89 Gedichte


[1]

Gottlob.
Weil
der sich
ich
sei Dank
nur
dir
Jubel Trubel
heute
allzeit bereit.


[2]

Der Mensch ist, wie er war,
doch in Massen und verlassen.


[3]

Das Göttliche zeigen,
ihm zu Ehren.


[4]

Es hat einen Sinn,
weiß nicht, wohin.


[5]

Gott im Wasser, in der Erde, in der Luft.
(Herr Jesus Christus, Sohn Gottes, erbarme dich meiner.)


[6]

Berge, Pflanzen und Tiere.


[7]

In den Wäldern die Trolle und Feen.
Am Meer die Mächte der Tiefe.
Auf den Bergen die Götter.
In der Wüste.


[8]

Es gibt nichts, es gibt überhaupt nichts,
ich laß mich nicht betrügen.


[9]

Mehr als das kann ich nicht.


[10]

Süße Linie
ewige Sehnsucht.
(Dein Gesicht.)


[11]

Ach wie sehr
ach nie mehr
Seliges
empfangen.

Gottes Liebe
Lebens Süße
vergangen.


[12]

Atom
kalte Erschütterung.


[13]

Viel größer
die Sehnsucht.
Unstillbar.


[14]

Laß Walten!
Gott ist nah.
Die Natur, der ganzen
Schöpfung Mutter.
Das Böse, rätselhafte Sprache,
daß die Liebe nicht
unterliegt.


[15]

Das Haus steht da.
Links Wiese, rechts Bäume.
Das Tor, ein dunkles Rechteck.
Silberne Fenster in weißer Wand.


[16]

Ich geh wie Gott will
nur er gibt das Ziel
nichts sonst kann mich treiben
oder zwingen, zu bleiben.


[17]

Du kommst zu mir
bist ewiglich mein.
Du gehst von mir
bin ewiglich dein.
Wenn wir uns wiedersehn
und das wird gewiß geschehn
sind wir ewiglich gemein.


[18]

Leben, unter dreitausend Metern Müll.
Leben, über dreitausend Metern Schlacke.
Jahrhunderttausend sehnende Ausstrahlung.
Wortlos die Heimat,
sprachlos das All.
Süße Glut unter geometrischer Liebe.
Glut, Flammen der Liebe.
Kühles Heim, köstlich,
Augen, Lippen, Tod und Geburt.
Unter der Schlacke des Mülls,
über der Schlackenwand.
Ich irr allein im Abfall umher.
Hause hilflos in den Schlacken.
Nutzlos die Zeit ablaufen.
Beim Tode ausweglos, kaum vom Anfang entfernt.
Leben, jahrhunderttausend süße Glut, dreitausend Meter da unten.
Diamantene, dreitausend Meter über den Massen.
Unsichtbare Wirklichkeit.
Auf immer verpflichtet.
Ur, ewig.
Jen,
seits.


[19]

Alles so gramvoll.
Lebendig und tot.


[20]

Dreitausend Meter Schutt, Abfall, Müll
über der Glutlinse Marias;
Leben, solang du noch glühst.
Dreitausend Meter unter Schlacke Traum
von der Diamant-Geometrie des Himmels,
grenzenlos ausgebreitet.


[21]

Alles, das zu sehen,
nichts, das zu denken,
Mut ohne Kraft
Angst mit Bewußtsein.
Nie zu ändern
die Knappschaft der Kindheit.
Ich bin der Feind.
Kinderköpfe dröhnen
im ewigen Muttersturm.
Aufzucht zur Rache.
Alles beleidigt die Herrschaft.
Der Böse ist
schon vor der Geburt tot.


[22]

Unerbittlich rächen
der Mutter Unrecht.
So ist keiner sonst im Recht,
steinern,
gesellschaftsgeächtet ins Moor gesenkt.

Umzingelt der Einsame.


[23]

Die Welt des Wissens, klar und geordnet,
das ist das eine.
Das andere ist nicht von der Welt.


[24]

Das Leben ist ein Wunder in der riesigen Materie
(oder die Materie ein Wunder)
Die Schönheit der Welt ist heilig.
Zeigt Gottes Existenz.
Wir sind absolut nicht allein.


