Engeltod XIV – Zweifel

© EINsamer wANDERER

Dark stand schweigsam im gekachelten Raum. Vor ihm stand das Gitter, in dem der Dämon gefangen war und welches ihn von seiner Seele fernhielt. Immer wenn Dark schlief, war er hier. Warum? Durch seine Besuche war ihn einiges aufgefallen. Der Raum zerfiel langsam. Aus dem Boden lösten sich immer wieder kleine Splitter, die dann in der Luft schwebten und sich nach einiger Zeit auflösten. Warum? Der Raum wurde mit jedem Tag dunkler. Warum? Baals Augen brannten sich in seine Seele. Dark spürte, was der Dämon fühlte. Wut, Hass, Mordlust. Die Emotionen waren sehr stark und drohten ihn zu erdrücken- ihn anzustecken. Baal wollte frei sein, aber das wollte Dark auch. Manchmal wünschte er sich, frei zu sein. Frei zu sein, von der Last seiner Reisen und Erinnerungen. Aber das war bloßes Wunschdenken. Nie würde er frei sein. Er war bis in alle Ewigkeiten verdammt.

„Denn wir sind die Kraft. Wir sind die Macht. Der Anfang vom Ende. Der Weg und das Ziel“, sang eine leicht verzerrte Stimme düster und holte Dark aus den Tiefen eines unruhigen Schlafes. Er blickte sich um. Anstatt der kleinen, dunklen Gasse, in welcher er mit dem bewusstlosen Mädchen eingenickt war, fand er sich in einem gepolsterten Raum wieder. Neben ihn war eine Musikanlage. „Auf die Knie!“, beendete der Sänger das Lied mit einem leichten Nachhall. Auf der digitalen Anzeige stand: Megaherz – Falsche Götter. „Schon wieder diese Band“, murmelte Dark zu sich selbst. An der Anlage war ein Zettel mit Tesafilm angeklebt worden. Darauf standen Titel und Namen von Bands mit der dazugehörigen Nummer. Verwundert runzelte Dark leicht die Stirn. Manche Lieder kannte er, manche aber nicht. „Wahrscheinlich wieder nur eine Illusion“, meinte er. Sacht berührte er die Wand, um den Schleier des falschen Seins zu zerstören. Inzwischen wusste Dark, dass die meisten von ihnen verschwanden wenn man sie berührte. Außer diese. Wieder legte Dark die Stirn in Falten. „Was soll das?“, fragte er sich. Er hörte, wie der Schlitz einer Tür beiseitegeschoben wurde und drehte sich um. Er blickte in die Augen irgendeines Mannes. „Hey! Du bist ja wach!“, meinte er. Den Falten an den Augen nach lächelte er. „Natürlich“, erwiderte Dark, „Wieso sollte ich denn nicht wach sein?“ „So wie´s aussieht, hat der gute, alte Doc es mal wieder geschafft. Einige dachten schon, du schaffst es nicht mehr. Verdammt heute muss wirklich mein Glückstag sein. Der gute Tom schuldet mir jetzt einen Zehner.“ „Was ist hier los?“, fragte Dark fordernd.

Innerhalb weniger Minuten fand Dark sich in dem Arbeitszimmer eines Doktors wieder. Es war voll mit Bücherregalen. Einige Diplome in Psychologie hangen eingerahmt an der Wand. Auf dem Tisch waren einige Schnitzereien, von denen man nicht wusste, was sie darzustellen gedachten. Er war in seinem Leben schon viel rumgekommen und wusste, wann er bei einem Seelenklempner war. Er saß lässig auf dem Stuhl, als ein Mann hereinkam. Er war untersetzt und die Müdigkeit stand ihm ins Gesicht geschrieben. Langsam schlürfte er auf den Schreibtischstuhl zu, während er versuchte sich den Schlaf aus den Augen zu reiben. „Ich bin sofort gekommen, als ich es gehört hatte“, meinte er halb gähnend und halb redend. „Wo bin ich hier?“, fragte Dark. „Wie ich sehe, bist du dich deiner Umwelt bewusst. Wie schön, dass wir uns endlich mal vernünftig unterhalten können. Gut, gut. Dann können wir jetzt fortfahren“ „Wo bin ich hier?!“, fragte Dark erneut, nun fordernder. „Du befindest dich in meiner Klinik. Schon seit einigen Jahren.“ „Ich bin nicht verrückt“, erwiderte Dark kopfschüttelnd. „Ach nein?“, fragte der Arzt. „Wieso bist du dann nicht in dem grünen Nebel?“, er zeigte auf das Fenster hinter sich, „Siehst du. Wir haben eine Sternenklare Vollmondnacht. Kein Nebel. Keine Dämonen oder Monster.