Devil-Daughter – Das einsame Ende

© EINsamer wANDERER

»Ich kann das nicht zulassen«, meinte Monty, der plötzlich aufgetaucht war.
Der Geist hielt den Lauf des Höllenvorboten festumklammert.
Elsa ruckelte wütend, um der Erscheinung die Waffe zu entreißen, aber sie bewegte sich nicht.
»Lass los, Monty! Sofort!«
»Nein! Ich kann nicht zulassen, dass meine einzige und beste Freundin ihr Leben einfach so wegwirft!«
Tyrannis nutzte ihre Chance und schoss.
Gleichzeitig löste sich ein kleinerer Schuss vom Höllenvorboten, der die Kugeln zu Asche verbrannte. Ansonsten jedoch zu schwach war, um weiteren Schaden anzurichten.
Elsas letzter Schuss war somit vergeudet.
Ihre Augen weiteten sich, in der Erkenntnis ihr Leben gegeben zu haben, ohne all das Leid und die Tragik zu vergelten, welche dieses Wesen angerichtet hatte.
»Ich habe versagt«, hauchte sie mit einer Stimme, so leise dass sie hätte zerbrechen können.
Tyrannis lächelte im Angesicht ihres Sieges.
»Oh, du Wesenheit die im Inneren des Höllenvorboten ruht! Ich beschwöre dich! Gib einem armen Mädchen zurück, was von Rechts wegen ihres ist. Dafür gebe ich dir meine Seele und die eines Engels. Ohne Wehklagen oder Jammern werden wir das Inferno mit all seiner Agonie willkommen heißen.«
Montys Hand löste sich in Luft auf und wurde von der magischen Waffe aufgesogen.
»Nein!«, schrie Tyrannis.
Der Höllenvorbote begann rot zu glühen. Es schien, als wenn die Waffe besessen sei.
Die Höllenfeuer leuchteten in den ansonsten schwarzen Läufen. Ihr Jammern und Wehklagen wurde immer lauter und entlud sich als zwei Feuerstrahlen, die das heilige Geschöpf im Bruchteil einer Sekunde zu Asche verbrannten.
Elsa sah zu Monty der sich langsam in Nichts auflöste.
Die Kopfgeldjägerin wollte nach ihrem Freund greifen, doch ihre Hand ging wie sonst auch durch ihn hindurch.
Ihr fehlte die Sprache, um dieses Opfer zu würdigen.
Sie konnte somit weder mit Worten noch mit Gesten ausdrücken, was in ihr vorging.
Monty lächelte sie an, wie es damals Eleonore getan hatte, als sie starb.
»Es ist gut«, meinte er. »Ich habe schreckliche Dinge getan. Nun zahle ich den Preis dafür.«
Elsa brach in Tränen aus.
Der Geist löste sich immer mehr auf und keine Macht der Welt konnte etwas dagegen unternehmen.
»Es ist tröstlich für mich … dass ich wenigstens meine einzige Freundin retten konnte, obwohl ich immer ein so großer Feigling war. Für mich ist es schön, dass meine erste mutige und zudem noch letzte Tat, dass beschützte was mir wichtig ist … Dich.«
Die Kopfgeldjägerin ergab sich ihrem Heulkrampf und umarmte den sterbenden Geist, nur um durch ihn hindurch zufallen.
»Pass auf dich auf«, waren seine letzten Worte, bevor er in die Leere einging.
Elsa lag mit dem Gesicht im Dreck und weinte bitterlich.
Wütend schlug sie mit der Faust auf die Erde, um ihrem Zorn Ausdruck zu verleihen.
Schließlich erhob sie sich schniefend und schluchzend, wobei ihr Blick auf Flo fiel, der immer noch sichtlich benebelt in der Gegend herumstand und in die Weite starrte.
Sie überlegte, ob sie sich des Jungen annehmen sollte.
Dann traf sie ihre Entscheidung.

Als Flo wieder zu sich kam, sah er sich um.
Er war allein.
Elsa und alle anderen waren verschwunden.
Nur ein frisch geschaufeltes Grab neben einer zweiten älteren Ruhestätte, über der sich ein umgekippter Grabstein befand, waren da.
Was vorgefallen war, konnte sich der Junge nicht erklären.
»Elsa?!«, rief Flo so laut er konnte.
Doch die Kopfgeldjägerin war längst fort.

Das Mädchen hatte noch jedem den Untergang gebracht, dem es begegnet war.
Selbst der Tod war dagegen machtlos.
Deshalb entschloss sich Elsa bis an ihr Lebensende von einem Ort zum anderen zu ziehen und ein Leben in Einsamkeit zu führen.
Sie würde mit niemanden sprechen.
Ihr Leben würde im Schatten stattfinden, wo niemand sie sehen konnte.
Niemals mehr sollte sie in Erscheinung treten.
All dies beschloss sie, damit nie wieder irgendjemanden in ihrem Umfeld verletzt wurde.
Sie ging in Richtung der Sonne. Immer weiter und weiter.
Als diese im Begriff war unterzugehen und Elsas Beine sie nicht mehr tragen konnten, fiel die ehemalige Kopfgeldjägerin auf die Knie und fing erneut an bitterlich zu weinen, während die Gesichter der Toten in ihrem Geist an ihr vorübergingen.
»Papa. Mama. Lina. Monty.«
Sie holte tief Luft und schrie all ihren Kummer in die Welt: »Es tut mir leid!«
Niemand hörte ihre letzten gewisperten Worte, bevor sie für immer verschwand.
»Ich vermisse euch.«

The End


© EINsamer wANDERER


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Beschreibung des Autors zu "Devil-Daughter – Das einsame Ende"

Dieses Ende schrieb ich für diejenigen die es gerne etwas traurig hätten.

Das Rächer-Ende: https://www.schreiber-netzwerk.eu/de/2/Geschichten/12/Fantasie/46760/Devil-Daughter-/
Eine Familie-Ende: https://www.schreiber-netzwerk.eu/de/2/Geschichten/12/Fantasie/46764/Devil-Daughter-Das-Familien-Ende/
Das Höllen-Ende: https://www.schreiber-netzwerk.eu/de/2/Geschichten/12/Fantasie/46763/Devil-Daughter-Das-Hoellen-Ende/
Das für immer vereint-Ende: https://www.schreiber-netzwerk.eu/de/2/Geschichten/12/Fantasie/46762/Devil-Daughter-Das-fuer-immer-vereint-Ende/
Der Kreis beginnt vom Neuem-Ende: https://www.schreiber-netzwerk.eu/de/2/Geschichten/12/Fantasie/46761/Devil-Daughter-Der-Kreis-beginnt-vom-Neuem-Ende/




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