Die Kunst des surrealen Toetens

© EINsamer wANDERER

Kommt schon, Leute! Lest schneller diesen Comic-Schrott-Scheiß!
»Meine Augen brennen!«
Das interessiert mich einen Scheißfurzdreck! Wir müssen hier eine gewaltige Sendung auf die Beine stellen! Und wir haben noch immer nicht alles was wir brauchen. Jenkins, was haben wir und was fehlt uns noch?
„Wir haben einen dämlichen Helden und eine schäbige Diebin. Damit geben wir dem Zuschauer das Gefühl, dass es ihm eigentlich gut geht, eben dadurch dass er sieht wie schlecht es den Leuten in unserer Sendung geht. Uns fehlt noch Sympathie, Gewalt und Sex, das lieben die Zuschauer immer.“
Ich bin dir schon etwas voraus Jenkins. Ich habe nämlich-

„Chefchen! Ihre Frau wartet im Wartezimmer eins auf den Monatssex und die Praktikantin mit der sie derzeit verkehren befindet sich im zweiten Raum. Es geht um die tägliche Praxisausübung des Ehebruchs“, kam es aus der Gegensprechanlage am Konferenztisch zu dem sich alle Mitwirkenden für das Meeting versammelt hatten.
Danke, Dolores. Sagen sie den beiden sie sollen schon einmal anfangen. Und sagen Sie ihnen, dass sie beim Fingern an keinen anderen Schwanz als an meinem denken dürfen. Sonst werde ich sie häuten und mich an ihren Leichen vergehen.
„Wird gemacht, Chefchen.“
Ach, und Dolores? Ich wollte Ihnen noch sagen, was für eine wertvolle Arbeit sie für uns leisten. Sollte ich Sie aus einem launischen Impuls heraus auf grausame Weise massakrieren, werde ich an ihrer Beerdigung eine Zwiebel an eine meiner Nasen halten und so tun als würde mich ihr Ableben in irgendeiner Weise bekümmern.
„Auwwww, danke Chefchen“, sagte die Sekretärin Dolores sichtlich gerührt und legte auf.
Wo waren wir? Ach ja. Das mit dem Blut und der Gewalt habe ich einen Fachmann überlassen uns da einen geeigneten Kandidaten zu finden. Ich rufe ihn sogleich an.
Einen Moment… Es tutet... und… Sie sind überfällig, mein Freund.

»Ach Sie sind es! Ja, ich entschuldige mich für diese Verspätung, doch in letzter Zeit hatte mein Büro viel zu tun.«
Kein Problem. Immerhin habe ich Zeit und unser Projekt befindet sich noch in Planung. Also, wen haben sie für uns gefunden?
»Wieso darf er sich Zeit lassen und wir nicht?«
, fragte einer der Angestellten, worauf er bloß von allen Seiten ein Schulterzucken erntete..
»Okay, warten Sie mal kurz.« Eine kleine Pause trat ein. »Sind Sie noch da?«
Am Apparat.
»Okay, ich habe da einen der sie vielleicht interessieren dürfte. Sein Name ist Cletus Wade. Er sitzt gerade im Napoleon Komplex wegen siebenfachen Mordes.«
Das klingt nach unserem Mann. Was war sein Motiv?
»*Puh* Keine Ahnung. Er gab zu Protokoll dass er sich nur „amüsieren“ wollte.«
Perfekt! Ist gekauft. Und ich kann Sie nicht zum Mitmachen bei unserem Projekt überreden? Es soll Ihnen nicht leidtun.
»Nein, danke. Ich bin raus aus der Bösewicht-Nummer.«
Nun, Schade. Aber wir werden doch trotzdem auf ihre Dienste als Ermittler hoffen dürfen?
»Selbstverständlich. Ich wünsche Ihnen noch einen schönen Tag.«
Ihnen auch.
Okay, Leute, wir haben unseren Mann. Er wird wüten und die Gewaltlust unseres Publikums stillen. Sie alle wissen, was unser Ziel ist. Ich bin zwar schon reich, aber ich will noch verdammt viel reicher² werden und ich will sehen wie dieser Howard zerquetscht wird von seinen Feinden. Ich will ihn so richtig auf die Fresse fliegen sehen. Ich will-

„Chefchen, ich bin es wieder. Die Farbe aus dem All wäre dann da.“
Sagen Sie ihr, dass ich gleich komme. Ich muss noch meinen sexuellen Appetit stillen.
In Ordnung, wir machen nun zehn Stunden Pause und dann arbeitet ihr die Woche durch. Noch Fragen?


