Schlangenartig bewegt sich des schuldigen Last
Umklammert ihn am schmutzigen Körper
Wie eine schlinge windet es sich um seinen Hals
Ewiglich ob er's jetzt war oder nicht, es schallen in ihm ihre Wörter

Ein graues Täschchen, es ist seine Mutter
Er weiß, auch wenn sie's nicht sagt, in ihm sieht sie seinen Vater

Unentschlossen, badend in Selbstmitleid und doch frei von Sorge
Die Beschreibung, die in sein Herz gestochen wurde
Wie soll er nicht der Schuldige sein, haben ihn doch alle in die Ecke gedrungen?
Und jeder sagt "ist doch klar, er hatte die Wahl."

Wieder ab ins Zimmer, die Tür schließen
Doch seine Mutter steht da, "Blumen gießen"
"Was hast du heute gemacht."
Aufgewacht, Computer angemacht und ein bissl gelernt
"Aha, und wie sieht's Morgen aus, hast du was vor?"
Boah, er kann's nicht mehr hörn, hat schon den ganzen Tag in der Scheiße gewühlt
"Ich sagte doch ich kann nichts finden"
"Du kannst dich da aber nicht raus winden,
Was machst du denn später!? Du weißt doch, dass ich mich nur sorge"
"Ja, komm, reden wir Morgen"

Er wünscht sich zurück in eine bessere Zeit
Denn er weiß, dass später nur wenig für ihn bleibt
Ein "wenig" aufgeschmissen, so ganz ohne Ziel
Ohne jemanden, den er liebt
Er spielt sich selbst das Lied vom Tod
Und wünscht sich manchmal, er wär bereits dort
Tatsächlich wünscht er sich aber Erfolg
Ein ruhiges Leben, ein Haus, ne Frau und ein' Sohn
Größer als ein Sechser-im-Lotto-Gewinn
Weil beides nichts wird, weder der Tod noch ein Kind
Flüchtet er, schnell wie der Wind, in eine Welt, die ihn als ihresgleichen aufnimmt
Eine Fantasiewelt, von Videospielen und Filmen
Eine Realität, die existiert in der Stille und Einsamkeit


© schimmeldom 2016


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