Emilia, die Geschichte eines verlorenen Mädchens.

Eine Geschichte die zu Herzen geht.


© Franz Andreas Jüttner

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Es war einmal vor längerer Zeit, da wohnte eine alleinerziehende Mutter mit ihren Kindern in einem kleinen Dorf im Odenwald, denn da war die Luft noch sauber und rein, und das brauchte Emilia, die Tochter dieser Mutter, denn sie litt unter Astma und konnte deshalb relativ schlecht atmen.
Ihre drei Geschwister, da war Nathalie ihre Schwester und ihre Brüder Maximilian und Thorsten, hänselten sie deswegen ab und zu, und da musste ihre Mutter immer richtig auf den Putz hauen damit wieder Ruhe im Haus einkehrte.
Aber die meiste Zeit vertrugen sie sich mit Emilia, denn sie war ein außergewöhnlich freundliches Mädchen und vor allem sehr intelligent.
Emilia war zu dieser Zeit gerade mal 9 Jahre alt und ging in die dritte Klasse der Grundschule in ihrem, Dorf, und sie war die Klassenbeste, wofür sie auch kräftig gehänselt wurde, nur Emilia wusste sich dagegen kräftig zur Wehr zu setzen.
Im großen und ganzen jedoch war sie bei ihren Altersgenossen doch sehr beliebt, besonders bei Anton, der war unsterblich in sie verliebt, ja und geküsst hat er Emilia auch schon, auf die Backe natürlich, und Emilia tat so als sei sie total entrüstet darüber, aber ganz tief in sich fühlte sie, dieser nette Kerl könnte das doch öfters machen.
Und da gab es ja noch den Siegfried, der war auch in sie verliebt, und er drohte Anton immer wieder Schläge an wenn er nicht von Emilia lassen würde, aber Emilia hielt zu Anton und sagte zum Siegfried, mach dich vom Acker ich will nichts mit dir zu tun haben sondern nur mit Anton, denn ganz heimlich liebte sie ihn ja auch diesen süßen Burschen aus ihrer Nachbarschaft.
So verbrachten beide fast jeden Nachmittag ihre Freizeit miteinander, und mit ihren Geschwistern zusammen machten sie täglich das Dorf unsicher, so sehr, dass die Bauern im Dorf ihnen zuriefen, wenn ihr nicht brav seid, dann kommt der böse Waldmensch und nimmt Euch mit, versprochen ihr kleinen Unruhestifter, natürlich mit einem breiten Grinsen im Gesicht, denn eigentlich mochten sie die Kinder des Dorfes.
So lebten alle in Frieden und Freundschaft in diesem Dorf zusammen, wo eigentlich so gut wie nichts los war, außer wenn der Hund vom Bauer Aloisius mal wieder jemanden in den Hintern gebissen hatte, oder wenn Tim der Dorftrottel mal wieder seine Angebergeschichten vom Stapel lies.
Bis zu jenem mysteriösen Tag im Herbst, ja da begann für alle im Dorf eine ganz schreckliche Zeit, und davon erzähle ich Euch jetzt liebe Leser.
Wie gesagt es war schon richtig herbstlich und die Blätter begannen von den Bäumen zu fallen, und es war früh am Morgen schon empfindlich kalt, und an diesem Tag ging Emilia nicht wie immer mit den anderen Kindern zur Schule, sondern sie wollte an diesem Morgen mal ganz für sich alleine sein, denn sie hatte viel in ihrem Kopf zu verarbeiten, denn ihre Mutter hatte ihre Arbeit verloren und sie wussten zeitweise nicht was sie essen sollten.
So beschloss sie an diesem Tag in Nachbardorf zum Onkel Thomas zu gehen, um ihn um Lebensmittel zu bitten, wenn er denn Zuhause war, denn er war Vertreter für Haushaltsartikel und war viel unterwegs, aber versuchen kann ich es ja mal dachte sich Emilia.
Um nicht ganz alleine zu sein nahm sie ihren Stoffbären Bärli mit, den sie so abgöttisch liebte und der sie überall mit hin begleiten musste.
So machte sie sich auf den Weg, der sie durch den berüchtigten Wald führte in dem es diesen bösen Waldmenschen geben sollte, aber sie glaubte so und so nicht an ihn, denn sie wusste, diese Geschichte hatte man schon ihrer Mama erzählt als die noch klein war.
Emilia lief und lief, und irgendwie hatte sie das Gefühl dass sie nicht an das andere Ende des Waldes kam, und nach einer Stunde war sie wieder da angekommen wo sie schon mal war, das sah sie an dem Baum der so extrem krumm gewachsen war.
So langsam ergriff in ihr die Angst die Oberhand und sie rief ganz laut, hallo ist da jemand der mir helfen kann?
Das tat sie wieder und immer wieder, aber es kam keine Antwort zurück, und da begann sie dann zu weinen, denn sie hatte plötzlich unsägliche Atemnot, und sie hatte vergessen ihr Inhalationsgerät mit zu nehmen, und das konnte schlimm für Emilia enden.
Aber was war das denn, urplötzlich stand ein älterer Mann vor ihr, sein Gesicht sah zum fürchten aus, und seine Stimme war sehr dunkel, irgendwie Angst einflößend.
Er lächelte sie freundlich an und sagte zu ihr, ich bin Charlie der Waldmensch, komme mit mir in meinen Unterbau, da kann ich dir helfen.
