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SIEBTER AKT


die Mimbelwitwe kroch als letzte hoch:

sie hauste im tiefsten Tropfsteinloch

worin nie Sonne oder Luft geriet

wo keiner weiß ob‘s Tote oder Lebende liegt

und ihr Leib ist wie eine kontinentale Kröte

es zuckt ihr Maul und faule Gase

töten jede lebende Extase



ihre Würzelpürzel

verließen sie nach oben

um Luft für ihre Schniefnasen zu holen

denn über dem zubetonierten Boden

drang kein Nass

auf ihre heißgegrabenen Sohlen



die Mimbelwitwe braucht die Würzelpürzel

die sie straff melkt an ihrem Kürzel

denn sonst ist’s unten wie in einem Tempel:

dort lachen höchstens Schattenengel

wenn dunkler Mief sein tiefstes Tief

absetzt mit traurigem Schnief



Quarzquaker hüpfen aus ihren Haaren

ein Frohfloh=Filipp aus dichtem Saum

sucht den weichsten Flaum

und blickt heraus nach Jahren



die Fruchtliese ist eine Fruchtfliege

mit ganz besonders zarter Liebe

sie drängt nicht nur auf offene Speisen

sie liebt es auch darauf zu scheißen

alles schöne sei gedüngt

durch Zerfall erneut verjüngt



wiewohl die Einsamkeit jetzt schwindet

weil jeder seine Mitbewohner findet

ist Herr Balduin von Unterschlupf

ein zurückhaltender Bandwurm



welcher sich lange in einem Fiffi windet

bis seine Eier

durch zärtliches Kuscheln

auf Hände und Münder rüberhuscheln

welche ein Schoßtier schätzen

und jetzt einen Inspektor retten



so’n junger Inspektor hat zwei Enden

gelb wie Fliegeneier vor dem Schälen

er blickt recht stumpf

unser Bandwurm…

doch er blickt in jeden Winkel!

und hängt nachts raus

als Angelkringel



der Schlingel hat nichts lieber im Leben

als zu schaukeln im flotten Gehen

und wenn der Laden ordentlich rummst

liegt er besoffen

und lallt im Dunst



wenige Menschen beherbergt die Stadt

als nach Jahren die Gräser wuchsen

und der Beton aufriss

erstarb

der furchtbare Überfluss böser Wurzeln



Karugar

der alte Runzelknorpler

brummte ruhig und hing gelassen

im feisten Schlamm verwester Hähnchen

worin die ganzen Kinderknorpel knipsen

an reger Kurzweil sich erquicken



der Jahrtausendbärtige beginnt zu schaufeln

und hinterläßt einen verächtlichen Haufen

Napalmfeuer stört ihn nicht

denn unten macht der Laden dicht



die Heiruppnasen begrüßen die Wolken

welche schwere Kühlung zollen

in Mergelmienen kehrt ein Grinsen ein

wie bei den Wahlen

bloß ohne Parolen

denn sie brauchen keine Partei

für ihr gelegtes faules Ei



und platzt es… laufen sie unbescholten aus

ihre Schmatzmäuler

sind größer als der Kopf

im widerlichsten Gerümpelstaub

finden sie wertfreie Lieblingskost



Magister Moorbart trägts in die Bäume ein

wer denn auf Rinden lesen kann

muss schon ein Runzelknorpler sein

oder ein Schlinger aus dem Erdentief

der blinden Unterwelt

welche um Hilfe rief



die Knorrberts Strangstorchs und Knubbelknoller

kratzen die Kurve und stecken zurück

die Mimbelwitwe hat zwar noch ihren Koller

verdaut derweil ihr Aasstück

dann stößt sie auf und tausend Fruchtliesen

feiern Hochzeit auf ihrem gebräunten Ausguck



herum liegt manch technisches Ding

manch Goldzahn oder versicherter Knochen



wie still

es im eingestürzten Viertel schwingt

nachdem sich die Erde erbrochen


Please do not USE anything
of my work!

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ALS SICH DIE ERDE ERBRACH - zweite Hälfte


© j.w.waldeck 2006


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Beschreibung des Autors zu "ALS SICH DIE ERDE ERBRACH - zweite Hälfte"

ALS SICH DIE ERDE ERBRACH
(Ein Umweltmärchen)

Ein scheinbar lustiges Schauspiel in sieben Akten.


zu I - UNKENDORF LEBT
https://www.schreiber-netzwerk.eu/de/1/Gedichte/5/Lustige/40527/UNKENDORF-LEBT/

zu II - UNTER KANNIBALEN
https://www.schreiber-netzwerk.eu/de/1/Gedichte/27/Gesellschaft/41129/DAS-SCHLARAFFENLAND/

zu III - RUF IN DIE FINSTERNIS
https://www.schreiber-netzwerk.eu/de/1/Gedichte/27/Gesellschaft/41130/RUF-IN-DIE-FINSTERNIS/

zu IV - DAS SCHLARAFFENLAND
https://www.schreiber-netzwerk.eu/de/1/Gedichte/27/Gesellschaft/41143/DAS-SCHLARAFFENLAND/

zu V - DIE WURZELN DES BÖSEN
https://www.schreiber-netzwerk.eu/de/1/Gedichte/5/Lustige/41172/DIE-WURZELN-DES-BOESEN/

zu VI - ALS SICH DIE ERDE ERBRACH - Teil I
https://www.schreiber-netzwerk.eu/de/1/Gedichte/8/Sonstige/41678/ALS-SICH-DIE-ERDE-ERBRACH--erste-Haelfte/




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