[25]

(Laßt euch nicht weismachen,
daß die Sonne gefressen wird,
wenn sie untergeht)
Der Untergang des höheren Lebens
ist mir überantwortet,
und wenn er geschieht, in Gottes Plan.
Heilige mit Freude den Tag,
als ob du stirbst und das höhere Leben untergeht.
Die brüderlichen Tiere sind mir anvertraut.
Wasser, Sonne und Wind sind frei.
Jede Stunde ist Gnade.
Ehre den Weg bis hierher,
den Ernst der Kultur,
der Pflanzen Existenz
die Tiere und Menschen,
die göttliche Familie.
Wasser, Sonne und Wind,
Schauer fremder Schönheit,
das sind Geschenke der Zeit davor.


[26]

Urbino.
Bist du nun heilig
oder quälen Teufel deine Seele?


[27]

Ist die Begeisterung dahin, ist alles nichts.


[28]

Sie liebt nicht, sie täuscht nur die Eitelkeit (Hoffnung)

Überall dieselbe Bitte.
Nach Liebe.
Überall derselbe Kummer.

In der ganzen Welt:
Vögleinzwitschern.


[29]

Alls eine Sach des Entschlusses.


[30]

Die Begeisterung setzt Geist auf die Lebensbahn.
Es geht darum: auf die ganze Bahn.
Jeder geistlose Schritt zertritt die Schöpfung.

Andere Forschungen nach dem Unglück.
Die Mischkulanz, die Heimatlosigkeit, die Gottlosigkeit.
Die glückliche Verbindung als der Jugend Ziel.


[31]

Mattes Matt
Schattenschatt.

Ewigs Ewig
Redesred.

Tiefes Tief
Diebesdieb.

Großes Groß
Gottesgott
Todestod.

Gutes Gut
Schnutenschnut
Rutenrut.

Wähnen Wähn
Tränenträn.

Ödes Öd
Höhenhöh
Schönenschön.

Rüdes Rüd
Lügenlüg.

Weites Weit
Heiterheit.

Bauen Bau
Frauenfrau.

Scheues Scheu
Freudenfreud
heuteheut.

UI UI


[32]

-Augen+
--Schlaf+
---Tal+
----Schmetterling+
-----im Tal.+
-----Schwimmen+
----Füße schwarz+
---stand so lang+
--starr.+
------+
-Nichts seither+
--Himmel+
---kalt+
----Kristall+
-----Mund+
------kein Zeichen.+
------Ich wag nicht auszustrecken+
-----seh Augen+
----Sterben+
---wer greift?+
-----+
-erstarrtes Fell+
--keiner weiß+
---Herrlichkeit+
----entschwindend+
-----Frost+
------Abschied.+++


[33]

Große, einfache Form im Park.
Weiß, hellgrau.
Dunkelgrün, brauner Park.
Nicht sichtbar gelbes Wohnhaus, bewußt.
Unbeweglich, aber lebend das Gebild in der Schlucht.
Wenn nicht vegetativ -
Riesenbovist, Baumschwamm
- dann eben animalisch:
Elefantenhaut, Kalk - Schalentiere.
Blut hinablassen.
Bauchspannung löst.
Schwere fühlt,
Genuß diesseits praller Tätigung.


[34]

