Als der Liebe Gott die Welt erschuf da machte er viele schöne Spinnlein, putzige Schlängelchen – giftige oder würge – friedliche Löwelchen, ausgesprochen toll gemusterte Leopärdchen und Tigerchen, nette Wölfchen, noch nettere Bärlein, kuschelige Elefäntchen, Trampeltierchen Schildkrötchen, Krötchen ohne Schildchen, Skorpiönchen und sogar völlig überflüssige Virlein, usw. und alle zusammen waren von einer derart bestechenden Harmlosgkeit, daß ihm fast schon schlecht dabei wurde, denn er hatte keine Ahnung wie sie allesamt überleben sollten.

Eigentlich und uneigentlich war ja ursprünglich darauf angelegt gewesen, daß sie nicht nur mit- sondern auch voneinander zu existieren hätten. Aber das brachte er, der liebste aller Götter (obwohl es nur den einen gab) nicht übers Herz und so ließ er es täglich Manna regnen, daß es eine wahre Freude war. Das machte ihn aus, das baute ihn auf, das freute ihn er – und er wäre glücklich gewesen, bis ans Ende aller Tage und einer neuen Schöpfung. Doch dann…

hatte er eine sensationelle Idee: Er baute zu seiner persönlichen Kurzweil ein Tierchen mit „Verständchen“ – zumindest sollte es zunächst einmal danach aussehen! Weil ihm kein besserer Name für das kuriose Lebewesen einfiel nannte er es Mensch und Menschin, er segnete es mit freier Einsicht und guten Aussichten und er erfüllte es mit Liebe, soweit sein Auge, also das Gottes und natürlich auch das, bzw., die des Menschen und der Menschin hinreichte.

„Damit werdet ihr alles meistern können was euch an Problemchen begegnen kann, wird und von mir aus auch darf, denn ich habe viel zu tun und kann nicht die ganze Zeit nur auf euch aufpassen“, sprach der Liebe Gott, der liebste von allen Göttern, obwohl es ja nur einen gab und legte sich schlafen, denn der 7. Tag der Schöpfung war angebrochen und außerdem war es genau morgens um 7 – wo die Welt noch in Ordnung ist.

Kaum war er jedoch eingeschlafen, da fingen die Löwelchen an Gazellelchen zu vernaschen, die lustigen Spinnlein spannen ihre Netze auf einmal nicht mehr nur so zum Spaß, sondern sie fingen damit Fliegelchen, die Gottesanbeterinnchen fraßen ihr Männerchen, nach dem Akt und die Schlängelchen würgten, oder verspritzten so viel Gift wie sie nur konnten. Alles fiel übereinander her, gab sich weitestgehend unfreiwillig hin, so daß ein illustres Fresselchen entstand, bei dem das Blütlein nur so spritzte.

Auf des liebsten aller Götter, Gottes Manna nämlich, aber wollte keine Sau mehr auch nur ein Minütchen warten! Die ganze entzückende Welt der Tiere tat genau das was ihr am meisten Spaß machte: Fressen und gefressen werden! Denn keine Macht der Erde hinderte sie mehr daran zu tun, wofür sie kreiert worden war. Später nannte das einzige Tierchen mit Pläsierchen auf Erden diesen Vorgang „Evolution“ und es schämte sich ein wenig dafür, weshalb es sich auf atemberaubende Weise davon zu emanzipieren versuchte.

Getreu dem Rat des Lieben Gottes besann es sich bei den ersten auftretenden Schwierigkeiten auf die größte Großmacht des Lebens, auf die Liebe! Als die Menschheit z.B. auszusterben drohte verliebten sich sofort Männchen und Weibchen (normalerweise) derart ineinander, daß sie sofort anfingen sich abzulecken, zu küssen, schließlich ineinander einzudringen und sich dermaßen effizient fortzupflanzen, daß sogar Gottes Manna auf einmal nicht mehr ausgereicht hätte um sie zu ernähren.

So beschlossen manche die Dezimierung der übergroß angewachsenen Menschheit durch mörderische Überfälle auf andere Völker, die ab sofort nach Herzenslust getötet werden mussten. Das hatte zwar nichts mehr mit göttlicher Liebe, sondern mehr mit mörderischer Evolution zu tun, aber nachdem erste Versuche ALLEIN mit Liebe klarzukommen gescheitert waren fingen einzelne Nationen an sich zu wehren um selbst eine Art zivile Evolution zu entwerfen, bei der einfach der Intelligenteste am weitesten kam..

