''Bordell Türkis'' (Staffel 5, Episode 16/20)

Episode 16: Auf der Flucht

Gegen Mittag hatten Gabrielle, Alti, Michaela und Ken alles in den Wagen gepackt, was sie für wichtig hielten und mit dem sie eine Weile auskommen würden. Von Zip oder diesen Wahnsinnigen war keine Spur. Doch dafür machten sie eine andere Entdeckung, die ihnen das Blut in den Adern gefrieren ließ. Sie fanden einen der Seidenschals, die die Männer getragen hatten. Erst jetzt konnten sie sich diesen Schal mal etwas genauer anschauen. Der Aufdruck führte zu einem Raunen in den Mengen. Michaela hielt sich die Hand vor Schreck vor den Mund. Auch Gabrielle konnte es nicht fassen. "UTOPIA". Das waren Männer dieser bekloppten Sekte, die sie alle gehofft hatten, nie mehr wieder zu sehen. Scheinbar gab es eine kleine Splittergruppe, die noch immer die Ziele dieser Wahnsinnigen verfolgte. Die Schals waren in ihrem alten Dorf gemacht worden, wo sich einst das Zentrum dieser Sekte befand. Sie hatten fast ein Jahr nichts mehr von denen gehört. Dass sich Zip ausgerechnet denen angeschlossen haben soll, die einst seine Tochter umbringen ließen, war für Gabrielle einerseits nicht vorstellbar und doch gleichzeitig unfassbar. Was hatte Zip mit denen zutun? Wie konnte er sich denen anschließen, nachdem er mit ansehen musste, was sie mit Penny und ihrem Baby gemacht haben? Zip war ein absoluter Feind dieser Sekte und in keinem Universum dieser Welt würde er ihnen helfen. Aber womöglich doch. Um an Alti ranzukommen waren ein paar Helfer auf Zeit sicherlich förderlich. Sie warfen den Schal in die Mülltonne und stiegen nach und nach ins Auto. Ihr Ziel war ihnen noch unbekannt. Nur weg von hier für immer. Ken stand als Letzter vor seinem Bordell Türkis und schaute es in aller Ruhe noch einmal an. Was hatte er hier Arbeit hinein gesteckt. Alles lief so gut. Er würde die alten Zeiten sicherlich irgendwann vermissen. Noch einmal strich er mit der Hand über die Eingangstür und drehte sich dann Richtung Auto. Nur wenige Sekunden später waren sie um die nächste Ecke verschwunden...

Sobald Ken Zeit fand, würde er das gesamte Bordell zum Verkauf anbieten. Sollte jemand anderes damit glücklich werden und ein florierendes Geschäft aufbauen. Ihre Zeit im "Bordell Türkis" war endgültig vorüber. Wo auch immer sie ankommen würden, war es sicherlich besser als dort. Ken hatte genug Geld, um alle in einem guten Hotel für eine lange Weile unterzubringen. Dort würden sie erstmal unterkommen und weiteres planen. Erst jetzt hatte jeder von den 4 neue Ideen für seine Zukunft. Michaela überlegte sich wieder in ihren alten Job als Krankenschwester einzusteigen. Alti konnte sich vorstellen wieder als Masseurin zu arbeiten. Gabrielle wollte sich ganz ihrem Kind widmen, sobald es auf der Welt war. Und dabei wäre sie niemals alleine. Ken hatte zwar noch keine genauen Vorstellungen, aber eine Arbeit mit weniger Verantwortung kam ihm sehr entgegen. Pläne hatten sie allesamt genug. Und nach drei Stunden Fahrt kamen sie auch irgendwo an. Das Hotel kannte niemand, aber es sah von außen sehr hübsch aus. Hier konnte man es vorerst aushalten und gemeinsam wohnen. Auf Anfrage nach vier gehobenen Zimmern bekamen sie sofort eine Zusage. Das Hotel war von innen nicht minder eindrucksvoll als von außen. Es war ein gehobenes 4 Sterne-Hotel mit Schwimmbad, Tennisplatz und Golfanlage. Hier konnte man es wirklich aushalten. Fraglich ist nur, wie lange....

Als Ken am Abend vor dem Fernseher in seinem Zimmer saß, dachte er über die vergangenen vier Jahre nach. Was hatte er nicht alles erlebt. Er war von einer Frau zu einem Mann geworden. Er hatte nach Gabrielle die Leitung des Bordells übernommen. Dann die Ereignisse mit seiner Mutter und dieser "Utopia". Es war einfach furchtbar zu wissen, dass es noch immer Leute gab, die solch einer Sekte Glauben schenkten. Jetzt wurde ihm auch klar, warum sie hinter dem Baby von Penny her waren. Auf Babys hatten die sich ja fast spezialisiert. Sie hatten Zip das Kind genommen und er musste mit ansehen, wie ein weiteres Baby vor seinen Augen stirbt. Und dann auch noch durch deren Hand. Das war unvorstellbar grausam und erst jetzt konnte er ansatzweise fühlen, wie es in Zip aussehen musste. Seine Rachegelüste waren vermutlich unersättlich. Alti war hier sicherer als im Bordell, aber wie lange würden sie hier unentdeckt bleiben? Wann würde sich Zip oder dessen neue Freunde sich auf die Suche nach ihnen machen? Das Autokennzeichen war sicherlich schnell gefunden. Zip musste es eigentlich kennen. Vielleicht waren sie auch sicher, weil sie endlich einmal nicht in der Nähe dieses Bordells waren. Wer konnte schon wissen, was morgen war. Als Ken nach unten auf den Parkplatz schaute, stand ihr Wagen noch unberührt am gleichen Platz. Mittlerweile war es schon weit nach Mitternacht und Zeit zum Schlafen. Auch Michaela, Alti und Gabrielle lagen bereits in ihren Betten. Es war ein seltsames Gefühl. Das Ende war noch nicht erreicht, aber es stand kurz bevor. Alle konnten es spüren. Nur niemand wusste, wie es am Ende für sie ausgehen würde....

Fortsetzung Folgt!!

Seralgo Refenoir

© Seralgo Refenoir

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axel c. englert
possum

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