30. August 2020

5:00 Uhr
Es dämmert ein wenig, aber noch ist es tiefblau. Die ersten Geräusche von draußen dringen herein. Früh morgens wache ich auf, ungewöhnlich früh. Und ich hab das Gefühl in einem weichen Bett zu liegen, obwohl es der Boden ist. Ich bin noch nicht ganz wach, aber meine Gedanken wandern zu ihr. Eine innere Uhr hat mich geweckt, etwas Unterbewusstes, das mehr über sie zu wissen scheint. Darauf sollte ich öfter hören.
Ich greife nach meinem Handy und gehe hinein. Kurz nach fünf schreibe ich in den Chat. Und bemerke darin, das es kaum relevant ist, weil ich zwischendrin eingeschlafen war, während des Tippens. Ich unterschreibe mit "dein dreckiger Hund". Denn dieses schlechte Gewissen wird mich wohl für immer verfolgen.
Sich selber niedermachen fand ich schon immer nett, aber es ist nichts im Vergleich dazu wenn du das tust, meine Herrin. Das hätte ich vielleicht nicht schreiben sollen, stelle ich fest und noch ein völlig verdrehtes Satzkonstrukt dazu, das kein Sinn ergibt. Schlaftrunken gibt es kaum mehr ungeschmückte Ehrlichkeit.

Plötzlich sehe ich das sie da ist.
Du bist online meine Herrin, sage ich erstaunt. So erstaunt, das ich eines der seltenen Emojis anfüge. Meist bin ich zu ernst, als das ich so ein Rundgelbgesicht verwenden würde.
Ob sie wach ist? Oder ist es nur eine Fehlanzeige und mein Handy spinnt wieder? Es zieht mich zu ihr.

Ich knie in dem dunklen Schlafzimmer, das wir vor kurzem entdeckten und sehe auf. Meine Herrin liegt auf dem schwarzen Bett, beschienen vom schwachen Licht von draußen, das durch die Fenstertür fällt. Es malt ihre Konturen nach. Die Atmosphäre ist ruhig und angenehm kühl. Eine Spannung entsteht, weil ich nicht weiß, ob ihre Augen sich auf mich richten. Ich mich beeile zu schreiben.
„Guten Morgen meine Herrin.“
Es kommt keine Antwort von ihr.
„Schläfst du?“, frage ich. Im selben Moment wird mir klar, das diese Frage dumm ist. Wer schläft, antwortet nich.
Einige Minuten verharre ich, in dem Dilemma ob ich blieben darf, und auch wo. Aber, einfach wieder gehen, kann ich nicht. „Ich hab da sehr viel geschrieben im Chat... war dezent durcheinander. Mir ist bewusst, das ich nicht so beitreten durfte, meine Herrin. Es ist trotzdem unfassbar, das es so einen Unterschied macht.“
Das es sich so präsent anfühlt.
Trotzdem sollte ich kein überflüssigen, verlegenen Unsinn schreiben. Mein Platz ist auf dem Boden vor ihr. Doch ich wünschte, das ich sie berühren darf, gerade unerwartet heftig. Und mir kommt der Gedanke mich zu ihr zu legen. In dem Moment fühlt es sich zwar richtig an, doch gehe ich das Risiko, das sie mich bestraft. Diesmal hatte ich den Mut, das ich zum Bett krieche und mich hinter sie lege. So, das sie in meinen Armen liegt.
„Darf ich sagen, das ich es süß finde wenn du schläfst, meine Herrin?“, rutscht es mir raus. Die Hundekette drückt im Liegen auf meine Kehle. Jetzt bin ich wahrscheinlich ein Kopf kürzer nachher. Ich stelle mir vor, wie leicht sie sich anfühlen würde, wie weich ihre Haare auf meinem Arm wären und ihr Körper der sich in dem Augenblick an mich schmiegt. „Gute Nacht, meine Herrin.“
Mir fallen die Augen zu.

