X-Files - Das Unfassbare - Staffel 1 - Episode 5: Etwas überfahren

*diese Geschichte wurde vor 3 Jahren in meinem Dorf erzählt und zierte sogar das Titelblatt der lokalen Zeitung

Jennifer Behrens arbeitete zu diesem Zeitpunkt in einer Gaststätte, die sich etwas abseits von unserem Dorf im Wald befand. Diese gibt es zwar noch heute, aber sie ist mittlerweile nicht mehr geöffnet. Die Vorfälle in dieser Nacht haben angeblich dazu beigetragen, dass die Kundschaft zurück ging und der Besitzer schlussendlich letztes Jahr schließen musste. An diesem Abend endete die Schicht als Kellnerin bereits eigentlich sehr früh und Jennifer konnte bereits um 23.30Uhr ihre Tasche packen und zum Auto gehen. Sie verabschiedete sich noch kurz von ihren Kolleginnen und saß nur wenige Minuten später im Wagen. Sie hatte weder etwas getrunken noch nahm sie Tabletten. Das hatte man ihr nämlich später vorgeworfen. Sie war völlig klar und nüchtern. Sie fuhr ihren Wagen vom Parkplatz und bog links auf eine Waldstraße ab. Es war der einzige Weg der hoch zum Restaurant führte und von dort hinunter ins Dorf. Zu fahren war die Straße nicht schwer und um diese Uhrzeit gab es ja auch keinen Gegenverkehr. Und selbst wenn es den gab, war die Straße wirklich sehr breit. Viele wanderten tagsüber auch hier hoch, um am Ende im Lokal zu Mittag zu essen. Besonders an Wochenenden war hier richtig viel los.

Jennifer hatte es nicht weit bis nach Hause. Zu fahren waren es allerhöchstens 5 Minuten, wenn überhaupt. Sie musste nur diese eine lange gerade Straße hinab fahren und kam unten im Dorf bereits an. Von dort an gab es mehr Lichter und Laternen, Häuser und Geschäfte. Ihr war die Fahrt in der Dunkelheit durch diese Waldstraße wohl genauso unangenehm wie jedem anderen, aber sie hatte jetzt keine Angst davor. Man war im Auto ja sicher und es konnte nichts passieren. Doch das stimmte nicht.

Kurz darauf knallte es. Jennifer behauptete bis heute, dass sie nicht gesehen hätte, was sie erwischt hatte, aber sie nahm fest an, dass es ein Tier war. Als sie nach einigen Schrecksekunden anhielt, blieb sie erst wie angewurzelt am Lenkrad sitzen. Um sie herum konnte sie nichts erkennen aus den Scheiben. Sie hörte auch nichts. Sie bildete sich ein, dass jeden Moment ein Schwerverletzter neben ihr an die Scheibe schlug und um Hilfe schrie. Doch das passierte nicht. Sie griff nach ihrem Handy und schaffte es trotz starkem Zittern zu wählen. Sofort rief sie die Polizei an, denn das war das Erste, was ihr einfiel. Das Handy wählte und sie schaute nach hinten über die Rückbank zum Rückfenster. Egal, was sie getroffen hatte, es lag wohl noch am Boden. Sie war erleichtert, als sich die Polizei schnell meldete und ihr versprach zu kommen. Es würde nicht lange dauern meinten sie. Und in Jennifer wuchs der Gedanke, dass sie eventuell einen Menschen überfahren hatte. Und nun hatte sie die Polizei gerufen. Man würde sie für immer in den Knast werfen. Vielleicht konnte sie demjenigen erste Hilfe leisten und sie blieb jetzt wie angewurzelt hier sitzen, weil sie Angst hatte nachzusehen, was da draußen lag. Das war doch lächerlich. Mal ernsthaft jetzt - was sollte denn dort anderes liegen außer ein Tier?

Und so fasste sich Jennifer ein Herz, als sie von weitem das Polizeiauto kommen sah. Sie stieg aus ihrem Wagen aus und schaltete das Licht von ihrem Handy ein. Egal, was sie da überfahren hatte, es machte unerträgliche Geräusche. Es war wie ein helles Schreien. Das hielt man im Kopf nicht aus. Sie leuchtete in die Richtung davon, aber sie konnte nichts erkennen. Der Polizeiwagen kam immer näher und das Geräusch immer greller. Es klang fast so, als würde jemand um sein Leben kämpfen. Oder um Hilfe rufen. So schilderte Jennifer den Zeitungen die Geschehnisse später. Vor lauter Panik leuchtete sie nicht mehr weiter in die Richtung und war froh, als die Polizei endlich bremste und die Beamten ausstiegen. Die gingen von einem Wildunfall aus und waren weniger berührt. Doch sie konnten sich denken, dass die Frau wahrscheinlich unter Schock stand und nicht gern im Dunkeln war. Kurz bevor der Beamte sie anleuchtete, habe sie das Gefühl gehabt, als wäre etwas an ihr vorbei geflitzt. Besser beschreiben konnte sie es allerdings nicht. Das grelle Wimmern hörte bereits kurz vorher auf. Die Polizisten haben es laut eigener Aussage beim Aussteigen nicht gehört. Als diese nachschauten, was genau Jennifer überfahren hatte, war nichts mehr zu finden. Sie leuchteten auch nach links und nach rechts in den Wald, aber es gab keine Spur von einem Tier. Die dicken Dellen in ihrem Auto waren allerdings deutlich zu sehen. Sie hatte sich den Aufprall also nicht bloß eingebildet. Sie erzählte den Beamten von diesem Geräusch, das sie noch nie so gehört habe. Später erklärten die Beamten das Geräusch so, dass es sich dabei wohl um ein Tier gehandelt habe, das im ersten Moment vor Schock und Schmerzen nicht mehr aufstehen konnte. Es gäbe Tiere wie zum Beispiel die Rehe, die solche Töne von sich geben könnten. Nach kurzer Erholphase schaffen sie es meistens nochmal aufzustehen und ein Stück zu rennen. Meist sterben sie dann aber kurz darauf an inneren Verletzungen. Dieses "Reh" wurde allerdings nie entdeckt. Und bis heute glaubt Jennifer nicht daran, dass es wirklich ein Reh war. Geschweige denn ein Tier. Was auch immer an ihr vorbei geflitzt war, es hatte zwei Beine. Und es hatte, was auch immer sie überfahren hatte, mit in den Wald genommen.

Seralgo Refenoir

PS: Machen Rehe solche Töne? Hier gibt es nämlich viele Kritiker, die das Gegenteil behaupten. Die Geschichte sorgte lange für Aufruhr. Man muss aber auch bedenken, dass die Frau unter Schock stand und Angst hatte. Vielleicht war es pure Einbildung, wovon viele auch ausgehen.


© Seralgo Refenoir


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Kommentare zu "X-Files - Das Unfassbare (Staffel 1, Episode 5/7)"

Re: X-Files - Das Unfassbare (Staffel 1, Episode 5/7)

Autor: possum   Datum: 02.11.2014 23:42 Uhr

Kommentar: Dies hört sich sehr gruselig an deine Geschichte lieber Seralgo, das Rätsel wird wohl verbleiben ... Wildschweine können allerdings arg grell weinen ... bei Rehen kenne ich alerdings nur den bellenden
Warnton, den sie von sich geben bei Gefahr. Danke dir! Liebe Grüße!

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