“ „Was?“, gluckste Dark. Er versuchte den Unwissenden zu spielen. Es wäre nicht das erste Mal gewesen, dass er auf so eine Finte reingefallen wäre. „Ich weiß, was los ist, John. Oder sollte ich dich besser Dark nennen.“ Darks Lächeln erstarb. Er wurde todernst. „Was wissen sie?“ „Ich weiß, dass du seit der Geburt deiner kleinen Schwester dich immer mehr zurückgezogen hast. Du hast dir eine komplexe Fantasiewelt ausgedacht und begonnen sie der Realität vorzuziehen.“ „Was?!“ Dark hatte seine Gelassenheit fallen gelassen und saß jetzt Kerzengrade auf dem Stuhl. Das war unmöglich. Es konnte unmöglich alles nur ein Traum gewesen sein. Es war so real gewesen. „Du hast dich zu dem Zeitpunkt zurückgezogen, an dem du deine Eltern „getötet“ hast. In Wirklichkeit aber, leben sie noch und deine Schwester auch. Sie besuchen dich Regelmäßig, seitdem du hier bist.“ „Sie leben?“, Dark war den Tränen nahe. Sie lebten, so ein Glück. Jahrelang hatte er diese Schuld mit sich herumgeschleppt und nun … „Ja sie leben“, bestätigte der Psychologe nickend. „Und seitdem hast du damit begonnen, dir diese Abenteuer auszudenken. Mit dir selbst als eine Art dramatischen Helden, der von Schuldgefühlen geplagt wird und Vergebung in seinem eigenen Tod sucht. Hast du dich nie gefragt, warum du nicht sterben konntest, egal was wie sehr du dich auch angestrengt hast? Durch die Einbildung und deinen mangelhaften Lebenswillen wäre es möglich gewesen, dass du gestorben wärst, allerdings gab es da etwas, was dich am Leben gehalten hat. Du nennst ihn Baal. Er ist so etwas, wie ein Schatten. Ohne dich, kann er nicht leben und du nicht ohne ihn.“ „Was will er?“, fragte Dark. „Kontrolle“, antwortete der Arzt, „oder wie du es vorziehst zu nennen, deine Seele. Er will deinen Körper. Er ist wie ein Geist. Unfähig mit anderen zu kommunizieren oder zu interagieren. Er existiert nicht, aber es gäbe da einen Weg, wie er diese Kontrolle bekäme.“ „Und wie?“ „Ganz einfach. Dadurch dass du in deiner Traumwelt um seine Macht gebeten hast, hast du dich ihm hingegeben. Du überlässt ihn dann ein Fünkchen mehr Kontrolle, über dich. Deine Traumwelt. Deinen Körper. Deine Seele. Du wurdest immer mehr in dein eigenes Unterbewusstsein gedrängt und dadurch konnte Baal aus den selbigen auftauchen.“ Dark hob nachdenklich eine Augenbraue hoch. Er überlegte. Das alles klang ja schön und gut, aber konnte er das wirklich glauben? „Unsere Bemühungen sind jetzt, dich in dieser Welt zu behalten und zu verhindern, dass du wieder rückfällig wirst.“ An Dark klammerten immer noch Zweifel fest und der Psychologe schien es zu ahnen. „Wenn du mir nicht glaubst“, er holte ein Diktiergerät hervor, „Dann glaubst du vielleicht dir selbst.“ Er drückte auf den Abspiel-Knopf und aus dem Gerät war Darks leicht verzerrte Stimme zu hören. „Jeder Monsterjäger trägt einen Mantel, dass weiß doch jedes Kind“, er stoppte. „Das habe ich nie gesagt“, meinte Dark verwundert. „Du nicht, aber Lucy. Sie ist eine deiner Persönlichkeiten, genau wie all die anderen, denen du begegnet bist. Aber ich glaube, dass sollte dich endgültig überzeugen.“, er spulte vor und schien an einer willkürlichen Stelle zu starten. „Wer versteckt sich im Schatten vor mir?“, fragte Dark. Seine Stimme war düster, bedrohlich und durch das Gerät leicht verzerrt. Sie hatte einen sehr ähnlichen Ton wie Azrael. Plötzlich begann die ganze Welt sich zu drehen. Das alles war zu viel für Dark. Ihm wurde schwarz vor Augen. Er hörte in weiter Ferne die dumpfe Stimme des Psychologen. „Oh nein. Kommt schnell her, wir verlieren ihn wieder! John hör mir zu! Egal was du tust, verlass nicht den Nebel! Er ist ein Tor zurück in die reale Welt! Hörst du?!“ Die Dunkelheit holte ihn zurück.