Cletus Wade saß in seiner Gummizelle im Napoleon Bonaparte Komplex und tat das was er sonst immer Tat wenn er niemanden tötete, nämlich daran zu denken wie man am einfallreichsten einen Menschen umbringen könnte.
Sein Fall von krankhafter Mordlust war weltweit einzigartig. Statt mit einer ganz speziellen Methode zu töten und diese wie sonst andere pathologische Mörder zu verfeinern und zu perfektionieren dachte er sich ewig neue unkonventionelle Mordarten aus. Ein jeder vermochte wie ein Fritz Haarmann kleine Jungen die Kehle mit den Zähnen zu zerfetzen oder wie ein Jack The Ripper Huren auszuweiden. Aber nur ein wahres Genie vermochte einen fünfjährigen Jungen mit elf stumpfen Löffeln zu erstechen. Wie er es getan hatte stellte viele vor ein Rätsel und er selbst hüllte sich zu dieser Tat in hysterisches Lachen ob der Dummheit und Einfallslosigkeit der gewöhnlichen Menschen.
Sein Psychiater versuchte sein Bestes um Cletus zu verstehen, doch dieser machte sich lieber über die Einrichtung lustig. Der erste Anstaltsleiter Amadeus Strange hatte wohl nicht mit dem menschlichen Humor gerechnet als er seine Anstalt nach einem berühmten Kaiser sowie Feldherren benannte, um dem Wahnsinn der Menschheit den Kampf anzusagen. Allerdings schien er selbst ein wenig geistig Umnachtet gewesen zu sein als er die Einrichtung als „Komplex“ bezeichnete. Somit wurde die Einrichtung trotz vieler Wegweisender Methoden von Spott und Hohn begleitet, da niemand das Bonaparte nutzte und es somit wegfiel. Zumal Amadeus Strange nach dem tragischen Verlust seiner Familie einer der ersten war die hier eingesperrt wurden.
Gerade saß einer der gefährlichsten Mörder dieses Komplexes vollkommen fixiert in seiner Zelle und lachte vor sich hin. Die Mitarbeiter der Anstalt hatten versucht ihn unter Drogen zu stellen, doch aus irgendeinem Grund hatten sie keine Wirkung auf ihn. Niemand wusste wieso und somit hatte Cletus es erneut geschafft alle gewöhnlichen Menschen vor ein Rätsel zu stellen.
Pst! Hey, du!
»Nein, ich kaufe kein A und Kekse schon gar nicht! Ich esse lieber die kleinen Kinder, die die Kekse verkaufen«, antworte Cletus auf die neue Stimme in seinem Schädel.
Hey, wer tut das nicht?, meinte die Stimme verschmitzt.
»Endlich mal einer von euch der mich versteht. Die anderen stellen immer so dämliche Fragen wie „Wieso tust du so etwas grausames?“ oder sie behaupten ihre eigene Gummiente zu sein. Es ist schön zu wissen, dass wenigstens eine Stimme in meinem Kopf weiß was Sache ist.«
Die Stimme lachte. Gut, gut. Ich sehe, wir werden prächtig miteinander auskommen.
»Prächtig?«, echote Cletus. »Man, aus welchem Jahrhundert habe ich dich denn her?«
Ich versuche mich etwas seriöser auszudrücken. Nicht so wichtig. Hör mal, du bist ein unmoralischer Mensch und daher möchte ich dir auch ein unmoralisches Angebot unterbreiten. Interesse?
»Solange es nichts mit Keksen zu tun hat, gerne.«
In Ordnung, ich gebe dir eine Superkraft. Die Kraft des surrealen Gedankentötens.
»Kann ich dann Leute mit meinen Gedanken killen, oder was?«
Ich weiß, der Name verwirrt viele. Aber es ist besser als der Name vermuten lässt. Du denkst dir aus wie jemand stirbt und dann wird es Wirklichkeit. Egal wie abwegig es ist.