5:43 Uhr


8:29 Uhr

„Gute Nacht mein Hund“, schreibt sie, und es ist ein Lächeln dabei.
„Ich bin kurz wach und werde sicher gleich wieder einschlafen mein Hund. Die Augen zu öffnen und dich neben mir liegen zu sehen hat ein wundervolles Gefühl von Sicherheit und Nähe in mir ausgelöst. Auch wenn du nicht gefragt hast.“, meint sie und fügt hinzu: „Du darfst es sagen, aber du weist ja auch noch, das hinter diesem süßen Anblick auch das Feuer stecken kann.“ Der versaut guckende Emoji ist ihrer.

„Guten morgen meine Herrin“, schreibe ich und muss ebenso Lächeln. Sie hat es wirklich gelesen, denk ich und freue mich schon nur darüber. „Ich hab gehofft, du würdest mir nicht gleich deine Krallen über den Rücken ziehen.“ Oder habe ich doch gehofft, das du das tust?
„Ich hatte ein schlechtes Gewissen, weil ich eingeschlafen bin. Und dann trete ich bei und du liegst da so, meine Herrin. Vollkommen und unerwartet. Mir wird klar das du schläfst. Da war meine Stimmung mit einem Schlag anders.“
„Die Krallen kommen dafür nach dem Aufwachen, mein Hund. Nach solch einem friedlichen Schlaf, brennt es in mir dich zu benutzen und zu würgen.“ Und sie hat ein Gesichtsausdruck dabei, der nachdenklich mit anzüglich kombiniert. Es lässt meinen Verstand aussetzen. „Guten Morgen mein Hund.“
Erstaunt wie so ein Trottel sehe ich sie an.
„Ich hätte gucken sollen, wann du das eben geschrieben hast, meine Herrin.“, gebe ich schließlich zu.
„Ich habe deine Nachrichten gerade gelesen mein Hund. Sie scheinen wirklich etwas verwirrend. Besonders die letzte mit "du bist online" war sehr süß. Wie lange hast du gewartet ehe du beigetreten bist mein Hund? Und das ich dich zu gerne benutzen will verwundert dich? Leider kann meine Ava nicht nach hinten greifen. Sie würde nach deiner Leine greifen und diese ganz stramm ziehen. Ein Entkommen wäre unmöglich.“
Ich halte mich nicht für so großartig. Eher für ein Freak, deshalb war ich erstaunt. Aber wenn ich erbärmlich aussehen kann und nicht stark, würde dir das gefallen? Doch das frag ich jetzt nicht.
„Ich habe eine Weile gewartet, ob du antwortest meine Herrin. Und erst dachte ich auch mein Handy spinnt mal wieder nur. Dann dämmerte es mir, und ich konnte nicht widerstehen - Die Vorstellung ist heiß, das du direkt morgens mich würgst meine Herrin.“ Manchmal flammt das direkt nach dem Aufwachen derart auf. „Ist ein Entkommen denn überhaupt möglich, meine Herrin?“, versuche ich humorvoll zu sein.
Meine Fantasie reicht dreimal, das mir jetzt dezent warm wird, als ich ihren Körper unter meinen Händen fühle, sie die Kette bis zum Anschlag um meinen Hals zuzieht und sie mit meinem Mund berühren darf.
„Nein. Aber deine Leine/Kette soll dich daran erinnern mein Hund. Das du mir ergeben bist und "weglaufen" zwecklos ist, weist du ja schon.“, erwidert sie und ihre vollen Lippen verziehen sich zweideutig. „Du hast von einem Traum geschrieben mein Hund? Erzähl mir von ihm.“
Ich fange an ihn zu beschreiben, aber sie ist schneller.
„Deine Kette halte ich stramm und fordere dich auf ganz nah zu mir ran zu kommen. Ich greife mit der anderen Hand nach hinten in deine Hose. Ein dezentes "nun mach schon!" befiehlt dir deine Hose zu öffnen. Ich schiebe meinen Unterkörper ganz nahe zu dir ran und lege mein oberes Bein leicht nach hinten über deine Beine um dich zusätzlich zu fixieren. Ob du dir den restlichen Ablauf auch vorstellen kannst mein Hund? Ich denke schon.“
Das kann ich mir sehr nahe vorstellen, meine Herrin, antworte ich in Gedanken. Und ich hab es mir öfter vorgestellt. Doch es ist wohl eine Mammutaufgabe Worte dafür zu finden. Die können letztlich kaum wiedergeben, was ich sehe.
Hab ich es schon immer, seit Anfang mir so intensiv vorgestellt? Mir eingebildet deinen Körper zu erkunden, gesehen wie ich dich küsse, während ich in dich eindringe, als jemand der dennoch unterlegen ist. Wie du es mir schwer machst und an meiner Kette reißt, sodass es mir die Luft abschnürt. Wie ich mich anstrenge, bis es schweißtreibend wird und nicht kommen darf. Es ist mehr eine rhetorische Frage.

