Der Mann versprach sofort nach Hause zu kommen. Nach vielleicht dreißig Minuten war ihr Mann dann da und sie versuchten beide herauszufinden von wem der Umschlag kam. Aber sie fanden den Absender nicht. Also ging der Ehemann erst in den 4. Stock, läutete und entschuldigte sich beim Hausherren für die doch schon erhebliche Verspätung. Dann bezahlte er mit dem Geld des „Schutzengels“ seine Mietschulden und alles war in Ordnung. Am nächsten Tag musste er in die nächste größere Stadt wo er ein Angebot für eine neue Arbeit bei einer großen Baufirma hatte. Die beiden beschlossen die Kinder in die Kindertagesstätte zu bringen und sie dann am Abend wieder wenn sie nach Hause kämen dort abzuholen und mit nach Hause zu nehmen. Gesagt, getan. Am nächsten Tag wurden zwei der Kinder in das Tagesheim gebracht, der älteste Sohn musste zur Schule gehen, er würde erst Schulschluss haben wenn die Eltern längst zu Hause sind.

Alles klappte bestens am nächsten Tag, nur dass die Schule von Hermann (dem ältesten Sohn) schon zu Mittag zu Ende war, weil eine Lehrerin kurzfristig krank wurde und so schnell kein Ersatz gefunden werden konnte. Hermann lief wie er es gewohnt war nach der Schule nach Hause und läutete die Türglocke zu Hause. Keiner meldete sich. Hermann setze sich auf die Treppenstufen und wartete. Die Nachbarin kam nach Hause, fragte ihn was er denn da mache, um sich dann ohne lange die Antwort abzuwarten in ihre Wohnung zu begeben. Es dauerte nun schon eine Stunde, und Hermann's Eltern kamen nicht. Immer wieder versuchte er durch Läuten vielleicht doch jemanden auf sich aufmerksam zu machen. Plötzlich öffnete sich die Tür zu Onkel Tom's Wohnung. Tom fragte den Jungen wo denn seine Eltern seien. Aber genau das wusste Hermann ja nicht. Und er war mittlerweile durstig, hungrig und auch ein wenig müde vom Stehen. Tom nahm den Jungen nun an der Hand und lud ihn zu sich in die Wohnung ein. Er gab ihm Limonade zu trinken und machte ihm auch ein wunderbares Brot mit Schinken und Käse. Dann fragte er ihn ob er mit ihm gerne Spielen möchte. Hermann wusste nicht was er antworten sollte, einerseits war es ihm verboten mit fremden Männern oder auch Frauen mitzugehen, andererseits, war Onkel Tom eigentlich ein Fremder? Hermann entschied sich diese Frage mit nein zu beantworten. Also nahm er die Einladung zum Spielen an. Onkel Tom nahm ihn an der Hand und ging mit ihm ins andere Zimmer. Dort verschlug es dem kleinen Jungen fast die Sprache. Das ganze Zimmer war eine einzige Modeeisenbahnanlage. Alles bewegte sich, die Züge fuhren kreuz- und -quer, es war der Traum eines jeden Jungen. Tom erklärte ihm dass er darüber aber mit niemandem im Haus sprechen dürfe oder es jemanden erzählen dürfe was er da im Hinterzimmer aufgebaut habe. Tom erklärte dem Jungen alles an der Modebahn, wie man Züge wenn sie mal entgleisen wieder einsetzt, wie die Weichen geschaltet werden. Welche Beleuchtung auf welchen Schalter reagiert. Die beiden waren so beschäftigt dass sie völlig die Zeit übersahen. Spät abends gegen 20 Uhr verließ Hermann die Wohnung von Tom, und läutete bei seiner eigenen nebenan. Seine Mutter öffnete. Sie stieß einen spitzen Schrei aus, sofort kam auch sein Vater und beide redeten auf ihn ein wo er denn nun gewesen sei. Bereitwillig erzählte er dass er bei Onkel Tom war den ganzen Nachmittag und sie beim Spielen die Zeit versäumt hätten. Und als er auf die Frage was sie denn so gespielt hätten, als Antwort nur eben sagte darüber dürfe er nicht sprechen, wurde seine Mutter blass und dem Vater stieg die Zornesröte ins Gesicht.

Der Vater ging sofort zu Toms Wohnungstür und läutete dort Sturm. Tom öffnete einen Spalt die Türe, er war schon im Pyjama, und wollte keinerlei Besucher mehr empfangen. Hermann's Vater begann hysterisch den alten Mann als dreckigen pädophilen Nigger zu beschimpfen. Tom sah ihn nur erschrocken an, schloss die Türe und reagierte auf Klopfen und läuten nicht mehr. Nach vielleicht 10 Minuten beruhigte sich auch Hermann's Vater wieder und verschwand in seiner Wohnung. Nach etwa einer halben Stunde hielt ein Polizeiwagen vor dem Haus. Zwei Polizisten stiegen aus und machten sich auf den Weg in den dritten Stock des Hauses. Hermann's Vater erwartete sie dort schon und bat sie in seine Wohnung. Dort erzählte er eine Schauergeschichte über Onkel Tom und seinen Sohn Hermann, und verlangte dass man den alten „Nigger“ sofort mitnehmen sollte. Einer der beiden Polizisten ging nach draussen und läutete bei der Wohnung vom alten Tom. Es dauerte einige Zeit bis Tom seine Tür einen Spalt öffnete und mit dem Polizisten eine kurze Unterhaltung begann. Nach wenigen Minuten öffnete der Polizist die Tür mit Gewalt, dabei wurde die innere Sperrkette aus den Halteschrauben gerissen. Ohne Umschweife wurde Tom der nur seinen Pyjama und einen Bademantel an hatte mit auf den Rücken durch Handschellen gefesselten Händen abgeführt. Nun kam auch der zweite Polizist dazu und beide brachten ihren Deliquenten zum vor dem Haus stehenden Streifenwagen und fuhren ab. Es kehrte wieder Ruhe ein im Haus.