»Wenn ich mir also beispielsweise vorstelle, wie ich einer Frau einen Liliputaner-Kannibalen in den Bauch rein operiere und mir dann vorstelle wie er sich daraufhin durch den Magen nach draußen frisst, passiert das dann? Und kann ich der Frau dann auch noch einreden, dass sie schwanger ist, wobei es eigentlich der Kannibale ist der sie so fett macht?«
Bei meiner Selbst!, tönte die Stimme. Das ist eine abartige Art jemanden umzubringen. Man muss schon ein wirklich gestörtes Drecksschwein sein um sich so etwas auch nur im Ansatz auszudenken und damit schmeichle ich dir noch. Scheiße noch mal! Ich bewundere dich! Jetzt mal im Ernst! Ich bin total allmächtig und könnte mir noch nicht einmal im Ansatz so eine geile Art ausdenken um jemanden so zu killen. Ich sage es vermutlich zum ersten Mal seit Anbeginn der Zeit, aber für alles gibt es ein erstes Mal: DU-BIST-MEIN-HELD! Man! Ich würde dich am liebsten Heiraten, wenn ich schwul wäre.
Cletus begann rot zu werden. »Danke, danke. Ich gebe mir auch viel Mühe. Also was ist jetzt?«
Du bekommst diese Fähigkeit. Sie ist nur für dich geboren worden, sagte die Stimme sichtlich gerührt. Gehe nun in die Welt hinaus und töte Menschen damit auf brutalste Art und Weise! Das Publikum will Blut sehen!
Es rasselte und dann wurde die Tür zur Gummizelle aufgeschlossen. »So, Mr. Wade, es wird Zeit für ihre Medizin.«
»Habe ich die Kräfte schon?«, fragte Cletus zur Decke gerichtet.
Klaro. Viel Spaß damit.
Mit einem bösen Lächeln sah der Psycho zum Pfleger der das Gespräch ignoriert hatte, da man nicht vergessen durfte wo sie sich befanden.
Schon immer hatte Cletus eine Fantasie besäßen die sich leider in der Wirklichkeit nicht umsetzen ließ. Und mit diesem Gedanken veränderte der psychopathische Cletus Wade zum ersten Mal die Realität.
Er befahl der Haut jenes Pflegers sich von ihm loszubeißen, worauf der arme Kerl in einer Sekunde ohne Haut dastand und darauf blutend und schreiend sich in seinen eigenen Qualen wand ehe er bald darauf elendig erstickte. Seine Haut unterdessen besaß ein Eigenleben und riss die nun mehr als seltsam aussehende Kleidung von sich wie ein wildes Tier, ehe sie damit begann die Zwangsjacke und die Fußfesseln jenes Irren der sie zum Leben erweckt hatte zu verzehren. Bei diesem Vorgang spritze überall das Blut umher welches der Haut noch anhaftete.
Als Cletus die Arme freibekam stand die Tür immer noch offen und so ging er beschwingt mit einem pfeifenden Lied auf den Lippen nach draußen, um dort zu wüten wie er gerade lustig war.

The End


© EINsamer wANDERER


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Beschreibung des Autors zu "Die Kunst des surrealen Toetens"

Hier nun die Vorstellung des nächsten Schurken in der Arkham-Spirit-Show. Bin schon gespannt wie es ist mit dem später zusammenzuarbeiten.

Link zu Es ist nicht leicht ein (Super-)Held zu sein: https://www.schreiber-netzwerk.eu/de/2/Geschichten/12/Fantasie/44646/Es-ist-nicht-leicht-ein-Super-Held-zu-sein/
Link zu Von einer Ratte zum Rudel: https://www.schreiber-netzwerk.eu/de/2/Geschichten/12/Fantasie/44670/Von-einer-Ratte-zum-Rudel/
Link zu Der Detektiv mit dem Geisterarm: https://www.schreiber-netzwerk.eu/de/2/Geschichten/12/Fantasie/44705/Der-Detektiv-mit-dem-Geisterarm/
Link zu Die Macht des Limbos: https://www.schreiber-netzwerk.eu/de/2/Geschichten/12/Fantasie/44750/Die-Macht-des-Limbus/
Link zu Nackt gestrandet: https://www.schreiber-netzwerk.eu/de/2/Geschichten/12/Fantasie/44794/Nackt-gestrandet/




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