Kapitel 5 Hochzeitsvorbereitungen


Ich war mehr als nervös. Noch nie in meinem Leben hatte ich im Mittelpunkt gestanden und jetzt war ich seit Tagen beinah der Mittelpunkt des Universums, zumindest für die Burgbewohner. Zudem schien sich die Zahl der Leute, die nur damit beschäftigt waren mich zu bedienen und zu versorgen, beinah täglich zu vergrößern. Inzwischen waren zu Miriam noch Luise, Anna, und Sophie gestoßen. Zudem sah Rinox, Argons Kammerdiener, beinah stündlich nach mir und ging Sicher dass ich mich wohlfühlte.

Im Augenblick stand ich vor einem wahrhaft gigantischen Spiegel und war von....Seide umgeben. Zumindest kam es mir so vor. Auf ganzen 3 Kleiderständern um mich herum hingen weiße und sonnengelbe Kleider und versperrten eventuellen, neugierigen Besuchern den Blick auf mich.

Gerade half mir Anna ein etwas schlichteres himmelblaues Kleid mit weißem Oberteil anzuprobieren. Als Hochzeitskleid würde ich es mir nicht aussuchen, aber für ein entspanntes Picknick im Freien würde es taugen. Doch dafür hatte ich im Moment weder Zeit, noch herrschte das passende Wetter. Seit Tagen wechselte sich strömender Regen mit dichtem Nebel ab der den Blick auf die Sonne versperrte.

Bereits am ersten Tag nach dem ich meine Bedingungen gestellt, unter dehnen ich ihn heiraten würde, hatte Argon die wichtigste von ihnen erfüllt und Benjamin wieder freigelassen. Doch als die Wachen in die Zelle des Dämonenengels gingen um ihn freizulassen, machten sie eine etwas schockierende Entdeckung. „Er ist weg!" hatte uns eine der Wachen berichtet, nach dem sie aus dem Kerker zurückgekehrt war. Alles was man noch in der dunklen Zelle fand waren zwei Federn, die eine schwarz, die andere weiß. Auf der einen Seite freute ich mich dass er sich selber befreien konnte, auf der anderen Seite hatte ich ein wirklich komisches Gefühl in der Magengegend.

Ein Gefühl welches mich anscheinend warnen wollte: Die nächste Begegnung mit dem Dämonenengel verläuft nicht so friedlich, sehe dich vor ihm vor!

„Lady?" Miriams Stimme riss mich aus meinen Gedanken und ich schaute zu ihr. „Ja..." antwortete ich knapp. „Wir sind fertig" verkündete sie strahlend. Ich blickte in den Spiegel und sah in ihm kein kleines, 19 Jahre altes Mädchen, sondern eine erwachsene Frau. Ihre blonden Haare waren in einer komplizierten Flechtfrisur nach hinten gelegt und ihr Gesicht war strahlend wie die Sonne. Alles an ihrem Körper harmonierte mit dem Kleid welches sie trug. Ich war froh dass ich noch nicht mein Hochzeitskleid trug. Dieses hatte ich bislang erst ein einziges mal gesehen und es hatte mich mehr als umgehauen. Der Rock floss an meinem schlanken Körper herunter als bestünde er aus Wasser und das Oberteil war so gekonnt geschnitten dass es sich wie ein weiches Seidentuch an meinem Oberkörper anfühlte. Noch nie in meinem Leben hatte ich etwas derart schönes angehabt.

Ich fragte mich wer eigentlich alles zur Zeremonie kommen würde. Mit sehr vielen Gästen rechnete ich nicht. Alles in allem konnte ich mir nicht vorstellen, dass andere Leute außer den Bewohnern der Burg kommen würden.

Als der Tag zu Ende ging, lag ich in meinem weichen Bett und starrte in Richtung Zimmerdecke. Morgen um diese Zeit würde ich verheiratet sein. Ich hatte, dass alles immer noch nicht ganz in meinen Kopf bekommen: Gejagte, Gefangene, Ehefrau. Was war ich als nächstes? Und ich hoffte das mir Argon half und sich mit mir auf die Suche nach dem echten Mörder meiner Familie machte.

Eines war klar: Derjenige wusste wo meine Familie wohnte und er war irgend wie an Argons Siegel herangekommen. Ob er sich vielleicht sogar unter den Burgbewohnern befand war eine weitere Ungewisse die meinen Puls nach oben trieb. Sollte dies so sein war ich in Gefahr.

Der nächste Tag war nicht ganz so verregnet wie die davor. Zumindest schien die Sonne schwach durch die Wolken über der Burg. Ich stand auf, zog mein Nachthemd aus und kroch in ein schlichtes, dunkelgrünes Kleid welches ich aus dem gigantischen Kleiderschrank in meinem Zimmer genommen hatte. Anschließend ging ich hinaus auf den Flur vor meinem Zimmer.

In diesem war ruhig. Alles was ich aus meinem Zimmer mitgenommen hatte waren die beiden Federn welche die Wachen in der Zelle des Dämonenengels gefunden hatten. Auf diese Hinterlassenschaft konnte ich mir nach wie vor keinen Reim machen. Und wie war es ihm überhaupt gelungen sich selber zu befreien? Auf diese Frage wusste ich mir keine Antwort.

Ich wollte unbedingt mehr über den Dämonenengel herausfinden und machte mich deswegen auf den Weg in die große Bibliothek der Burg.

Die Tür zur Bibliothek bestand aus dunklem Holz und wirkte als hätte man sie bereits seit

mehreren Jahrzehnten nicht mehr geöffnet. Staub und Spinnweben zierten die beiden Türflügel und die kreisrunden Türgriffe, welche erschreckende Ähnlichkeit mit den Metall-Schellen besaßen die im Kerker benutzt wurden um die Gefangenen in ihren Zellen zu fixieren. Ich musste mir selber einen kleinen Stoß geben um meine linke Hand auf einen der Ringe zu legen.

In diesem Moment hörte ich neben mir Schritte. Ich drehte meinen Kopf nach Links und stellte zu meiner Erleichterung fest dass nur Argon. „Ist alles in Ordnung, Sora?" fragte er mich und lächelte. Ich schüttelte den Kopf. Anschließend sagte ich ihm was ich vorhatte. „Darf ich dir helfen?" Ich nickte. Zusammen öffneten wir die beiden Seiten der Tür welche, nach einigem Drücken, tatsächlich nach Innen aufschwang.

Aus dem Inneren der Bibliothek schoss uns ein Schwall staubiger, muffig riechender Luft entgegen. Der ganze Raum war, bis auf den kleinen Bereich der von dem Licht aus dem Flur erleuchtet wurde, stockdunkel. Links und rechts von uns standen mehrere Regale welche, ganze 4 Stockwerke hoch, bis zur Decke des gewaltigen Raumes reichten. „Wie viele...." begann ich staunend „..Bücher sind das den?" „Ungefähr 7 000 000" antwortete Argon, nach kurzem überlegen „Aber ganz sicher bin selbst ich mir da nicht."

Argon schloss seine linke Hand und öffnete sie wieder worauf hin sich eine leuchtende Kugel über dieser bildete, welche die gleiche Wirkung hatte, als trüge er gleich 10 Laternen in der Hand. Mit diesem Licht begann wir durch die Reihen der Regale zu laufen. Hier und da standen Tische mit Stühlen. „Dämonenengel, Dämonenengel, Dämonenengel" immer wieder sagte ich das Wort in meinem Kopf während wir durch die Regalreihen liefen und ich meinen Blick auf die Wand aus Büchern zu unserer linken und Argon auf die zu unserer rechten gerichtet hatte.

„Ich glaube ich habe etwas!" sagte Argon plötzlich und blieb stehen. Ich tat es ihm gleich und drehte mich zu ihm. Argon zog ein dickes Buch aus dem Regal neben sich und drehte es anschließend mit der Vorderseite zu mir. „Die Kinder von Licht und Schatten" stand in großen Buchstaben auf dieser.

Wir liefen am Regal entlang bis wir eine Sitzgelegenheit mit einem Tisch erreicht hatten. Als Argon das Buch vor mir auf den Tisch legte spürte ich mein Herz im oberen Teil meines Halses schlagen. Dies wurde nach schlimmer als ich die erste Seite des Buches aufschlug.

Auf dieser war ein merkwürdiges Symbol abgebildet. Es sah aus wie eine Schlange die sich um eine Träne wickelte. Und dann: So wohl mir als auch Argon stockte der Atem als wir die zweite Seite des Buches aufschlugen. „Ein Falke und zwei Sterne" sagte ich „Aber verkehrt herum."

„Unbekanntes Wappen der finsteren Macht" lass Argon vor und man hörte dass auch er es nicht glauben konnte.

Als wir eine weitere Seite umschlugen fand ich was ich suchte: Der Dämonenengel stand in großen Buchstaben am oberen Rand der Seite, darunter war eine Zeichnung von ihm, welche allerdings aus der Feder eines Kleinkindes hätte stammen können. Weder die Größe der Flügel noch die der Hörner passten. Trotzdem war ich mehr als erleichtert. „Vermittler zwischen Gut und Böse" lass ich auf der nächsten Seite „Gibt es an einem Ort zu Viel von einer der Seiten stärkt er die jeweils schwächere. Verhindert aber auch dass sich die beiden Seiten gegenseitig auslöschen können" begann ich laut zu lesen „Der Dämonenengel kann sowohl schlimmste Feind als auch bester Freund sein. Kann die 6. Elemente kontrollieren." Ich schwieg kurz und dachte über dass nach was ich gerade erfahren hatte. Dann merkte ich dass ich etwas nicht ganz verstand. „Wieso 6 Elemente?" fragte ich und wand mich an Argon. „Licht und Dunkelheit" antwortete er „Das sind auch Elemente." „Ach so." Ich überlegte, bis mir wieder einfiel dass mein Vater mir einmal erzählt hatte dass es vor langer Zeit einmal 6 große Fabeltiere gab. Jedes beherrschte eines der Elemente.

„Feuer und Wasser wurden beherrscht durch zwei Drachen" begann ich laut zu denken „Und die anderen Elemente?" „Erde und Luft durch zwei Einhörner" antwortete er mir „Und Licht und Dunkelheit durch zwei Phönix. Genannt Prinz des goldenen Mondes oder auch Mondprinz sowie Prinzessin der Sterne oder auch Prinzessin des Silber-Sterns."

Kaum hatte Argon das letzte Wort beendet merkte ich wie mir der Schreck durch den ganzen Körper fuhr. Ich blickte ihn an während ich es aussprach: „Prinzessin des Silber-Sterns....Genau dass hat der Dämonenengel zu mir gesagt."


© koto7001


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