Tränen sammeln sich in ihrem Auge. Sie kann es nicht verstehen. Sie kann nicht verstehen, wie jemand sie nach all dem noch mögen kann. Und sie kann auch heute noch nicht verstehen, was sie damals tat.
Sie hatte vor einigen Wochen in einem schicksalhaften Moment richtig entschieden. Hatte den Mut gehabt, ihr Lügengerüst zusammenfallen lassen und sich gezeigt, wie sie war.
Und noch heute kann sie nicht verstehen, kann nicht begreifen, wie sie so viel Glück haben konnte. Wie ihre Freundin ihr all ihre Fehler verzeihen konnte.
Und wie sie selbst ihr das hatte antun können. Damals war es ihre scheinbar einzige Lösung gewesen, um Menschen nicht zu verlieren, die sie liebte.
Heute weiß sie es besser. Heute weiß sie, dass ein Lügengerüst irgendwann zusammenbricht. Heute weiß sie, dass sie nur sie selbst sein muss.
Neben diesem Glück, welches sie nun erfüllt, da sie weiß, dass sie mindestens eine Freundin hat, die zu ihr hält, ist da aber auch dieses Gefühl der Schuld.
Schuld an Tränen.
Schuld an Trauer.
Schuld an Schmerz.
Schuld an Verzweiflung.
Und genau das passt in ihrem Kopf nicht zusammen, es passt nicht zu ihr. Wie kann man sie so lieb haben, dass man ihr all sowas verzeiht?
Wer hat was jeder haben will noch braucht,
der ist in grelles Licht getaucht
und soll und außerdem, nein, and’rerseits,
schon obendrein, genau, bereits,
wie übers Ziel [ ... ]
Der Mond ist scharlachrot.
Er rockt sich durch die dunklen Wolken.
Er strahlt wie eine schöne Frau.
Sein Lächeln liegt noch auf dem Morgentau.
Die Sonne küsst ihn zart.
Der Smooth Jazz breitet sich aus
Schwingt sich den Wänden empor
Tanzt an der Decke leichtfüssig
Lacht übers ganze Gesicht
Und meint in unterkühltem Ton
Auch Wolken haben eine [ ... ]