Die drei Wünsche

Ein alter Mann und sein Hund wanderten einen Weg durch den Wald entlang. An seinem Leib trug er alte und abgenutzte Kleider, auf dem Rücken tragend einen kleinen Beutel mit allem was er besaß. Irgendwann kam er an einem großen Tor vorbei neben dem ein Wächter stand. Der Wächter des Tores sprach: Werter Wanderer, ich bin der Wächter dieses Tores. Ich lasse dich und deinen Gefährten hindurch gehen, aber vorher gewähre ich dir einen Wunsch. Wähle diesen Weise. Der alte Mann war überrascht und überlegte kurz. Ich bin schon lange unterwegs und meine Kleider sind alt und dreckig. Ich wünsche mir schöne saubere und neue Kleider am Leibe zutragen sagte er! Dein Wunsch sei dir erfüllt sprach der Wächter und ließ die beiden durch das Tor gehen. Als der alte Wanderer mit seinem Hund das Tor durchquerte, verschwanden seine alten und dreckigen Kleider und er trug dafür wunderschöne und teure neue Gewänder an seinem Leibe. Während er sich über die Erfüllung seines Wunsches freute, sah er wie das Fell seines Hundes plötzlich dreckig und zerzaust aussah. Der alte Mann aber dachte sich nichts weiter dabei und so wanderten er und sein Hund ihres Weges weiter durch den Wald immer tiefer hinein. Nach einer Weile kamen die beiden an einem zweiten Tor vorbei. An dem stand wieder ein Wächter und auch er sprach zu ihm: Werter Wanderer, ich bin der Wächter dieses Tores. Ich lasse dich und deinen Gefährten hindurch gehen, aber vorher gewähre ich dir einen zweiten Wunsch. Wähle diesen Weise. Der alte Mann war ganz überrascht noch einen Wunsch erfüllt zu bekommen: Ich bin arm und besitze nichts. Ich wünsche mir einen großen Lederbeutel voller Münzen sagte er! Dein Wunsch sei dir erfüllt sprach der Wächter und ließ die beiden wieder durch das Tor gehen. Als der Wanderer mit seinem Hund durch das Tor ging, hing an seinem Gürtel ein großer Lederbeutel randvoll gefüllt mit Goldmünzen. Der alte Mann lachte vor Freude er nahm den Beutel in die Hand und sah zu seinem Hund herunter. Auf einmal wurde sein Hund immer dünner und dünner seine Rippen schauten bereits hervor. Wieder dachte sich der alte Mann nichts dabei und ging seines Weges weiter. Als sie irgendwann erneut an einem Tor ankamen und dort wieder einen Wächter stehen sahen, wusste der alte Mann bereits was ihn erwarten würde. Werter Wanderer ich bin der Wächter dieses Tores. Ich lasse dich und deinen Gefährten hindurch gehen, aber vorher gewähre ich dir noch einen dritten Wunsch. Wähle diesen Weise. Der Wanderer überlegte nicht lange und sprach: Ich habe schöne neue Kleider und einen Beutel voller Münzen aber ich bin alt. Ich wünsche mir wieder jung zu sein sagte er ihm. Auch dieser Wunsch sei dir erfüllt, sagte der Wächter und ließ die beiden durch das Tor. Nachdem der alte Mann und sein Hund durch das Tor gingen erfüllte sich sein Wunsch und er wurde wieder jung. Er sah zu seinem Hund herunter und bemerkte erneut das sich etwas veränderte. Sein Hund fing auf einmal an überall graues Fell zu bekommen und zu altern. Mit jedem Schritt wurde der Hund wackeliger auf seinen Beinen und ging immer langsamer. Der Mann konnte sich nicht erklären warum dies auf einmal passierte und dachte nicht weiter darüber nach. Er nahm seinen Hund auf die Arme und trug ihn weiter den Weg entlang. Die beiden gingen sehr lange, es wurde zwischenzeitlich immer dunkler und der Hund wurde immer