Die Schale, der Kern, der Himmel, das Schaf, das Eisen, das Schicksal, das Ziel, das Kind.
Die See (Mare), der Regen, der Fleiß, das Spiel, das Haus.
Die Erde, die Schneide, der Donner, das Heil, das Bett.
Die Sonne, die Scheide, der Blitz, das Gold.
Die Türe, die Faust, der Wind, der Teig, das Gold.
Die Höhle, die Ziege, der Hammer, der Nagel, das Tier.
Die Wand, die Maus, der Fluß, der Sumpf, das Pferd.
Die Bank, die Katze, der Berg, der Hund, das Hemd.
Die Frucht, die Kuh, der Baum, der Saft, das Kleid.
Die Nase, die Sau, der Tisch, der Pflug, das Fell.
Die Brust, die Wanne, der Stuhl, der Stall, das Wasser.
Die Hand, der Herd, der Fuchs, das Fleisch.
Die Hüfte, die Rache, der Ofen, das Auge, das Ohr.
Die Herde, die Wut, der Stein, der Ton, das Brot.
Die Küste, die Schönheit, der Kopf, der Schlag, das Blut.
Die Schüssel, die Trommel, der Finger, der Keil, das Leben.
Die Speis, die Fliege, der Mund, der Korb, das Tuch.
Die Zunge, die Schlange, der Bauch, das Faß.
Die Heide, die Furche, der Pfeil, der Ruf, das Feuer.
Die Wiese, die Tat, der Bogen, der Krieg, das Licht.
Die Quelle, die Sage, der Speer, der Kampf, das Schwert.
Die Wange, die Luft, der Arm, der Schmutz, das Schiff.
Die Lippe, die Spindel, der Topf, der Dreck, das Lied.
Die Hülle, die Wolle, der Mann, der Brand, das Dach.
Die Hose, die Gabel, der Mensch, der Rat, das Gras.
Die Frau, die Schwelle, der Wald (Forst), das Grab.
Die Pflanze, die Stange, der Apfel, der Löffel, das Leid.
Die Nuß, der Tag, der Schlüssel, das Moos.
Die Birne, die Waise, der Abend, der Wurm, das Vieh.
Die Traube, die Freude, der Morgen, der Reim, das Weib.
Die Nacht, die Spinne, der Teich, der Stab, das Dorf.
Die Hütte, die Farbe, der Damm, der Schmerz, das Schloß.
Die (Vieh-)Weide, der Weg, der Vogel, das Gift.
Die Eiche, die Tanne, der Stamm, der Krug, das Messer.
Die Esche, die Fichte, der Mond, der Schrei, das Rad.
Die Seide, die Schnur, der Stern, der Wagen, das Holz.
Die Erle, der Tod, der Riemen, das Feld.
Die Milch, der Atem, der Knochen.
Die Minne, Liebe, Freude, der Kuß, der Fluß, das Mahl.


[35]

sein, haben, schauen, scheiden, kochen
essen, sehen, spitzen, sieden
trinken, lugen, schleudern, mischen
schlafen, blicken, ziehen, rühren
gehen, suchen, dichten, löffeln
laufen, finden, pflanzen, schütten
springen, hüpfen, jagen, lauern, bannen
liegen, jaulen, bauen, bahnen
wiegen, reiten, packen
sprechen, fahren, schaben, fassen
reden, legen schälen, greifen
sagen, richten, schließen, wogen
singen, zählen, nähen, wagen
summen, bringen, stopfen, schaukeln
flüstern, holen, flechten, säugen
stöhnen, pflücken, heulen, bergen
weinen, brocken, fühlen, spreizen
lachen, sehen, spüren, nützen
lallen, ernten, drücken, schaden
stammeln, lieben, pressen, lügen
stoßen, küssen, stechen, stehlen
werfen, kosen, heilen, morden
rufen, herzen, kämpfen, lassen
schreien, streicheln, töten, brechen
schießen, streichen, sterben
reißen, schlecken, leiden, rasen
pissen, schlürfen, weichen, pusten
zeigen, necken, kauen, dröhnen
nicken, saugen, beißen, trommeln
brummen, pfeifen, nennen, donnern
rudern, wölben, heißen, blitzen
werfen, knicken, zeichnen, wehen
heulen, sinken, malen, schwanken
hecheln, malen, heulen
drücken, senken, reiben, knirschen
ziehen, hängen, fliegen
biegen, knüpfen, wehen
drehen, schnüren, schweben
fressen, weben, schwimmen
saufen, spinnen, tauchen


[36]

fest, dreist
weich, feige
hart, frech
scharf, morsch
bitter, saftig
süß, kräftig
tief, krank
hoch, gesund
weit, flach
lang, steil
kurz, steinig, erdig, wäßrig; giftig; gierig, sierig
frei, hell
schön, dunkel
häßlich, bleich
blau, rot, grün, weiß, schwarz
laut, glitschig
leise, rutschig
schmutzig, trocken, dünn
heiß, schrill, schlicht
kalt, geil, mager
lau, lieb, fett
flüssig, treu, dürr
mutig, rein, feist
tapfer, sauber, voll
fleißig, rund, leer
faul, eckig, seicht
groß, schwer, ernst
klein, leicht, heiter
alt, schnell, lustig
jung, flink, traurig
gut, rasch, einsam
böse, langsam, allein
schlecht, sacht, straff
recht, sanft, steif
brav, zärtlich, hohl
schlimm, ruhig, warm
naß, still, arm
feucht, heimlich, reich
stark, drall, hungrig
schwach, dick, bunt


[37]

Das Bild, die Rutsche, der Eifer.
Das Weh, die Kraft, der Winkel.
Die Gier, der Bann.
Die Brunft, der Mord.
Die Ecke, der Schweiß.
Die Lust, die Mühe, der Hunger.
Die Trauer, die Bahn, der Lärm.
Die Haut, die Ruhe, Stille, der Hals.
Die Woge, Welle.
Die Schaukel, der Hase.
Die Wiege.