Dark wachte wieder in der dunklen Seitengasse auf. Der Schreck saß noch immer in seinen Knochen. Verwirrt blickte er sich um und erkannte die Umgebung wieder. Er berührte den kalten Boden und die nicht weniger warmen Wände. Rückblickend betrachtet, war die Welt, welche er eben erst entdeckt hatte, viel wirklicher gewesen, als diese hier. Hier gab es Monster, Dämonen und Hexen. Und dort? Dort waren es nur Hirngespinste. Produkte einer bunten, wenn auch düsteren, Fantasie. „Schlecht geträumt?“, fragte jemand. Dark blickte sich um. Er erwartete nicht den Ursprung der Frage zu ergründen, da er glaubte, sie sich nur eingebildet zu haben. Doch da sah er sie, das Mädchen. Und in dem Moment fiel es ihm wie Schuppen von den Augen. Er wusste, woher er sie kannte. Der Zug!, durchfuhr es ihn. Er hatte sie nur flüchtig gesehen. Hatte sie vor ein paar Vampiren gerettet. Aber er wagte es nicht, dieses Thema anzusprechen. Er hatte Angst. Sie wusste, was er war. Hatte gesehen, was er tat. Und nun hoffte er, dass sie ihn nicht wiedererkannt hatte. Er wollte nicht wieder alleine sein. Hatte es nie gewollt. Der Weg den er beschritt, hatte er selbst gewählt und eben jener verdammte ihn zur Einsamkeit. Er musterte sie genauer. Sie hatte die Knie angezogen und umschlang sie mit den Händen. Sie trug eine Blue-Jeans, ein dunkelgrünes Top und einen schwarz-dunkelgrün-gestreiften Schal. Ihre Haare hatte sie zu einem kleinen Pferdeschwanz zusammengebunden. Sie waren auch dunkelbraun, wenn auch nicht so dunkel, wie bei Dark. Auch Baal schien sie wiederzuerkennen. Ist das nicht die kleine Schlampe aus dem Zug, die wir …?, fragte er. Doch Dark hörte nicht weiter zu. Das Mädchen starrte ihn immer noch an. „Ähm, hallo?“, wagte Dark einen vorsichtigen Schritt. „Du … du bist doch der aus dem Zug.“ Erwischt, meinte Baal mit fiesem Lachen. Dark kratzte sich nervös am Hinterkopf. „Äh, ja. Kann gut sein.“ „Ich wollte mich noch mal bei dir bedanken“, sie sah beschämt auf den Boden. Ihre Wangen röteten sich leicht. Da ist wohl eine in dich verliebt, Bruder. Dark glaubte so etwas wie leichte Nervosität in Baals Stimme zu hören. Aber er hätte es sich genauso gut einbilden können. Leise räusperte er sich. „Und jetzt?“, fragte er, „Was machen wir jetzt?“ „Eigentlich möchte ich hier einfach nur raus.“ „Raus aus dem Nebel?“ Sie schüttelte den Kopf. „Nein, raus aus der Stadt.“ Dark überlegte kurz. Wenn er die Stadt verließ, würde es schwer werden in die reale Welt zurückzukehren. Und das Mädchen war letzten Endes nur ein Produkt seiner Fantasie. Schließlich hatte er ihr sein wahres, verdorbenes Ich offenbart und sie schien keine Angst zu haben. In der Realität wäre das alles ganz anders abgelaufen. Sie hätte geschrien und wäre schnell davongerannt. Aber vielleicht stand ihm das noch bevor. Dark stand auf und klopfte sich die Hände an der Hose ab. „Dark“, sagte er und streckte ihr die Hand hin. „Dark?“, fragte sie glucksend. „Was ist das denn für ein Name?“ Er zog die Hand zurück. Sofort sprang das Mädchen auf und streckte nun ihre Hand zum Gruße hin. „Kira“ Dark wandte sich zum Gehen. „Also gut, gehen wir.“, meinte er gespielt gelangweilt und ging voran. Er wollte nicht zeigen, wie verletzlich er war. Was er aber nicht sah war, wie sich Kira wütend mehrfach gegen die Stirn schlug. Einige Zeit schritten sie durch den Nebel. Kira schaute sich immer wieder panisch um. Sie schien vor dem Nebel und seinen Kräften Angst zu haben. Aber nicht vor dir, wie komisch kann das noch werden, lachte Baal. Dark wurde das Gefühl nicht los, dass Baal seit er ihn kannte zum ersten Mal richtig nervös war. Wieso? Weil sie ebenso von einen Dämon besessen gewesen war, wie er? Oder gab es andere Gründe? Plötzlich änderte sich die Umgebung. Sie waren auf einer Straße aus Totenschädel. Überall waren Knochen und Tod. Der Himmel war dunkel und abgesehen von ein paar dunklen Wolken sternenklar. Dark schaute zurück. Dort waberte der grüne Nebel ruhig vor sich hin und ließ sich von den Schrecken in seinem Inneren nichts anmerken. Dark schaute ihn noch einige Zeit an, bevor Kira ungeduldig seine Hand zog und ihn fort trug. Sie wollte wohl schnellstmöglich weg, mit ihm. Weg von dem Tor zurück in die Realität. Aber Dark schwor sich zurückzukehren. Irgendwann. Wenn die Sache erledigt war.