Spätestens nach dem Einfall der Hunnen (die immer gute Einfälle hatten), dem man in Europa mit Lichterketten und Kinderkreuzzügen zunächst entschlossen entgegengetreten war, hatte man so manches gelernt. Nämlich? Daß die Männer getötet, die Frauen vergewaltigt und die Kinder als Sklaven verkauft worden waren und die Hünnchen eben leider keinerlei Liebe bei ihrem Vordringen zeigten! So war denn begonnen worden sie selbst zu „befrieden“…

Just in diesem Augenblick jedoch erwachte der Liebe Gott wieder aus seinem Sonntagsschlummer und erkannte mit Schrecken was da gerade vor sich ging. Er kam, sah und siegte, indem er die Tiere machen ließ was Tiere eben, ohne göttliche Hilfe zu tun pflegen…den Menschen aber verbot er fürderin noch jemanden zu hassen, bzw. nicht zu lieben, egal was er, oder sie getan haben mochte. Zwar lebten sich die Hünnchen, die Spinnerchen, die Verbrecherchen und sonstige Vollidiötchen weiterhin mithilfe ihrer angeborenen Natur aus…

aber niemand durfte sich, bei Höchststrafe, mehr darüber beklagen, noch dagegen einschreiten, es verneinen, für schlecht befinden, oder behaupten es sei nicht gut für die Welt, denn der Liebe Gott hatte einen guten Ruf zu verlieren, den es unter allen Umständen zu bewahren galt. Also haltet euch gefälligst daran, seid brav in der Schule und lernt fleißig die von den Menschen gemachten Gesetze Gottes, des liebsten aller Götter (obwohl es ja nur einen gibt) auswendig und verhaltet euch ruhig! Kurz gesagt: Liebt die Liebe und nichts als die Liebe mit deren Hilfe ihr alle Probleme meistern werdet. So wahr euch – nein, das dann wohl doch nicht…

Als der Liebe Gott

© Alf Glocker


© Alf Glocker


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Kommentare zu "Als der Liebe Gott"

Re: Als der Liebe Gott

Autor: Michael Dierl   Datum: 16.06.2024 8:54 Uhr

Kommentar: Hi Alf, tja, der liebe Gott ist quasi machtlos gegenüber seiner eigenen Schöpfung die ihm aus dem Ruder gelaufen ist! Gott ist auch nur ein Schlamper! Gern gelesen - UND - auch alles vestanden und gegrinst wie ein Honigkuchen obwohl......kann Honigkuchen grinsen??? Doofer Spruch aber er ist nicht von mir. So lasse ich ihn eben so stehen! ;-)

lg Michael

Re: Als der Liebe Gott

Autor: Sonja Soller   Datum: 16.06.2024 9:15 Uhr

Kommentar: Der "Liebe Gott" ist sone Sache, was der alles geschaffen hat und auch noch immer weitermacht, ist wohl kaum zu glauben!! Er hat so viel Menschenrechtsverletzungen begangen, dass man ihn nach unseren Gesetzen heute wohl abschieben würde, - doch wohin????

Herzliche Sonntagsgrüße aus dem ratlosen Norden, Sonja

Re: Als der Liebe Gott

Autor: Michael Dierl   Datum: 16.06.2024 9:37 Uhr

Kommentar: Hi liebe Sonja, ich weiß wohin ----------------------- in die Hölle!!! Dort wo alle anderen böse Götter sind, auch die sich so nennen, ich meine Gott ähnlich sein wollen und in fernen Ländern verehrt werden!

lg Michael

Re: Als der Liebe Gott

Autor: Wolfgang Sonntag   Datum: 16.06.2024 10:27 Uhr

Kommentar: O Gott,
delikat, lieber Alf.
Liebe Grüße Wolfgang

Re: Als der Liebe Gott

Autor: Alf Glocker   Datum: 17.06.2024 6:56 Uhr

Kommentar: Haha, vielen Dank liebe Freunde für die tollen Kommentare.
Ja, Gottes Wege sind manchmal sehr sehr "komisch"

LG Alf

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