[38]

Konsequenz Kon
Nornen/Schicksal Schi
Trägheit/schlechtes Handeln schlHan
Lüge Lü
Herkunft Her
Gott Go
Bildung/Ausbildung/Erziehung/Reifen Bil
Schwäche Schwä
entschlossenes, gutes Handeln gutHan
Abhängigkeit Abh
Gemeinschaft Gem
Alter Al
Mann und Frau MaFr
schlechtes Verhalten schlVer
gutes Verhalten - Achtung gutVer


[39]

Kon Schi schlHan Lü Her Go Bil Schwä gutHan Abh Gem Al MaFr schlVer gutVer.


[40]

(Chiron)
Hier ist das Anerkannte, das nicht zur Seite gehen muß.
Mich treibt an der selbstverständliche Tag.
Ich gehe nicht in den Wald, belausche die Tiere nicht, sie täuschen mich über mich.
Voll zieht mich der Tag.
Die dunkle Erde hat mir nie einen Strauß aus Krokus, Thymian und Korn gereicht.
Im hellen Sonnenlicht lernte ich das Unnennbare.
Auf den geordneten Feldern, den geheimnisvollen, steht der ungerade Mensch, der Gott Zeus.
Jetzt bin ich mit den anderen tätig und sie schafft Gestalten, die nicht aus Wolken sind.
Ich lausche nicht in die Ferne, ob vielleicht ein Verderber kommt, ich höre keinen Wagen eines Donnerers über den Himmel fahren.
Ich sehe in der Sonne keinen Verderber, ich sehe keine tötenden Befreier, oben völlig kahl schau ich den Himmel, ein Wasser.
Die Nächte verändern sich nicht, keiner sieht zu, wenn einer eingestalt ist und jeder kennt das Richtige.
Da ist kein Stachel des Teufels, keiner kann teuflisches Recht hassen.
Kein Teufel ist da, der Himmel bleibt sich gleich.
Tag und Nacht richtiges Atmen.
Ohne Herrscher sieht der Himmel aus, kein Haus der städtischen Väter, keine Tiergestalten die Wolken.
Die Knaben werden nicht bewaffnet.
Keine Wahrsagung wird über hoffnungslose Rückkehren gemacht.


[41]

(Der Einzige)
Das mich von den zukünftigen, grauenerregenden Ländern abhält, das ich mehr verabscheue als die Entfremdung.
Denn ich bin der irdischen Freiheit ausgeliefert, wo der Unterdrücker in Knechtsgestalt kommt, wo zu den schuldigen Herren der Arme aufsteigt, um mit ihnen Greisinnen zu gebären.
Das Vorurteil dringt in den Kopf des Säuglings ein, kümmerliche Körper werden verherrlicht.
Ich habe nichts vom Paradies gesehen,
ich bin in der tiefsten Schlucht gestanden überall.
Habe ich Schönes gesehen?
Die Bilder sind im Elend nicht lebendig.
Die neuen Diener, die feigen Väter, werden sowieso nichts finden.
Sie hassen mitten unter uns,
wo wir den Ersten eines neuen Geschlechts,
der Menschheit Elend, den immer Anwesenden zeigen.
Warum bin ich gekommen?
Du frägst die Jungen und die Ohnmächtigen.
Dein Körper ist voll Eifer, als drängte sich in dir die gesamte Menschheit nach der Macht.
Du weißt es nicht, das ist dein Verdienst.
Die Menschen verachten sich zu sehr, obwohl sie machtlos sind.
Heimlich sagst du mir, ich sei dein Bruder.
Du erschwindelst quälende Freiwilligkeit.
Die Eitelkeit stachelt dich an, dich mir zu vergleichen.
Der weiß nicht, wovon er spricht, der hier sein will.
Und doch weiß er es, er steigt ja diese Treppen.
Der Haß hängt an allen.
Aus deinem Körper ist keine Sprache gestiegen.
Du willst in Wahrheit nichts wieder gut machen.
Du wirst, wie du befürchtest, keine Ruhe finden.
Du weißt nicht, wann das Furchtbare geschieht, das du befürchtest.
Du tust nichts Erfreuliches.
Die Eltern fahren in die Erde hinein.
Die freien Körper der Geknechteten.
Den Gestorbenen ist die Erde das Himmelreich.