Vergil schlug mit dem Schwert immer und immer wieder zu. Es spritzte grünes Blut, doch er wich dem aus. Schließlich wollte er sich sein Outfit von sowas nicht ruinieren lassen. Inzwischen waren die beiden Monsterjäger in eine Art Urwald eingedrungen. Die Dämonen dort waren pflanzlich und konnten sich in dieser grünlichen Umgebung perfekt tarnen. Doch zum Glück hatte Vergil eine scharfe Nase, mit der er die Gegner sofort aufspüren konnte. „So“, sagte er, „das war der Letzte gewesen. Mit diesen Pennern werd ich noch nicht einmal richtig warm.“ Er ließ die Schultern kreisen. „Sag mal, … hast du es eigentlich auch ab und an satt?“, fragte Witch nachdenklich. Sie schien keine bösen Hintergedanken dabei zu haben. „Was?“, fragte Vergil überrascht. „Ich meine, bist du es ab und an leid, all diese Scheiße zu tun?“ Der Dämonenjäger zuckte mit den Schultern „Nö“, sagte er, „das ist meine Berufung. Sowas werde ich nie satt. Dafür lebe ich.“ „Aha“, war alles was Witch dazu sagte. „Wohin müssen wir, um dieses verdammte Tor zu finden?“, fragte der Dämonenjäger. Witch schaute auf das kleine, runenverzierte Amulett aus Silber, welches einer Kompassnadel nicht unähnlich war und auf ihrer Handfläche balancierte. Es zeigte ihnen die Richtung an, in der sie gehen mussten. Witch ging nach rechts. Sie folgten immer weiter der Kompassnadel, bis sich der Dschungel lichtete und sie auf einer großen Lichtung standen. Überall waren Wurzeln und Lianen. Sie alle führten zu einem großen Dämon mit einer geschnitzten Holzmaske zusammen. „Wenn du ihn nicht willst, nimm ich ihn“, meinte Vergil lächelnd zu Witch und leckte sich genüsslich über die Lippen. „Ich bin der Wächter dieses Tores. Obwohl es defekt ist, werde ich es bis zum letzten Atemzug verteidigen“, sagte der Dämon mit drohender Stimme. „Trifft sich gut“, meinte Vergil. Auf einmal lichteten sich die Lianen des Wesens. Hindurch kam ein Feldermausdämon. Er war nur so groß wie ein Mensch, ging auf zwei Beinen und hatte ansonsten den Körper einer Fledermaus. „Der ist mir zu mickrig. Den übernimmst du, Witch“, meinte Vergil und legte los, bevor sie Einspruch erheben konnte. Die verdutzte Hexe stand auch prompt dem Dämon gegenüber. Während sie in die Seiten schlug, feuerte Vergil aus allen Rohren. Der Dschungeldämon versuchte den Dämonenjäger mit seinen Lianen zu erschlagen, doch Vergil rollte sich zur Seite und durchschlug die Pflanzen mit seinem Schwert. „Gimme gimme fuel for my fire. Just a little spark of desire. For her delight. I'll serve dynamite tonight!“, sang er den Refrain von Lordis Dynamite Tonight. „Du entkommst mir nicht“, schrie der Dämon wütend. „Who comes out as the winner? When she starts to play the game“, sang Vergil fröhlich das Lied nach, welches aus seinen Kopfhörer dröhnte. Schließlich fand er den Schwachpunkt des Dämons. Seine Holzmaske. Aber er wollte es nicht so schnell beenden. Vorher sorgte er dafür, dass der Dämon sämtliche Energiereserven erschöpft hatte, bevor er den Kampf mit einem gezielten Schuss zwischen den Augen beendete. Der Dämon verdorrte und explodierte schließlich. „Ich mag´s, wenn es mit einem Knall endet“, meinte er lächelnd. Witch spielte unterdessen ein wenig auf Bon Scott, neben der verkohlten Leiche ihres Widersachers. „Auch mal fertig?“, meinte sie gelangweilt. Doch Vergil ließ sich davon nicht provozieren. Er schaute lieber in den Krater, welchen der Dämon hinterlassen und, im wahrsten Sinne, mit seinem Körpereinsatz verteidigt hatte. Er sah noch, wie die letzten, verdorrten Überreste von ihm in das Loch fielen. Für einen kurzen Moment weiteten sich Vergils Augen. Das Portal schien kaputt zu sein, denn es wechselte ständig die Höllen. Vergil sah endloses Leid, endlose Herrscharen des Bösen, große Lust, Wesen die Älter waren als die Zeit und Feuer. Jede Menge Feuer. Fremde Welten die ihm dennoch vertraut waren. Doch nach einem Moment hatte er sich wieder gefangen. Witch tauchte neben ihn auf. „Komm. Lass es uns hinter uns bringen“, meinte sie. Sie begann damit eine alte Litanei aufzusagen. Der Dschungel verdorrte, aber das Tor wurde kein bisschen kleiner. Doch kaum, dass sie mit der Schließung begonnen hatten, flog ein großer Schatten heraus. Er hatte die Größe des gesamten Kraters ausgemacht. Es war ein schwarzer Drache, mit sieben Köpfen und einen dreigeteilten Schwanz. Vergils Augen wurden zu schmalen Schlitzen. Das war er! Ein lange gehegter Traum ging damit in Erfüllung. „Ich kenne dich“, meinte der Drache per Telepathie an Vergil. „Du bist der weiße Hundedämon. Ich dachte, ich hätte dich vernichtet.“ „Weit gefehlt, Kleiner.“, meinte Vergil überheblich. „Ich bin sein Schüler.“ Der Drache lachte. „Und jetzt willst du bestimmt deinen Meister rächen.“ „Sag mal hast du sie noch alle?!