Am nächsten Tag wurde im Polizeihauptquartier entschieden eine Richterliche Anhörung für eine Woche später anzuordnen. Alle waren erschienen bei Gericht. Alle Mitbewohner des Hauses, außer dem Eigentümer. Aber auch alle Kinder wurden vorgeladen. Die Befragungen zogen sich in die Länge da die Kinder alle unisono nur Gutes von Onkel Tom berichteten, die Eltern und Mitbewohner allerdings viele Ressentiments vorbrachten und kein gutes Haar am „Nigger“ ließen. Später kam auch noch der Eigentümer zur Anhörung. Er sollte aber erst am Ende aller Kinder befragt werden. Endlich wurde nun auch Hermann auf den „heißen Stuhl“ gerufen. Die Richterin fragte ihn ganz ruhig ob er ihr nicht erzählen wolle was er denn mit Onkel Tom den ganzen Nachmittag gespielt hätte. Aber Hermann blieb bei seiner Aussage, dass er nicht darüber sprechen dürfe. Da stand plötzlich Onkel Tom auf und bat die Richterin um das Wort. Ruhig und höflich, wie es sich vor Gericht geziemt. Als ihm das Wort erteilt wurde, sagte er zu Hermann gewandt: „Mein lieber Hermann, Du solltest der Frau Richter alles erzählen was an diesem Nachmittag in meiner Wohnung geschehen ist, auch warum es dazu kam. Du brauchst Dich nicht mehr um das Versprechen welches Du mir gegeben hast kümmern, aber ich danke Dir trotzdem dafür dass Du dies so streng für Dich behalten hast. Es ist gut, erzähle dem Gericht bitte was wir beide gemacht haben.“
Und nun begann der kleine Hermann zu erzählen, wie er zu Hause vor der Wohnungstür saß und ihm niemand öffnete weil niemand zu Hause war, und wie Onkel Tom ihn dann zu sich genommen hat und ihm was zum Essen und Trinken gegeben hat und wie er ihm dann diese wunderschöne Modelleisenbahn vorgeführt hat und sie beide den ganzen Nachmittag darauf gespielt haben. Auch Fragen der Richterin beantwortete Hermann nun ohne Umschweife. Und er sagte noch etwas, nämlich dass er Onkel Tom sehr gerne mochte. Schlussendlich bat auch noch der Hauseigentümer dass man ihm erlaube ein paar Dinge zu erzählen. Vor einigen Wochen, so sagte er, habe Tom ihn besucht und angesprochen auf die“Roten Briefe“ die seit drei Wochen jede Woche bei Hermanns Familie an der Tür hingen. Und er fragte ihn ob es wirklich nötig sei die Familie derart bloßzustellen. Da habe er ihm eben gesagt dass es sich mittlerweile schon um die stolze Summe von 3.000 Euro handelte und er könne nicht so einfach auf dieses Geld verzichten. Vielleicht müssten die Leute halt einfach ausziehen und er sich einen besseren, potenteren Mieter suchen könnte. Nach diesem Gespräch, darauf folgenden Montag, wurde dann die Rechnung beglichen, und er sei überzeugt dass Tom den weißen Brief über den Roten Brief gehängt hatte. Die Richterin befragte Tom nun ob er tatsächlich der berühmte „Schutzengel“ war und warum er dies getan hätte. Tom antwortete mit sehr einfachen Worten: „Frau Richter, ich bin ein wohlhabender Mann. Meine Hilfe wurde gebraucht, also hab ich geholfen. Ich wollte aber nicht dass dies in die Öffentlichkeit gelangte. Ich wollte doch nur helfen............“

Hermann's Vater und Mutter standen auf und baten nun um das Wort. Beide verneigten sich zu Onkel Tom tief, und mit Tränen in den Augen sagte Hermann's Vater dass er alle Anschuldigungen zurückziehe und sich voller Schamgefühle bei Onkel Tom entschuldigen möchte. Hermann ging zu seinem alten Freund hin, sprang ihm auf den Schoß, umarmte ihn und drückte ihm einen herzhaften Kinderschmatz auf die faltigen dunklen Wangen. Onkel Tom lächelte und sagte nur: „Sprechen wir nie mehr darüber“. Die Richterin freute sich über diesen unerwarteten Ausgang des Verfahrens. Die Verhandlung wurde ohne Kostenfeststellung geschlossen und alle gingen zufrieden und mit neuen Gedanken nach Hause.

Der Hauseigentümer erzählte danach den übrigen Mietern, dass Peter Mohammed Talal vor vielen Jahren wegen eines schrecklichen Krieges im Nahen Osten flüchten musste. Dabei verlor er seine Frau und seine 6 kleinen Kinder durch die Strapazen der Flucht durch ganz Europa. Er konvertierte damals auch zum christlichen Glauben und ließ sich taufen. (Daher der Name Peter) Er wurde sehr schnell ein namhafter Biologe in der Hauptstadt und wollte nun lediglich in Ruhe seinen Lebensabend hier in der kleinen Stadt verbringen. Nun wussten alle warum er Kinder so mochte. Und sie alle sahen ihn nun mit völlig anderen Augen. Onkel Tom wie er bei den Mitbewohnern allerdings weiterhin hieß wurde nun auch von den Erwachsenen im Haus mit großem Respekt und Ehrfurcht behandelt. Bald nach dieser Affäre war alles wieder beim Alten, nur dass man sich nun mit viel mehr Freundlichkeit begegnete.


© KRC-ECC ([email protected])


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Menschen im Sozialbiotop

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