schwächer und schwächer. Der Wanderer fing an, sich langsam große Sorgen um seinen Hund zu machen. Allmählich schien ihr Weg zu ende, wieder stand der Mann an einem Tor. Dieses Tor war aber anders als die anderen Tore die er gesehen hatte. Es war viel größer und glänzte prachtvoll. Der Wanderer wusste mittlerweile was ihn erwarteten würde und sogleich wollte er wieder seinen Wunsch äußern doch der Wächter unterbrach ihn sofort: Werter Wanderer ich bin der Wächter dieses Tores. Dies ist das letzte Tor auf deinem Wege. Du hast drei Tore bereits durchquert und jedes mal wurde dir ein Wunsch gewährt. Du hast dir neue Kleider gewünscht und bekommen. Einen Lederbeutel voller Münzen hast du dir gewünscht, auch dies wurde dir gewährt. Und deine Jugend wurde dir zurück gegeben, dies war dein dritter Wunsch. Doch haben dich deine Wünsche auch wirklich glücklich gemacht? Sehe dir deinen Gefährten an den du im Arme hellst. Ist dir etwas aufgefallen? Der Wanderer schaute seinen Hund an und sah wie er sich verändert hatte. Sein Fell war dreckig, zerzaust und grau er war sehr dünn und schwach geworden. Man sah ihm an das der Hund auch sehr alt geworden war. Seine Augen waren trüb und er fing an immer schwächer zu atmen. Der Wanderer wusste das sein Hund langsam zu sterben begann. Jedes mal wenn dir ein Wunsch gewährt wurde, forderte dieser einen Tribut ein. Du solltest deine Wünsche weise wählen, aber du hast diese nicht weise genug gewählt. Du hast nur an deine Vorteile gedacht und dabei das wichtigste vergessen. Sehe was mit deinem Gefährten passiert. Er wird dich sehr bald verlassen und du wirst ohne ihn weiter gehen müssen. Der Wanderer fiel auf die Knie, legte seinen Hund vor sich ab und begann in Tränen auszubrechen. Er würde schon sehr bald seinen aller besten Freund verlieren und ohne ihn weiterziehen müssen. Der Wächter schaute den Wanderer an und legte seine Hand auf dessen Schulter: Wenn du so sehr um deinen treuen Freund trauerst, so will ich dir einen aller letzten vierten Wunsch gewähren. Aber dieses mal überlege dir sehr genau was du dir wünscht. Bedenke das alles was du dir gewünscht hast jedes mal etwas eingefordert hat. Also wähle dieses mal weise! Der Wanderer schloss seine Augen und überlegte wirklich sehr lange. Egal was ich mir gewünscht habe, an nichts von all dem kann ich mich je erfreuen wenn mein treuer Gefährte nicht mehr bei mir ist. Also ich wünsche mir das alles wieder genauso ist wie vorher. Der Wächter trat darauf hin zurück und öffnete das Tor: Dieser Wunsch ist weise gewählt, ich werde ihn dir gewähren fügte der Wächter noch hinzu, so nehme deinen treuen Gefährten und gehe nun durch das Tor und gehe weiter deines Weges und erfreue dich an deiner Endscheidung. Der Wanderer nahm seinen Hund und ging hindurch. Er selbst wurde wieder alt, an seinem Leib trug er seine alten Kleider und der gefüllte Beutel mit den Münzen darin verschwand. Sein Hund den er auf seinen Armen trug, wurde dafür wieder jung, er wurde kräftiger und sein Fell begann wieder gesund und glänzend zu werden.


© Meike Korte


1 Lesern gefällt dieser Text.


Diesen Text als PDF downloaden




Kommentare zu "Die drei Wünsche"

Es sind noch keine Kommentare vorhanden

Kommentar schreiben zu "Die drei Wünsche"

Möchten Sie dem Autor einen Kommentar hinterlassen? Dann Loggen Sie sich ein oder Registrieren Sie sich in unserem Netzwerk.