“, fuhr ihn Vergil an. „Ich will beweisen, dass ich tausendmal besser bin als er.“ „Ein seltsamer Wunsch“, meinte der Drache. „Aber er wird dir nichts als den Tod bringen, genau wie deinem Meister.“ Der Drache spie einen Feuerball. Innerhalb eines Augenblickes hatte Vergil die Situation erfasst. Er stieß Witch beiseite und rollte sich in die andere Richtung ab. Einen Moment später, landete der Feuerball da, wo sie vorher noch gestanden hatten. „Was ist los mit dir, Wicht?“, fragte er die Hexe, die immer noch in ihren Spruch vertieft war. „Du solltest vorsichtig sein“, meinte der Dämon höhnisch. „Wenn die kleine Hexe einen Fehler macht oder den Spruch unterbricht, kann es zu unvorhergesehenen Konsequenzen kommen.“ „Fuck!“ Vergil versuchte sich so schnell es ging von Witch zu entfernen. Dass der Drache sich scheinbar nicht für sie interessierte, kam ihm dabei sehr gelegen. Der Drache feuerte einen Flammenstoß nach dem anderen auf Vergil. Stets versuchte dieser auszuweichen, schaffte es auf Dauer aber nicht. Der Dämonenjäger versuchte in den Gegenangriff überzugehen. Mit seinem Willen bündelte er die Luft unter seinen Füßen und ließ sich von ihr auf den Dämon zu tragen. Der Drache fegte den Dämonenjäger mit einem Schlag seines dreigeteilten Schwanzes beiseite. Vergil krachte mitten in den Urwald, welcher langsam auszusterben drohte. Die Pflanzen verdorrten und der Belag der Straße kam so langsam zum Vorschein, aber das Portal wurde kein bisschen kleiner. Der Drache feuerte aus allen Köpfen Flammenstrahlen auf ihn. Heiß wurde er von den Flammen umarmt. Er spürte ihre Hitze. Ihre Seelen. Ihre Leidenschaft. All das was ihn immer an diesem Element fasziniert hatte. Aber seltsamerweise schlugen die Flammen nicht nach ihm. Sie schienen eher wie neugierige Tiere zu sein und ihn zu beschnuppern. Als schließlich alles brannte, bis auf den Monsterjäger, stand Vergil auf. Die Kampfeslust flackerte in seinen Augen. „Unmöglich“, entfuhr es den Dämon. Er flog davon. Schien Angst vor den Kräften des Jägers zu habe. „Witch!“, schrie Vergil. Die Hexe hatte es trotz ihres Spruches geschafft den Kampf zu beobachten. Sie nahm ihre Gitarre zur Hand und spielte eine kleine Melodie. Sie beschwor einen Torpedo herauf, welcher auf Vergil zuraste. Dieser Sprang rauf und steuerte die Waffe. Der Drache flog unterdessen höher und höher. Er floh vor Vergil. Doch der ließ nicht locker. Er hatte sich breitbeinig hingestellt und Gaara war bereit gezogen zu werden. Plötzlich drehte sich der Drache um und spuckte einen gigantischen Feuerball auf den Dämonenjäger. Die Flammen spiegelten sich in den Augen von Vergil. Er verzog keine Miene - war hochkonzentriert. Das Feuer verschluckte ihn. Plötzlich sprang er wieder aus dem Feuerball. Der Torpedo war verloren und Vergil hatte nicht mehr genug Schwung, um den Drachen zu erreichen. Wild mit den Armen rudernd, fiel er in die bodenlose Tiefe. Denk daran, die Luft ist ein Freund der überall ist, hörte er seinen Sensei sagen. Vergil schloss die Augen. Unter seinen Füßen komprimierte er zwei kleine Kugeln aus Luft. Während er fiel, wurden die Kugeln kleiner und kleiner. Schließlich steuerte Vergil seinen Körper so, dass er gerade stand. Blitzschnell war Gaara aus der Scheide. Dann ließ er die zusammengestauchte Luft frei. Sie katapultierte ihn auf den Dämon zu. Durch die entstehende Geschwindigkeit und Hitze, begann Gaara rötlich zu glühen. Vergil sprang auf den Unterleib des Drachen und lief ihn hoch. Gaara fraß sich durch die schwarzen Schuppen. Aus den Rücken trat ein mächtiges, rotes Geisterschwert hervor, das sich parallel zu Gaara bewegte. Der Drache schrie, aber Vergil rannte ihn unerbittlich hoch. Schließlich sprang er von einen der Hälse in die Höhe. Der Drache fiel blutend in die Tiefe. Vergil flog hinterher. Er landete auf einen der Köpfe. Schnell feuerte er noch einige Male darauf. Der Drache fiel noch schneller, als der Dämonenjäger sich von ihm abstieß. Inzwischen war der Dschungel verschwunden und das Loch begann sich langsam zu verkleinern. Doch nun war es zu klein für den Drachen. Er verstopfte das Loch. Elegant landete Vergil auf dem eingequetschten, geflügelten Reptil. Mit einem Rumps versank der Drache mit Vergil in dem Loch. Der Dämonenjäger schaute nach oben. Das Loch wurde wiedererwartend schnell kleiner. Er musste sich beeilen, um nicht in der Hölle festzustecken. Die Zeit arbeitete gegen ihn. Er sprang von dem Kadaver. Der rettende Ausgang wurde immer kleiner. Vergil schaffte es gerade noch rechtzeitig über die Kante und landete auf dem Asphalt. „Na, das war doch gar nicht so schwer“, meinte er, während er sich den Schmutz von den Schultern klopfte. „Witch, wo ist das nächste Portal? Immer her damit.“ Witch beendete ihre Litanei. „Gut, je schneller wir hier fertig sind, desto besser.“, meinte sie bloß.