Emilia schlotterte vor Angst, aber ihre Atemnot ließ ihr keine andere Wahl, sie musste sich ja helfen lassen, wollte sie nicht an Atemnot ihr Leben beenden.
Im Unterstand angekommen kochte Charlie einen ganz speziellen Tess für Emilia dessen Dämpfe sie unter einem Tuch einatmen musste, und tatsächlich, Emilia hatte plötzlich keinerlei Atembeschwerden mehr, und jetzt wusste sie, der Waldmensch war ein guter Mensch, und nicht wie die Leute im Dorf erzählten ein ganz böser Wicht.
Emilias Mutter war schon den ganzen Nachmittag und Abend unterwegs um ihre Emilia zu suchen, aber sie war einfach nicht aufzufinden, und da blieb ihr nichts anderes übrig den Dorfpolizisten zu informieren und auch gleich den Bürgermeister den sie in der Dorfkneipe fand, denn da saß er jeden Abend mit seinen Gemeinderatskumpanen beim Kartenspiel und viel Bier und so.
In kürzester Zeit hatte man einen Suchtrupp zusammengestellt und begann im Dorf jeden Winkel abzusuchen, aber es war keine Spur von Emilia zu finden.
Da es dann doch schon sehr spät war beschloss man am nächsten Morgen mit der Suche neu zu beginnen, nicht jedoch drei Leute die ganze Nacht im Dorf auf Streife zu schicken fall Emilia doch irgendwie wieder auftauchen sollte.
Aber die ganze Nacht tat sich nichts, und die Mutter von Emilia hatte kein Auge zugemacht sonder nur geweint, denn sie machte sich ganz große Sorgen um ihr Kind.
Am nächsten Morgen um sieben Uhr stand der Suchtrupp wieder Gewehr bei Fuß und machte sich auf den Weg in den nahe gelegenen Wald, vielleicht war Emilia da irgendwo und kauerte in einem Erdloch, auf Hilfe wartend.
Charlie hatte Emilia am Abend in einen ganz dicken Pelz eingewickelt damit es ihr ganz warm wurde und sie ihre Atemnot nicht wieder bekam, denn Charlie war kein Dummkopf, denn vor seinem schweren Unfall mit seinem Auto war er leitender Arzt in einer großen Klinik in der Stadt, nur als er sah wie sein Gesicht entstellt war hatte er sich spontan dazu entschlossen in den Wald zu ziehen um dort für den Rest seines Lebens zu leben.
Emilia erwachte gut ausgeruht und sagte zu Charlie, hey Du, ich mag dich, bist echt ein cooler Typ, und Du hast mich vor dem Ersticken gerettet, das werde allen im Dorf erzählen, und dass Du kein Böses Wesen bist wie die immer erzählen, sondern ein echt guter Mensch, ja das sage ich ihnen.
Charlie hatte Tränen in seinen Augen und meinte, ja tu das kleine Lady.
Plötzlich hörten beide laute Stimmen und Emilia trat aus dem Unterstand hervor und rief, hier bin ich, und Charlie der auch heraus kam traute seinen Augen nicht, einige hatten Schusswaffen auf ihn gerichtet, und einer schoss ihm in die Brust.
Wie vom Blitz getroffen fiel Charlie um und Emilia schrie, ihr Deppen, ihr habt meinen Freund der mir mein Leben gerettet hat erschossen!
Da fiel es ihnen wie Schuppen von den Augen, dieser Waldmensch hatte Emilia doch nur geholfen und ihr nichts böses angetan, und jetzt lag er da, womöglich tot.
Ein Sanitäter der zufällig auch dabei war fühlte den Puls von Charlie und gab Entwarnung, er lebt noch!
Per Handy wurde der Notarzt gerufen und Charlie kam umgehend in das nächstgelegene Krankenhaus, ja und Emilia durfte mit ihm fahren, denn er hatte sich ja auch um die vorbildlich gekümmert.
Ja und die Mama von Emilia besuchte Charlie auch und stellte fest, dass dieser Waldmensch ein ungemein toller Typ war, trotz seines Gesichtes das nicht dem Schönheitsideal entsprach.
Man könnte meinen sie hätte sich in ihn verliebt.
Aber mit Emilia hatte sie noch ein gehöriges Wörtchen zu bereden, denn solche Ausflüge durfte sie sich nicht nochmal erlauben.
Wollen wir mal so sagen, es gab ein ganz gewaltiges Donnerwetter das es in sich hatte!
Aber am Schluss liebten sie sich doch wieder, und es kehrte nach dieser Aufregung wieder Frieden in der Familie ein.
Die Mama von Emilia fragte Charlie ob er denn nicht bei ihnen einziehen möchte, das Haus sei groß genug meinte sie, natürlich mit einem ganz bestimmten Hintergedanken, und Charlie ließ sich nicht zweimal bitten, denn auch er hatte Gefühle für die Mama von Emilia entwickelt.
Nachdem er aus dem Krankenhaus entlassen wurde zog Charlie bei der Familie ein, und da es im Ort keinen Arzt gab bot man ihm an eine Praxis zu eröffnen, und ja das schönste kommt ja noch, nach einem Jahr war Hochzeit angesagt, und alles nur weil Emilia sich im Wald verlaufen hatte und dem Waldmenschen über den Weg gelaufen ist.


Und wenn sie nicht aus dem Dorf weggezogen sind, dann leben sie noch immer in dem kleinen Dorf am Rande des Odenwaldes.


© Franz Andreas Jüttner


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