[42]

Es ist todernst, Mann des zweiundzwanzigsten Februars.

Rückgrat Haut Füße.
Ans Kreuz geschlagen die Schöne
die Süße
Tausend Mal das Bein geopfert
dem zornigen Gott
bis zum Knicken.
Jahrzehnte im ätzenden Salzsee marinierte Haut.
Die Füße bluteten schon vom Kreisen durchs Rattenlabor des Homunculusprofessors.
Vereist und geröstet lagst du in den raumlosen Blendaltären der gleißenden Schaufenster.
Das Schwefelholz der einsamen Hand
kann uns aber nicht das ganze Leben lang foppen.
An allen Organen schmerzend erhebt sich der Leib aus der Grube.

Kluge
gerädert und gepfählt
hast das Licht deiner Lampe
durch die Schlachtenraserei der Dunkelheit gerettet.
Aber unter dem Scheffel des hohlen Katafalks
bring es endlich heraus ins Schlafgemach des entrechteten Ithaka.

Kein einziger Stoß mehr deinem Rücken.
Kein einziger Hieb mehr deiner gebenden Haut.
Kein einziger Dornzweig mehr
darf die mordentsetzte Stirne als königliche Krönung verspotten
die baren Füße als Weg zu nie gesehenen Rosenplätzen verführen.
Kein Tropfen deines Öls mußt du mehr tauschen
gegen den blenderischen Kot des exhibitionistischen Cityparketts.

Der seine Herrschaft errichtete
machte die Gebärfunktion zur Angstmaschine
zum periodischen Tribut des Honigseims.
Ein einziger Streich schlug dem Leader die Tiara vom Schädel.
Nun er nicht mehr wagt
und vor dem Licht in die Dunkelheit floh,
fühlst du dich schuldig und sinnentleert,
schenkst auf gruseligen Stadtplätzen.

Dennoch Kluge,
dein Blut gabst du dem mordirren Vamp für das Leben,
der Hänsel und Gretelhexe die Knochen als Fleisch
und hast so die Lampe
durch die Finsternis gebracht.
Dem wahren Ankünftling jedoch am Strand des entrechteten Ithaka
entzünde das Öl im Schlafgemach.
Vergieße es nicht im für immer verlassenen Ahnenschloß.


[43]

Heiligen und Dämonen (für Belman und Moore)

Fruchtbarkeits Gotts Tal.
Der Linden schwellender Leib
Gigantenversammlung der Eichen
ungeheure Himmelssäule
hohes Haus.
Über den grünen Plan jagen die
tollen Hasen.
Vögel ganzen Kontinents unersättliche
Lichtfestivanten.
Der große Tag vergilt den Laubigen
mehrfach die große Dunkelheit.
Später Abendsonne unausweichlicher
Mückenzoll bringt dem zwischen Bäumen
und Urstein im Wiesengras Versunkenen
der rundum Atmenden freistehendes
Bekenntnis zurück.
Lachenden Schöpfungsdanks doppeltes
Bewußtsein nach Frosts und nächtens
Schlaf der Giganten strahlendes Ersein
in den Hainen der Wachzeit.

Jahrhunderte langer Sänger, deine Feiern
des Pulses, an Naturs Busen Verzückung,
zwischen Meer und Urstein in
tiefen Zügen wasserklaren Luftgebilds.

Große Verwirklicher des rundumgestaltigen
Erkennens. In eure raumfüllende Religion
habt ihr das Volk gebettet, habt es
gefeit vor Wortklauberei und Lüge;

Die große Suche (der ewige Aufbruch) zur
Bewohnbarung Grenze ist Weg zum Göttlichen
(dem Unbekannten, Unsagbaren) Das Ziel
des Zielers Punkt zur Mitte, die äußerste
Außenstelle des Lebens so zur Mitte der Menschheit.