Die Schneeflocken wurden wild vom Wind umhergetrieben. Sie stachen wie kleine, spitze Nadeln auf Lucys Gesicht. Ihr Atem bildete kleine Wölkchen. Sie war froh, nicht frieren zu können. Im Himmel konnte es um einiges kälter werden. Die Gruppe irrte schon seit Stunden umher. Lucy beschlich das Gefühl, dass sie im Kreise liefen, was bei dem Wetter kein Wunder gewesen wär. Außerdem konnte es sein, dass sie beobachtet wurden. Sie wollte ihrem Team aber keine Angst machen. Es wäre ebenso möglich gewesen, dass der grüne Nebel immer noch ihre Wahrnehmung beeinträchtigte. So beschloss sie erst einmal zu schweigen. Die dunklen Energien machten ihr zu schaffen. Sie wurde immer schwächer, je näher sie ihren Ziel kamen. Wenn sie nicht bald eines der Höllentore schlossen, konnte es sein, dass Lucy zu sehr verdarb. Dann wäre sie auch nicht anders, als Angelo und all die anderen vor ihr. Aber sie war eine Kämpfernatur und würde nicht so leicht aufgeben. Noch war es nicht zu spät. Wenn sie nur einen Kompass oder sowas ähnliches gehabt hätten. Aber leider hatte sie gerade keine Hexe oder Zauberer bei der Hand. Verdammt. Warum hatte sie das nicht bedacht? Aber es war nun zu spät, um jetzt darüber nachzugrübeln. Sie musste sich auf ihre Mission konzentrieren, sonst nichts! Also folgte sie den dunklen Energien, auch wenn sie sie schwächten. Irgendwann kamen sie zu einem großen Spiegel. Plötzlich war der Sturm weg und es tauchten bepelzte Kreaturen, mit splittrigen Zähnen aus Eis, auf. Es waren gut einhundert von ihnen. Ohne dass irgendjemand etwas gesagt hatte, waren sie auch schon mitten im Gefecht. Lucy feuerte wild mit ihrer Pistole umher. Trat diejenigen, die ihr zu nahe kamen. Leonardo war so schnell, dass er verschwand. Nur der glimmende Strich seiner Zigarette, welchen er durch die Geschwindigkeit seiner Bewegungen erschuf, war noch zu sehen. Sam zerschnitt mit ihren Fäden die Dämonen. Nur Mark blieb dem Kampf fern. Er versuchte sich so gut es ging vom Geschehen fern zu halten. Was ihn aber nicht recht gelang. Immer wieder musste ihn einer retten. Wie das Huhn in Not, durchdrang es Lucy unwillkürlich. Der Boden ertrank in blauem Blut. In wenigen Minuten war der Kampf auch schon vorbei. Die Verluste von Lucys Team - Null. Die Verluste der Hölle - Alle. Sah nach einem klaren Sieg aus. Nur Sam schien noch etwas benommen zu sein. In ihren Augen glitzerte irre Mordlust. Von allen war sie diejenige, welcher der Nebel am meisten geschadet hatte. Was auch immer dort passiert war, es würde sie ihr Leben lang zeichnen. Lucy beschlich ein leiser Verdacht, den sie aber als Unfug abtat. Wenn sie aber doch … Sie würde es heute Abend überprüfen. Jetzt standen sie erst mal dem Spiegel gegenüber. Aus dem Glas tauchte ein großer Koloss aus Eis und Schnee auf. Ein Gerippe aus Eis mit Haaren und Bart aus schneebesetzten Eiszapfen. Er war mit zugefrorenen Eisenketten an den Spiegel gebunden. „Was wollt ihr?“, fragte er leise, als wenn eine Schneeflocke sacht zur Erde segeln würde. Lucy sah, wie sich ihr Körper und die der anderen verzerrt auf der kalten Oberfläche des Dämons spiegelten. „Ich bin Lucy“, sagte sie. „Und ich bin hier, weil es mein Job ist, solche Portale zu schließen und den Arsch von Dreckssäcke wie dir zurück in die Hölle zu verfrachten.“ Der Dämon lachte. „Deine Zeit läuft ab“, meinte der Dämon. Lucy wurde ungeduldig. Sie versuchte sich ihre Panik nicht anmerken zu lassen. Sie musste die starke Anführerin spielen, auch wenn es ihr schwer fiel. „Du hast recht. Wir haben keine Zeit für dein Geschwätz.“ Sie feuerte einen Schuss aus ihrer Pistole. Der Schuss bestand aus purem Licht und raste dem Dämon entgegen. In seinem Flug wirbelte er den losen Schnee auf und ließ den Dämon in einer weißen Wolke verschwinden. Stille. Lucy wähnte sich siegessicher, bis das Lachen des Dämons aus der Wolke kam. „Du hättest es geschafft“, meinte er, „wenn du nicht den Energien dieser Hölle ausgesetzt wärst“, fügte er nach einer kleinen Kunstpause hinzu. „Was meint er?