Meine Djebutschka ist schön.
Sie hat lange, braune Haare und grüne Augen.
Sie ist schlank, aber hat dennoch starke Kurven.
Djebutschka ist stark und ausdauernd.
Sie ist geduldig und zuvorkommend.
Sie ist wunderbar, meine Djebutschka.
Nie hat jemand eine bessere gesehen als meine Djebutschka.
Wie oft haben Männer sie beäugt, sie um schmeichelt.
Wie oft haben sie gefragt, ob sie zu haben sei.
Meine Djebutschka hat jedesmal verneint, egal wer es war.
Nie hätte sie mich verlassen,
Nie hätte ich sie gehen lassen.
Sie ist so gut!
Djebutschka traf ich, als sie noch nicht alt genug war, um allein zu sein.
Sie war verängstigt, verstört, verstoßen.
Nun ist sie so schön, meine Djebutschka.
Sie ist gewachsen.
Die Spuren ihres früheren Lebens verschwanden.
Sorgenfalten wurde ein Lächeln,
In diesem wunderschönen Gesicht.
Aus Narben reine Haut, so jugendlich.
Sie ist so weise, wie keine andere. Dabei ist sie selbst noch jung.
Zu jung, um alleine zu sein.
Noch keine Frau, ihre jugendliche Blüte endet nicht.
Solange kenne ich sie, doch nur so kurz.
Djebutschka ist jugendlich, ihr Körper erst frisch geformt.
Meine Djebutschka wird von allen bewundert und geliebt.
Doch sie bleibt bei mir.
Heute Morgen ist sie in den Wald, um Beeren zu pflücken.
Sie gibt sich wohl besonders Mühe, denn sie ist noch nicht zurück.
Sie ist so liebevoll.
Der Mond steht hell am Himmel, sie wird kein Licht brauchen.
Ich werde mich schlafen legen.
Morgen wird sie da sein, morgen wird sie mich begrüßen.



Sie ist noch nicht zurück, doch sicher kommt sie das bald.
Wie lange sie schon weg ist, weiß ich nicht.
Zeit ist relativ, und sie wird bestimmt bald kommen.
Bestimmt, nicht war, Djebutschka?
Sie ist immer nach Hause zurückgekehrt.
Sie wird auch dieses Mal zurückkehren.
Schließlich würde sie mich nie allein lassen.
Es wird kalt, wohl bricht bald der Winter herein.
Sie wird zurückkommen, um den Kamin anzuheizen.
Meine Djebutschka liebt es, den Flammen zuzusehen.
Dem Holz beim Verbrennen zuzuhören.
Bestimmt kommt sie, wird mich nicht allein lassen.
Djebutschka, wo bist du?
Bist du auf den falschen Weg gekommen?
Doch selbst dann wirst du zurückfinden, du bist meine Djebutschka.
Du bist intelligent und hast einen guten Orientierungssinn.
Du wirst immer zurückfinden.



Du hast einen Brief geschrieben.
Er ist von dir, das weiß ich sicher.
Kein Absender steht darauf, doch ich weiß es.
Der Brief ist nicht geschrieben, denn du wolltest keine Worte verwenden.
Sie wären nicht würdig gewesen, um zu beschreiben.
Deine Gedanken, deine Gefühle, auf einem scheinbaren Blatt.
Doch es ist keins, das farbenfrohe Ding.
Du wolltest mir eine Botschaft senden, das weiß ich.
Djebutschka, ich verstand die Farben, die verdeckten Zeilen.
Ich verstand, dass du gingst, um dein Glück zu suchen.
Dass dir viele Möglichkeiten offen standen.
Und ich verstand, dass du zurückkehren würdest, um mich zu besuchen, sobald du es kannst.
Ach Djebutschka, wärst du doch hier!
Doch du kommst zurück, bald.



Nach all den Jahren sehen wir uns endlich wieder.
Ich habe dich so vermisst, Djebutschka.
Djebutschka, meine Djebutschka, erinnerst du dich?
Wie ich dir den Namen gab.
Dein Lächeln, wenn ich dich so nannte.
Dein Lächeln, es war so schön.
So jugendlich in deinem Gesicht.
Wie alt warst du, als wir uns das letzte Mal sahen?
Sechzehn? Siebzehn? So jung.
Doch dein Gesicht, dein Körper war älter.
Als wir uns kennenlernten, wie alt warst du?
Deine Eltern hatten dich vertrieben, du warst noch ein Kind.
Oh meine Djebutschka, du wirktest älter als ich.
Aber in all den Jahren wurdest du nicht älter.
Du wurdest wieder Kind, Djebutschka.
Oh Djebutschka, wie vermisste ich dich.
Inzwischen bin ich alt und grau, doch du, Djebutschka, bist sicher nicht gealtert
Sicher bist du immernoch schön, meine Djebutschka.
Warum gingst du so früh, oh Djebutschka?
Du warst noch nicht erwachsen, als du mich verließt.
Meine Hände sind zittrig, meine Ohren taub.
Doch du bliebst jung, meine Djebutschka.
Nun kommst du zurück, liebe Djebutschka.
Doch warum, warum in einem Eichensarg?


© Crepkaja


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