Hier draußen also die schönen Körper
des Paradieses als die einzige Kultur.
Im Gedränge der alten Herkunft aber nur noch
nichts als Sophiste, Streit, Hinterlist (Mensch gegeneinander)


[44]

Uppsala.
Du
(bist)
ein Punkt im Endlosen.
Woher weiß ich?
(daß es dich gibt)
Unsichtbar, schwarz,
(auf schwarz)
Aus Hügeln und Quelle
(bin ich im Kult (Uppsala) von der Gemeinschaft)
aufgenommen
hingegeben.
(ihr)
Du.
(Dort bist auch)
Kristall
(Dein Bild ist bei Geburt)
strahlt treu.
(in meinem Inneren genetisch gewachsen)
Kein fremdes.
(nur deines, kein Gott neben dir reizt)
Einziges Feuer.
(Keine Nebenkristalle)
Volk.
(Das ganze Volk bist du)
(mit)
Klarer Körper.
(harmonischen Abmessungen)
Schwestergeist
(verwandtem)
umschlungen
(Oberkörper, Unterkörper)
dual
lustvoll,
(ewig einander, selbstverständlich)
(Alles)
Heimat wohl.
(ewig)
Sicher.
(Geborgenheit, Hut)
Weißt du?
(umgekehrt auch um mich)
Aufschnüren.
(Hals und Brust)
Platz machen,
(alles Gerümpel weg (freier Thingplatz))
gemeinsam.
(Zusammenkunft des Volkes)
(Sich)
Trauen
(ein selbstverständlicher Mut)
sich sehen lassen.
(es können alle sehen, wie es um uns steht)
Ahnen.
(die Ahnen sind in uns)
(Die Kinder werden wiederum das Volk sein)
Öffentlich Gott.
(Wir haben klare Götter)
Süß,
(liebend und gleichzeitig)
unendlich
(kosmisch kühl, streng, unerbittlich)
du spürst
(aus unserer Einsamkeit)
bist.
(mitternächtens das Volk)


[45]

Tales Milch
(der Hügelspitzen rinnt Milch herab)
(Hügels Wasser
vermischt sich mit des Tales.)
Platzes Rat
(des Platzes Versammelten Rund)
(der Versammelten Beratung)
Glaubens geborgen
(des Glaubens, der Kirche Männlichkeit)
Turm
(über der Höhle Geborgenheit)
draußen Wilde
(Weiblichkeit)
Quelle.
(die Senke (unter den Hügeln) das Wilde bewahrt)


[46]

Groß
Klein ein
Gut Flut
klar Mahr
Schloß


[47]

Tosen ohne Aufenthalt
die langen, flachen Sandneigungen
Wasser auf Wasser
Tosen auf Tosen
Naturfall die Küste entlang
stürzen die Wasser herauf
den hundertmeterbreiten
weißgrauen, ungrünen Streifen herauf.


[48]

Gruissan (gen Afrika)

Die Fischer seit tausenden Jahren
Nehrung und Landung Fremder
kommen und gehen.
Türmten gewaltige Mauern
den Fremden.
Blutige Schlachten der Religion.

Einmal drei Jahrhunderte lang
den alten Formen eigenen Sinn gegeben
Stein der Romanik.
Dem eigenen Handel und Wirken
Befestigungen
und Bewußtsein (Papst aber auch Albigenser)
den Worten Weltwirkung, Gesang,
Minnesang.

Dann nach dessen Belehrung
dem Norden erlegen,
der wuchernden Gotik
schlachtenden Giganten
Heidentum (wuchernd und nicht romanisch)

Bra, in der Ferne ruhende Göttin,
auch hier warst du einst,
hörst du es?


[49]

Was ist sündhaft am Mord?
Blut über Steinen, Sand, Gras, Erde.
In Strömen, in Flüssen, im Wasser, im Meer.
Ausrottung von Städten, Landstrichen, Völkern, Rassen.
Was ist sündhaft am Tod?
Sinnlos macht er die den Toten zugeteilte Liebe, Erziehung, Nahrung.
Doch ist Liebe jemals verschwendet?
Sie durften atmen, solange das Leben eben währte.
Atmen in Gottes kosmischer Symphonie.