“, fragte Mark. „Leo! Sam! Helft mir diesen Typen platt zu machen.“ Sams Lächeln strahlte Mordlust aus. Leonardo stieß genüsslich den Rauch seiner Zigarette aus. Sie flankierten den Dämon von drei Seiten. Lucy übernahm dabei den Frontalangriff, Sam und Leonardo die Seiten. Sam fesselte mit ihren Fäden den Arm des Dämons. Durch diese Ablenkung konnte Leonardo leicht in die Flanke des Gegners fallen. Sein Dolch versank tief im Kopf des Dämons. Mit einem Ruck schüttelte der Eisriese den Paladin ab, der Dolch aber blieb stecken. Jetzt war Lucy an der Reihe. Sie steckte ihren Arm mit der Pistole direkt in sein offenes Maul. Mit Entsetzen sah der Dämon den Engel an. Mit einem Lächeln feuerte Lucy und verteilte das gesamte Gehirn des Dämons auf den Schnee. Sie sprang zurück. Der Dämon kippte um. Leonardo machte sich daran seinen Dolch wieder in Besitz zu nehmen, während Sam immer noch wild an den Fäden zog. Lucy legte ihre Hand auf Sams Schultern. „Sam!“ Sie schaute den Engel verwirrt an. „Es ist vorbei.“, meinte sie matt. Zombie-Queen schien den Sinn hinter den Worten nicht zu verstehen, aber es war auch erst mal unwichtig. Lucy hatte nur noch Minuten. Mark untersuchte währenddessen den Spiegel. Er schaute in die Eishölle. Lucy zog ihn schnell weg. „Nicht, dass du noch etwas Dummes machst“, meinte sie. „Glaub mir, ich habe oft genug gesehen, wie irgend so ein Volltrottel ausversehen einen gewaltigen Dämon heraufbeschworen hat und durch dieses Versehen von irgendeinen Penner, musste ich meinen Hintern in diese Welt schwingen.“ Sie hob warnend den Zeigefinger. „Wenn du auch nur eine winzigkleine Bewegung machst, die mir nicht gefällt, mach ich dich fertig!“ Sie schubste Mark grob in den Schnee. Jetzt schaute sie auch zum Spiegel. Sie sah eine eisige Kälte, wie sie noch nicht mal die Herzen der Menschen kannten. Eis und Schnee, mehr sah sie nicht an Landschaft, dafür aber hunderte von Dämonen. Wie sie sich bekämpften. Bekriegten. Jeder wollte der Herrscher sein. Die Parteien intrigierten gegeneinander. Und für einen kurzen Moment musste sie an Zuhause denken. Aber sofort schüttelte sie den Gedanken ab. Sie war nicht so, wie die da. Lucy berührte mit ihrer nackten Hand den Spiegel. Er begann an den Berührungspunkten zu splittern. Plötzlich ruckte der Arm des Dämons hoch und raste auf sie zu. Es wurde wärmer. Dumpf hörte Lucy, wie sie die anderen vor der drohenden Gefahr warnten, aber sie war zu schwach, um es zu hören. Der Schnee wurde zu Wasserdampf und verschwand in Sekundenschnelle. Kurz bevor er in Lucys Reichweite kommen konnte, schmolz die eisige Kralle dahin. Die Wasserpfütze hatte genau die Form der Hand des Dämons. Das Tor jedoch zersprang in zigtausend kleine Splitter. Es war beinahe schön, wenn es nicht zur Hölle gehört hätte. Als Lucy sich umdrehte, sah sie die Stadt, wie sie normal aussah. Ohne dämonische Magie. Und langsam spürte sie, wie ihre Kraft zurückkehrte. Sie wandte sich an ihr Team. „Gut gemacht, Leute. Ich denke, wir machen für heute Feierabend.“

Sie zogen sich in ein leer stehendes Gebäude zurück. Für die Nacht mussten sie ein Lagerfeuer anmachen, denn der Strom funktionierte nicht. Als Lucy sah, wie Sam mal wieder ihren Unterarm betrachtete, stand sie auf, setzte sich neben den Zombie und packte sie am Arm, welchen sie beobachtet hatte. Schnell schlug sie den Ärmel zurück. Auf Sams Unterarm war ein kleiner, kaum merklicher Punkt. Er war schwefelgelb. „Du hättest dich zurückhalten sollen“, meinte Lucy. „Jetzt hast du den Fluch der Reiterin.“ „Was bedeutet das?“, fragte Sam. „Verdammt, Sam! Ich habe euch allen klipp und klar gesagt, ihr sollt euch von dem Blut dieser Irren fernhalten!“ „Und jetzt?“, fragte Sam beschämt. „Und jetzt?! Jetzt haben wir die Scheiße!