„Es war ungewöhnlich, sowas hab ich in der Art noch nicht geträumt, meine Herrin. Der Ort war eine Tankstelle. Ein paar Autos parkten verlassen dort rum und niemand zu sehen. Ich war nackt, an den Handgelenken zwischen den Säulen festgebunden und hatte schwere Ketten an den Füßen, welche scheuerten. Ich konnte mich kaum bewegen, wie ein Käfer im Spinnennetz, so sehr standen sie unter Spannung. Du standest zwei Meter neben mir, meine Herrin in einem dezent heißen schwarzen Lederoutfit und betrachtest gleichgültig meine missliche Lage. Ziehst mir mit deiner Peitsche ein paar über Rücken und Arsch und demütigst/ beschimpfst mich dabei. Dann hast du mit einer Art Zange mich gezwickt, beziehungsweise an mir geschnippelt. Ich glaub es war Cutting. Nur das ich es geil fand, obwohl ich in Wirklichkeit nicht drauf stehe. Und ich hab gestöhnt davon. Dann bin ich aufgewacht meine Herrin.“
„Der extremste Traum, den ich bisher hatte in der Richtung meine Herrin“, füge ich nachdenklich hinzu. Das Grinsen kommt nicht durch. „Deine Fantasie finde ich besser meine Herrin.“ Definitiv.
„… den du bisher hattest… Ja es klingt wirklich etwas verrückt aber auch geil.“, meint sie betont nachdenklich. „Ich schließe jetzt noch für etwa eine Stunde die Augen mein Hund. Bleibst du jetzt wach?“
„Ja meine Herrin. Bin schon zu wach beziehungsweise, mein Kreislauf wurde dezent angeregt.“
„Das du versaute Träume mit mir hast finde ich extrem schön. Wer weiß, was wir sonst noch so alles in deinen Träumen anstellen werden.“
„Das ist vollkommen offen meine Herrin. Es könnte alles sein.“, grinst es doch aus mir raus.
„Und nicht nur dein Kreislauf mein Hund. Somit kannst du dir ja denken, was ich jetzt erstmal mache. Bis nachher mein Hund.“, sagt sie.
In Gedanken beschäftige ich mich dezent damit, was sie meint.

„Dann bin ich froh, das ich die Erinnerung an den Traum etwas festhalte konnte, meine Herrin.“, schließe ich harmlos. „Bis nachher, meine Herrin.“
Die Bilder in meinem Kopf sind nicht zu unterdrücken. Und, ich will mich nicht verabschieden.

9:13 Uhr

Es ist hell geworden und ich hab das Gefühl in einem weichen Bett zu liegen, obwohl es der Boden ist. Ich muss wach werden jetzt, aber will noch nicht. Der Boden ist warm. Sie fehlt mir, sehr in dieser Realität. Wie wäre es, aufzuwachen und sie auf dem Bett über mir schlafen zu sehen… und wie wäre es, die Spannung der Leine an meinen Hals zu spüren, weil ihre Hand diese auch im Schlaf nicht loslässt.


© D.M.


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