Kommentar:Hallo Ree,
ich habe länger überlegt, ob ich diesen Kommentar schreiben soll, weil ich mir jetzt die Blöße geben muss und zugeben: Ich verstehe den Sinn deines wunderschön klingenden Gedichtes nicht!
Die Idee, aus der Sicht des Kreuzes, des unschuldigen Holzes auszugehen, ist genial! Habe Vergleichbares bisher nicht gelesen! