Kapitel 2 Gescheiterte Flucht

Nach dem ich mich gestärkt hatte lies ich mich auf den Rücken sinken und blicke in Richtung Zimmerdecke. Dort funkelten mir merkwürdige, grüne Kristalle entgegen, diese hatte ich bislang noch überhaupt nicht bemerkt. Ich erhob mich um sie mir genauer anzusehen. Doch da die Decke meiner Zelle mehr als 3 Armlängen über mir war erkannte ich auch im Stehen nicht viel mehr.

Also blieb mir nichts anderes übrig als mich wieder auf den Boden zusetzen und abzuwarten. Tatsächlich vergingen die nächsten Stunden ohne besondere Vorkommnisse.

Jedenfalls solange bis ich plötzliche Schritte vor meiner Zelle hörte.

Die Zellentür wurde geöffnet und ein junger Mann kam herein. Er musste nicht viel älter sein als ich. "Habt keine Angst" sagte er beruhigend "Ich bin gekommen um euch zu befreien." Dies wunderte mich, doch ich beschloss nicht weiter nach zu fragen. Er begann an dem Gitter, welches einmal durch den Raum führte herum zu hantieren. Es dauerte eine ganze Weile bis er es endlich geschafft hatte. Anschließend öffnete er das Gitter so dass ich heraus treten konnte. Der junge Mann, welcher sich mir als Benjamin verstellte, führte mich zur Tür und hinaus in den kleinen Flur. Ob wohl das Wort "Flur" mehr als übertrieben war, es war ein schmaler Gang der auf beiden Seiten von gemauerten Wänden eingeengt und auf einer Länge von 40 Schritten gerade mal von 1 Fackel erleuchtet wurde.

Ob wohl ich froh war endlich aus der Zelle heraus zu sein, hatte ich den noch ein sehr ungutes Gefühl was dieses Flucht anging. Zudem wunderte es mich dass es keine Wachen vor meiner Zelle gab und selbst in dem Gang vor dieser sah ich nicht eine.

Wir erreichten das Ende des Ganges wo eine Treppe an die Oberfläche führte. Zusammen liefen wir die Stufen hinauf die einfach aus dem gewachsenem Felsen geschlagen wurden waren. Ich musste gegen den Drang ankämpfen über meine Schultern zu schauen. Ob Argon vielleicht nicht so gar schon von unserer Flucht wusste war eine weitere Unbekannte die meinen Puls in die Höhe trieb. Am Ende der Treppe erreichte ich mit meinem Befreier eine Tür die im oberen Teil eine winzige, vergitterte Luke besaß. Er öffnete sie. Hinter dieser kamen wir endlich hinaus in eine kleine Seitengasse die von mehreren Gebäuden der finsteren Burg, in der Argon lebte, umgeben war. Obwohl es beim besten Willen nicht der richtige Zeitpunkt dazu gewesen war, fragte ich mich wie spät es wohl sein mochte. Ich blickte nach oben und sah in den noch dunkelblauen Himmel welcher aber in Richtung Osten bereits eine Spur von morgendlichem Rot zeigte. Demnach zu urteilen war es also sehr, sehr früh am Morgen.

Gerade als wir begannen die Gasse hinunter zu gehen passierte es: Ich fühlte nur noch wie sich etwas scharfes in meinen linken Fuß zu bohren begann. Instinktiv stieß ich einen lauten Schmerzensschrei aus. Benjamin fuhr herum. "Verdammt..." sagte er leise und zog den rostigen Nagel, der in meinem Fleisch steckte heraus. Doch als er in seiner Tasche nach etwas zu suchen begann, um die Wunde zu verbinden, geschah es: Ein dunkelroter Blitz schoss wie aus dem Nichts durch die Luft und traf Benjamin am Oberkörper so dass er nach hinten kippte und regungslos liegen blieb. Ich schrie entsetzt auf und schlug die Hände vor dem Mund zusammen. "Mach dir keine Sorgen" sagte da plötzlich eine Stimme aus dem Halbdunkeln "Er ist nur Bewusstlos." Langsam drehte ich meinen Kopf in die Richtung aus der die Stimme kam.

Argon stand, mit verschränkten Armen, an der gegenüberliegenden Häuserwand und lächelte. Seine dunkle Kleidung hatte ihn auf dem ebenfalls dunklem Grau des Mauerwerks derart gut getarnt dass wir ihn beim vorbeilaufen schlichtweg übersehen hatten. Ich lies mich langsam auf den Rücken sinken. Eines war klar: Die Flucht war hier zu Ende.

Langsam kam er zu mir und hockte sich hin um sich meine Verletzung anzusehen. "Jetzt auch noch dass" sagte er, nahm einen weißen Verband aus seiner Tasche und wickelte ihn um die Wunde an meinem Fuß. Anschließend hob er mich hoch und trug mich wieder in das Innere seiner Burg. Dort jedoch brachte er mich, anders als man es erwarten würde, nicht zurück in den Kerker sondern ging mit hinauf in das Obergeschoss in dem es wesentlich heller und freundlicher war als dort, wo er mich sonst untergebracht hatte.

Gerade als er mit mir den großen Flur betrat, welcher auf einer Seite direkt zum Haupteingang der Burg führte, kam uns ein Wachmann in schwarzer Rüstung entgegen. Dieser stockte als er mich in Argons Armen sah. "Bitte verzeiht mir Meister" sagte er verbeugend "Ich wollte euch gerade sagen dass die Gefangene..." er stockte als er sah dass Argon eine Hand hob. "Die Sache ist bereits geklärt...würdet ihr bitte trotzdem so freundlich sein und euch um Benjamin kümmern? Er liegt draußen und ist bewusstlos." Der Wachmann verbeugte sich unterwürfig und machte sich, ohne weitere Fragen zu stellen, auf den Weg.

Während die Wache sich von uns entfernte ging Argon mit mir in einen kleinen Seitengang der genau in ein sehr helles, großes Zimmer führte in dem es mehrere Betten gab, von dehnen je 3 an der linken und rechten Wand des Raumes aufgestellt wurden waren. An der hinteren Wand gab es 3 hohe Fenster die von hellblauen Vorhängen geziert wurden. Argon legte mich vorsichtig auf eines der Bett an der linken Seite. „Bitte warte hier" sagte er und ging anschließend wieder aus dem Raum. Ich drehte meinen Blick langsam in Richtung des Fensters. Was hatte Argon mit mir vor? Diese Frage kam mir erst jetzt so richtig in den Sinn. Und weshalb lies er mich überhaupt am leben? Vor knapp 7 Wochen war er auf unserer Farm aufgetaucht. Er hatte sich damals zunächst nur mit meinem Vater unterhalten, während ich zusammen mit meinem Bruder Kilian hinaus auf das Feld gegangen war um dieses vom Wildwuchs zu befreien.

Während wir dies taten kam zufällig unsere Nachbarin Viktoria vorbei die mich darum bat ihre Tiere zu versorgen. Viktoria selber lebte seid vielen Jahren alleine in einem kleinen Bauernhaus am Rande eines großes Waldes.

Nach dem ich ihre Bitte erfühlt hatte ging ich zu unseren Feldern zurück. Zu meinem blanken Entsetzen standen diese bei meinem Eintreffen in Flammen. Im Haus fand ich den ganzen Boden voller Blut vor. Ehe ich überhaupt begriffen hatte was geschehen war, betrat Argon das Haus. Sein damaliger Versuch mich gefangen zu nehmen misslang ihm und ich konnte in die nahen Wälder fliehen. In diesen versteckte ich mich für mehrere Wochen bis mich Argon, aus irgend einem mir unerfindlichen Grund, dennoch aufspürte und mich gefangen nahm. Zuvor hatte er mir, mittels wahrscheinlich mit Hilfe seiner Magie, einen Brief zukommen lassen, in dem er mir seine Schuld gestand. Weshalb er das getan hatte, war mir ein Rätsel.

Er brachte mich hier her in seine Festung. Was er überhaupt von mir wollte wusste ich nicht und obwohl mir Argon erzählt hatte, er hätte meine Familie nicht auf dem Gewissen, glaubte ich ihm im Grunde genommen kein Wort, das Wappen und der Brief bewiesen seine Schuld. Mein Vater und mein Bruder waren tot. Dies sagte mir zumindest mein Bauchgefühl.

Deine Familie ist tot. Sie starben durch meine Hand und du wirst ebenfalls bald ihr Schicksal teilen!

Diese Worte aus dem Brief, die eine eindeutige Morddrohung gegen mich waren, gingen mir nicht mehr aus dem Kopf. Darum fürchtete ich auch nach wie vor um mein Leben.


© koto7001


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