Ich würd so gern mal wieder an was andres denken,
meinen Sinn auf schöne Dinge lenken.
Ganz so, als gäb's da nichts, was alles überschattet,
ganz so, als wär mein Geist nicht Pandemie-ermattet.
Doch was sich sonst noch zur Lyrik eignen würde,
scheitert an dieser übergroßen Hürde.
Wie könnte ich von Glück und Leben schreiben,
wenn diese grade auf der Strecke bleiben.
In meinem Kopf ist gar kein Raum für Poesie.
Zu sehr betroffen bin ich von der Pandemie.
Dank dieses miesen Super-Virus,
Schreib ich nichts mehr auf Papyrus.
Jeder Reim, den ich beginne,
alles, was ich mir ersinne,
scheint belanglos angesichts des Hier und Jetzt,
bleibt unvollendet bis zuletzt.
Mich stört Hygiene und der Abstand nicht,
oder die Maske im Gesicht,
auch nicht, dass ich dies Jahr nicht reiste.
Die Knechtschaft, die mich stört, ist die im Geiste!
Beschreibung des Autors zu "Knechtschaft im Geiste"
Obwohl ich es kaum noch hören mag, endet jedes Gespräch sehr schnell bei Corona und so geht es auch meinen Gedanken. Ich bin Gastronomin, mein ganzes Leben steht Kopf, alles, wirklich alles hat mit diesem verdammten Virus zu tun. Die vielen Einschränkungen stören mich weniger, als dass ich an nichts anderes mehr denken kann. Nicht einmal da bin ich frei.
Kommentar:Sehr gut geschrieben und so manchem aus dem Herzen gesprochen,
liebe Verdichter.
Auch wenn man es vielleicht gar nicht will, doch die Gedanken sind im Moment bei den wenigsten frei!!!!!
Herzl. Grüße aus dem gleichdenkenden Norden, Sonja
Re: Knechtschaft im Geiste
Autor: Datum: 12.04.2021 15:28 Uhr
Kommentar:Radio Nachrichten weggedreht, Info Sendungen zu COVID-19 sind tabu... Kann's auch nicht mehr hören - aber ich handle: bin das erste Mal geimpft, in 3 Wochen die zweite Impfung. Dazwischen der wöchentliche Gang zur Apotheke um zu testen. Mehr braucht's nicht, kein Gedanke verschwendet...
Gut beschrieben, die Krise trifft viele sehr hart!
Kommentar:Oh ja, Du sprichst/schreibst mir und vielen Menschen aus dem Herzen. Pandemie-Ermattung...ein vortreffliches Wort für die Beschreibung der Situation...und zugleich ein Wort, das wir so gerne aus unserem Vokabular streichen und dafür wieder richtig leben würden.
Kommentar:'Knechtschaft im Geiste' kann ich nur empfinden bezüglich der Grenzen unserer Erkennntnisfähigkeit, bez. allem was ist und unseres 'Selbst'.
Ich kann seit langem gut Umgehen mit dem, was uns das Leben oft zumutet. Nennt man das nicht Resilienz ? Nun bin ich auch schon im 70igsten.
Mir hat Philosophie nachhaltig geholfen, Religion geht ja nicht.
Wünsche Dir, dass vieles wieder so wird, wie Du es ersehnst.
ulli
Kommentar:Ja, liebe Verdichter, abgesehen von der Knechtschaft des Geistes, geht es tatsächlich auch um wirtschaftliche und soziale Existenzen. Du bist Gastronomin, wir betreiben ein kleines Hotel. Da sind dann noch ganz andere Lasten zu schultern. Ich glaube aber, dass das Schreiben und dichten eine Verbesserung unserer Resilienz bewirkt.
Kommentar:Gefällt mir sehr - gut beschrieben! Dennoch, mir geht es ganz anders. Das Schreiben lenkt mich ab, es ist wie ein Planet, auf den ich mich flüchte...
Vielleicht kann Dir das bald wieder gelingen? Da warten ja auch Leser...
LG Heike
Kommentar:Du hast es ja auch als Gatronomin täglich vor Augen, zusätzlich zu dem Finanziellen. Den letzten Satz des Gedichts finde ich eine tolle Formulierung, richtig klasse.
Alles Gute für Dich. VG Andrea
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Der Mond ist scharlachrot.
Er rockt sich durch die dunklen Wolken.
Er strahlt wie eine schöne Frau.
Sein Lächeln liegt noch auf dem Morgentau.
Die Sonne küsst ihn zart.
Der Smooth Jazz breitet sich aus
Schwingt sich den Wänden empor
Tanzt an der Decke leichtfüssig
Lacht übers ganze Gesicht
Und meint in unterkühltem Ton
Auch Wolken haben eine [ ... ]