“ Lucy stöhnte und ließ sich nach hinten fallen. Zum Glück war Mark damit beschäftigt, Leonardo zu interviewen, wodurch er seine Aufmerksamkeit nicht auf die Damen der Gruppe lenkte. „Es gibt kein Heilmittel“, meinte Lucy resigniert. „Man wird immer bekloppter und irgendwann geht man daran zu Grunde. Das dauert ungefähr … äh … ein Jahr.“ Sam erbleichte. Lucy hob beschwichtigend die Arme. „Bei dir ist es natürlich etwas anderes“, meinte sie sofort. „Du bist schon tot und das sollte den Verfall deines Gehirns verlangsamen. Vielleicht hast du genügend Zeit, um ein Gegenmittel zu finden.“ Sams Unterlippe bebte. „Wollt ihr mich jetzt nicht mehr haben?“, meinte sie den Tränen nahe. „Nun ja“, fing Lucy an. „Du wärst uns immer noch sehr nützlich, aber …“ „Ich gehe schon“, brach Sam weinerlich dem Engel ins Wort. „wenn du stattdessen Heilung suchst, werde ich dich nicht aufhalten.“ Sam stand traurig auf. Erst im Türrahmen erreichten sie Lucys Worte. Sie drehte sich um. Ihr Gesicht war feucht von den Tränen. Sie stolperte mehr, als das sie ging, auf Lucy zu. Sie umarmte den Engel. Lucy stand steif da. Sie wusste nicht, was sie tun sollte. Sowas war ihr fremd. Sie wusste zwar viel über die sterbliche Welt, aber sie wusste bei weitem nicht alles über die Wesen, die die Erde bevölkerten. Nach einem Moment ließ Sam sie los. Ihr Gesicht strahlte Erleichterung aus. Eine tonnenschwere Last schien von ihr gewichen zu sein. „Ich will, hier bleiben. Meine Probleme können warten“, war alles was sie sagte. Lucy ließ sich zeitgleich mit Mark aufs Sofa fallen. „Wie sieht’s aus?“, fragte Lucy müde. Mark stöhnte. „Der Typ ist total irre.“ Er blätterte einige Notizen durch. „Er wurde vom Vatikan aus einem Waisenhaus geholt. Von dort wurde er nach Italien gebracht, wo ihn ein exzentrischer Brite unterrichtet hat. Und dann hat er mir von all den Schrullen erzählt, die er von ihm übernommen hat. Seine Bewunderung für schöne Gemälde. Seine täglichen Teerituale. Blah, blah, blah. Umgang mit dem Messer. Blah, blah, blah. Wie man ein Gentleman ist und so. Aber das Verrückteste war, dass er manchmal die Stimme Gottes hört. Man der ist total durchgeknallt“, Mark ließ dabei den Zeigefinger etwas über die Schläfe kreisen. „Zum Glück ist Sam wenigstens einigermaßen normal. Noch einen Irren ertrage ich nicht“, murmelte er bei sich. Wahrscheinlich glaubte er, dass Lucy nichts gehört hatte. „Wie war das?!“, ihre Augen wurden dabei zu schmalen Schlitzen. Mark wedelte abwehrend mit den Armen. „Ach nichts.“ Lucy beruhigte sich genauso schnell wie sie sich aufgeregt hatte. Sie schaute gedankenversunken auf Sam und bemitleidete sie und ihr Schicksal. Am liebsten hätte sie es geändert, aber das lag leider nicht in ihrer Macht. Am besten sorgte sie dafür, dass die anderen nichts merkten.

Vanessa stand umringt von den Leichen der Dämonen, die sie sich ausgesucht hatte, auf dem Asphalt der Straße. Ihr Atem ging stoßweise. Sie schaute auf ihre bluttriefenden Hände. Ihre Zunge fuhr über ihre Lippen, welche sich zu einem ständig Irrenlächeln verformt hatten. Das war nicht genug. Sie brauchte mehr. Viel mehr. Hinter ihr kroch einer der Dämonen davon. Obwohl er nicht weit gekommen wäre, weil sein Unterkörper fehlte, ließ Vanessa keine Gnade walten. Sie sprang auf ihn. Zentimetertief jagte sie den Stahl ihres Säbels in den Kopf des Höllenwesens. Genüsslich leckte sie den haarlosen Kopf ab. Sie war schlimmer, als sie. Sie war böser. Aber immer noch zu schwach, für den Weißhaarigen. Sie musste noch viel mehr töten. Es gab keine Zeit zu verlieren. So rannte Vanessa durch die Nacht auf der Suche nach mehr Beute.

Fortsetzung folgt…


© EINsamer wANDERER


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Beschreibung des Autors zu "Engeltod XIV – Zweifel"

Hier Teil 14. Wer hätte gedacht, dass es das Mädchen aus dem Zug aus Teil 4 ist? Seid ehrlich.

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