Was ist sündhaft, wenn jeder zweite einen, gnädig, tötet, nur einen
und der einen getötet, darf selbst nicht wieder getötet werden
(Gott sieht alles)
So wäre die Bevölkerung der Erde mit sanftscharfer Klinge an einem einzigen Tag halbiert
und bis zum nächsten Mal gerettet.
Was ist sündhaft, wenn an einem einzigen Tag jedes zweiten Kehlenblut über Stein, Sand, Gras, Erde, Wasser rinnt?

Die Zeit ist vorüber, mit Klingen die Nachbarschaft zu entvölkern, mit Granaten das Land.
Was bleibt denn, als daß jeder den Mitmenschen opfert?


[50]

Ich möchte geboren werden. Möchte ich?
Die Wirbelsäule steigt empor. Der Kopf weitet sich
die Augen öffnen sich
das Blut strömt durch die Adern.
Der Atem zieht ein und aus.
Der Geist bewegt sich ohne Angst.
Ich schwimme
laufe
gehe hin
sehe
diese Kopfform
Körperform
naturhingegebene Bewegung
(Anmut)


[51]

Sonne
Gott.
Anmaßung.
Würmer die dich Bruder nennen.
Wasser, Muttersuppe
Erde.
Ohne dich, Sonne
alles klirrend
kosmisch befrostet.


[52]

Auf deiner Hüfte der Tempel.
Auf dem Rücken der Sportplatz, der Tanzplatz.
Auf der Schulter die Feuer.
Auf deinen Schläfen die Gesänge, das Horn.


[53]

Ich bin ausgeliefert.
Qual des Nichtfügens.
Keine Hoffnung.
Träumen geht nicht mehr.


[54]

Blaustählern stechende Blume.
Klirrend kosmische Musik.
Goldener Strahl des Jenseits.
Dies gewiß.


[55]

Der ganze Sinn.
Außerhalb des Kalküls sein.
Für das Blut außerhalb des Kopfes
atmen.


[56]

Im Arm der Gatzka.
Hunderte Schmetterlinge nippen den Schweiß.
Am Grund der Gatzka
verzeih ich den Engeln die Raupenvergangenheit.


[57]

Tausend Büschel Salbei
reinigen den Schmutz der Gottlosen.
Alles wird überleben,
wenn nur die Vögel bleiben.


[58]

Das Füchslein, dürr und struppig,
felsengrau zerschrammt.
Einmal im Monat eine Möwe zwischen den Zähnen.
Wenn es der Gottheit nur nah sein kann.


[59]

Was bleibt?
Die Erde, die Luft, das Wasser.
Bist der neueste Versuch des Ganzen.
Ein kurzfristiger Gast.


[60]

Tob, Bruder Sturm.
Schwester Regen, süßer Wasserfall.
Brenne, Sonne.
Übermütiger Vulkan hüpft.


[61]

Klare Götter des Mittelmeers
und die zottigen dunklen Bolde.
Über die Familie hinaus
sind sie bereit.


[62]

Ein Menschenleben als Epoche.
Wenn sie auch nicht zu gebrauchen sind,
ehret sie doch.
Nachkommen.


[63]

Auch wenn du nie mehr erwachst
hat dein Schlaf
meine Liebe.


[64]

Das Meer, in dem ich schwimme
umspült auch deine Küsten.
Die rote Sonne
leuchtet auch auf dein Gebüsch.


[65]

Die Backenknochen des Geschlechts
der Nacken
die Lippen
werden sie je erwachen?


[66]

Für die klaren Maße des neuen Tempels
stark sein.
Nie auch nur ein Wort der Erklärung.


[67]

Die runden Schüsseln der Vorfahren
sind allen gegönnt.
Die dreieckigen Pfeiler des Tempels
fassen aus weiter Ferne.


[68]

In einer unverwechselbaren Form
unter allen erkannt werden.
Der heroische Kampf gegen den Schmutz
erlahmt vor dem endlosen Grauen.


[69]

Durch die Wälder
die Felsen, die Straßen und Kneipen.
Überall ruf
und such.


[70]

Erde (Sonne, Wasser, Luft)
gib!
‘Überall such ich,
o Himmel, gib!’


[71]

Überall ruf.
Überall such.
Erde gib,
Himmel.


