Was alle wissen, dacht‘ ich mir, das geht auch mir im Kopf herum. Sie sprechen‘s nur nicht aus, weil sie so weise sind und so erwachsen. Und deshalb darf’s auch ich nicht sagen! Doch war ich Kind – und fand heraus, nur so zu meinem Spaß, daß Wahrheit erstens ungeliebt und zweitens auch gefährlich ist. Und noch etwas: ein Zauber hält sie stets umfangen, so daß es Zungen gar nicht möglich ist, ganz einfach nachzusprechen was die Herzen fühlen. Und wer es tut, der sitzt nur zwischen Stühlen.
So reißt mich der Verkehr
und er reißt and‘re einfach vorwärts nur,
die dort, auf ihren Wegen ziehen.
Und keiner setzt sich gern zur Wehr
(denn das ist schlecht „für die Figur“).
Man liebt das Leben viel zu sehr –
so denkt man, unbedarft und leicht,
gibt sich erregt, gespannt und feucht
und ahnt nur dumpf das eig‘ne Aus
(die Zukunft sieht man nicht voraus).
Der Weg ist Ziel und auch Zuhaus‘!
Die Lebensautobahn, sie lärmt,
und ihr ist man verpflichtet,
ohne auf sich selbst zu achten!
Woran sich dann die Seele wärmt,
die man zum Haufen schlichtet,
das liegt im Ordner „Ist entmachtet“!
Das Einzelwesen fügt sich dem Betrieb,
den es für unausweichlich hält!
So ist es halt, so muss es sein:
so dient man wem, so hat man lieb,
so hat man sich’s nicht vorgestellt –
daß alles falsch geht auf der Welt.
Nun ja, das Endergebnis lässt uns zweifeln! „Es geht schon gut und immer weiter“, das tönen monotone Stimmen, denen keiner mehr was wirklich glaubt. Doch singen diese Affenchöre ihr unentwegtes „Gloria in excelsis Deo“, wobei sie hoffen, auch damit sei schon was getan. Doch wer hat dies verlangt? Welch ganz geheimnisvolles Schieben weist auf einen solchen Schwachsinn hin? Es muss ein unbewusstes Fürchten sein, die Einbildung, daß anders es nicht wirken kann – das Schicksal? das Wachsen und Gedeihen? Das Sterben schließlich, nach dem der Mob sich sehnt, zu sehnen scheint (sonst würde er nicht so verfahren)? Oder glaubt er wirklich, er sei göttlich unterwiesen? Wenn ja, dann muss es doch ein schrecklich‘ Ungeheuer sein…Nein??
Die Eltern lehren’s ihre Kinder nicht,
man weiß, was man zu wissen hat!
„Instinkt“, so heißt der Unterricht –
nur das ist praktisch, im Quadrat,
hoch 6, mal Brut, und unauffällig,
so ist man brav und gottgefällig!
Der Rest ist Anstand oder Schweigen –
das Ziel wird sich von selber zeigen!
Es zeigt sich nicht, was da doch soll,
doch ist man gern des Lobes voll:
der Umstand sei nun wirklich gut,
der alles Leben schön umschließt –
und dafür lohnte sich das Blut,
das man noch spendet, noch vergießt,
um diesem Leben hier zu huldigen.
Dann braucht man einen Schuldigen?
Genau! Es muss dabei auch welche geben,
die anders sind – nicht zu versteh’n!
Die müssen auf die Guillotine!
Weil sie nicht in Gedanken schweben
(mit ungebroch’ner Unschuldsmiene),
die sich um eben gar nichts dreh’n,
um dieses Garnichts bloßer Existenz,
die sich genügt, indem sie halt vorhanden ist?
So sieht sie aus, die Geistes-Pestilenz!
Und wenn es Brauch ist, daß man Menschen frisst,
dann ist auch dieses wohlgetan,
dann ist das ganz nach dem Gewissen!
Dich mutet’s furchtbar scheußlich an –
für and’re ist’s ein Leckerbissen!
Du musst dann nur nicht denken und nicht fühlen,
drauf kannst du satten Lohn erzielen!
Mir schwant, das ist wohl nicht die rechte Spur. Da kommen 1000 Geisterfahrer, aus dunklen Städten auf mich zu, die fast komplett aus Dorngeflecht bestehen. Das Endergebnis will ich gar nicht sehen, das programmiert scheint, wenn man rechnen kann. Nicht morgen und nicht irgendwann wird sich der Wohlstand in die Armut kehren, die uns jetzt noch ganz undenkbar scheint. Dann wird sie uns bald Mores lehren. Dabei hat „man’s“ doch gut gemeint…
Kommentar:"Es muss dabei auch welche geben,
die anders sind – nicht zu versteh’n!
Die müssen auf die Guillotine!"
Ja! Ja! Das ist revolutionäres Fortschreiten und Verhaften im grässlichen Altertum. Egal, die Hauptsache, die Menschheit praktiziert es immer weiter, immer weiter.
Sie stecken mich an, die Kinder des Lachens.
Sie albern am Wegesrand, fern allem Ernst.
Ein Zauber begann, mir ein Grinsen zu machen,
wie ein neues Gewand, das die Sorgen entfernt.
Lebensphasen
Die Sonne scheint, man grüßt den Nachbarn aus dem Haus an der Ecke, und plötzlich ist er da, der neue Lebensabschnitt.
Das Leben ist in Bewegung.
Komisches Wort: [ ... ]
Im Leben hattest du zu oft Schmerzen,
davon hat das Schicksal dich nun befreit,
jetzt sitzt der Schmerz in meinem Herzen,
das Leid zu verarbeiten kostet viel Zeit.