Ich vermisse ihn jede Sekunde. Ich denke immer an ihn. Daran wie er mich immer angelächelt hat. Und daran wie sich seine Hand in meiner angefühlt hat. Und wie ich immer das Gefühl hatte das ich ihn schon mein ganzes Leben lang kenne. Als wären wir dafür bestimmt gewesen uns eines Tages zu begegnen, dass er nicht dafür bestimmt war diese andere Frau zu heiraten. Es fühlt sich so an, als ob das Schicksal uns zusammen geführt hat. Und uns gleichzeitig einen schrecklichen Streich gespielt hat. Als ob das Schicksal eine Person wäre die uns beobachtet, uns und unser Leben und einfach dasteht und uns auslacht. Als ob uns das Universum einen perversen Streich spielen will. Erst macht es uns Hoffnung doch dann reist es uns auseinander. Und wir stehen nur da und können nichts dagegen tun.
Wir können nur dabei zusehen wie alles auseinanderbricht und unser beider Leben in Schutt und Asche liegt. Wir müssen den Dreck selber beseitigen, und da ist es wieder: das Schicksal. Es steht da, zeigt mit dem Finger auf uns und lacht.
Ich denke immer daran was geschehen wäre wenn er nicht verheiratet gewesen wäre. Wenn wir uns früher kennengelernt hätten. Wenn ich ein bisschen älter wäre. Und wenn diese Briefe nicht gekommen. Die kleinen gehässigen Nachrichten die mich auf Schritt und Tritt begleitet haben. Was wäre passiert, wenn wir zusammen gewesen wären, und zwar so richtig. Wenn wir hätten zusammen wohnen können und irgendwann geheiratet hätten? Wäre es so geworden wie ich es mir immer erträumt habe? Oder wäre es viel besser gewesen? Wären wir zusammen geblieben? Wären dennoch zusammen geblieben? Ohne den Kick, ohne das Versteckspiel? War das einzige das uns zusammengehalten hat das es so neu und verboten war?
Über diese Frage will ich gar nicht erst nachdenken. Es macht mich wütend und traurig und zeitgleich will ich nur schreien und weinen und lachen und ich weiß nicht welche Emotion als nächstes aus mir herausbricht. Ich will weinen wenn ich ihn sehe, ich will ihm in die Arme fallen wenn er mich anlächelt und ich will ihm eine verpassen wenn ich sehe wie er eine Andere küsst.
Alles was meins ist sollte auch seines sein. Nur er hört mein Schweigen. Dieses große Schweigen das fast so ohrenbetäubend ist wie ein Schuss der mitten in einer friedlichen und wunderschönen Mondnacht abgefeuert wird. Mein Herz hatte aufgehört zu schlagen und nur er weiß es. Er hat mich verschlossen und den Schlüssel für alle Zeit weggeworfen. Wird mein Seufzer verklingen? Werde ich aufhören zu fallen? Gibt es nicht irgendeine Möglichkeit? Denn wenn er geht, falle ich.
Immer und immer wieder gehe ich alle Ereignisse durch, jede Nacht spiele ich es vor meinem inneren Auge ab. Ich frage mich ob es hätte anders sein können, ob wir einen anderes Weg hätten finden können. Ob wir uns nicht verlieren mussten? Und jede Nacht wache ich schweißgebadet und schreiend auf weil ich ganz genau weiß das wir uns verloren haben. Für immer. Weil er eine Andere lieben muss.
'Was werden die Leute sagen?' hat er gesagt.
'Was sollen sie von mir denken wenn ich meine Frau wegen dir verlasse? Meine Kinder? Das Risiko kann ich nicht eingehen.'
Ich konnte nur schreien. Ich habe ihn angeschrien, ich habe eine verdammte Lampe nach ihm geworfen.
'Du hast mir gesagt das du mich liebst. Du hast mir geschworen das ich die Einzige bin! Ich konnte sogar damit leben das du sie noch gefickt hast!'
Mein Gesicht war tränen überströmt, ich habe am ganzen Körper gezittert. In mir hat sich alles dagegen gewehrt, dass er gehen könnte. Das er mich einfach zurücklässt mit meinem gebrochenen Herzen. Ich wollte es einfach nicht glauben. Ich will es nicht glauben...


© Margarita Becker


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