[72]

Aus des Berges Spalte
in den ummauerten Garten.
Das Grün
umschmiegt den hellen Leib.


[73]

Der Sturm beutelt das Zelt
drückt.
Die Vöglein flaumig und zart
hüpfen unbehelligt umher.


[74]

Nimm es hin,
wenn,
dann war es eben alles.


[75]

Freude über die Gestürzten,
Mißgunst über des anderen Luft
einziges Ziel, Unterordnung.


[76]

Inseln vor Jurievo, Mündung der Gatzka.
Schlafend oder tot.
Zu denken, daß du nie mehr erwachst!
Bra.


[77]

Wieder bin ich vor dir
umfaßt mich das Wasser der Hüften
der Leib in zehn Kilometer Entfernung
in den Wellen des Meeres.
Im Strahlenkegel der Sonne von dort zu hier.


[78]

Schwarz die Silhouette vor violettultrabraunem Abend
im orange geperlmuttertem Silbermeer.
Eine unendliche Süße
durch hundert Meter Meerestief.


[79]

Feuerkreise erwecken den Stein.
Meereskluft durchdring ich.
Kein Drache, kein Golim wird mich hindern.
Das rettet die Welt.


[80]

Mit der silbernen Mondsichel
bilden die Augen das uralte Dreieck.
Dein ewiger Schlaf erwartet mich.
Diese Küsten als Ruhestatt.


[81]

Bra der Welt,
erhebe dich.


[82]

Jahre sind Lichtjahre.
Mit Lieblichkeit
ernster Tiefe
auf einem anderen Stern
(ein anderes Volk)


[83]

Steinerne, schlafende
länger als unsere Art lebt.
Zu umfassen bist du nicht.
Doch dein immer neu erwachendes Menschheitsbra
den Gotterwählten.


[84]

So hast du also weitergelebt
schön und tief begeistert.
Für heute nur ein erkennender Blick.
Lebe und gib weiter das göttliche Bra.
Ich Glücklicher habe erkannt.
Ewigkeit gewiß.


[85]

So bleibt nur jeglicher Tag.
Seligkeit ist uns begegnet.
Atme
Atome der Seligkeit.


[86]

Und was ist mit der Verdammnis
den Folterkammern
dem nie erbrochenen Tower?
Gottes ist der Höllenort,
sind die Qualen des Geistes
(und der Seele (des Körpers))
Strafen kann allein die Gemeinschaft.
Der Einzelne ist nur Kläger.
Einem Einzelnen nie Folter, Verließ.
Dann also Verbannung oder Tod.
Wohin in der Übervölkerung ausstoßen?
Ins Land der Ausgestoßenen. Lager. Gefängnis.
In der vollorganisierten Gesellschaft vergeht sich ein jeder,
muß deshalb das ganze Volk ins Gefängnis?
Nein, Verurteilung nur für außerhalb liegende Taten,
und zwar durch Gemeinschaft.
Es gibt kein Gesetz für die außerhalb liegenden Taten,
denn Gott urteilt nicht nach dem Buchstaben.
Und was ist mit den Schlössern, den Slums?
Eine Sache der Geschichte.


[87]

Jurievo
Planet
Die Luft
Das Wasser
Die Erde
Das Feuer (Sonne)
Abends:
Himmel orange
Meer orange (schwarzgezackt)
Insel schwarz
Berge rot (schwarzgesprenkt)
Morgens:
Wolkenlos
schwarzblau Perlschimmer
Inseln neblig rosa
Berge neblig blau
Leben: grün und rot.

Nicht mal ein Phantom.
Nicht mal ein Traum.
Grünes Gefild im Karst (Geviert)
Garten in öder Wildnis
Steinumschichteter Paradiesgarten
Dürer und Cranach.
Stahlblaue Distelsterne.
Drei Tage und drei Nächte.


[88]

Sechsmal mehr Gier als Bedürfnis.
Einundzwanzig, Eins und auch Dreizehn.
Statt Achtundvierzig.


[89]

Dantes Berg.
Trümmer bis zum Gipfel.
Eingestürztes Höhleninneres zu Tage.
Für immer vergangen
Kristallräume.
Geborgene Schätze, Geheimnis, Schönheit
für immer zerschlagen.


© Karl Hausruck


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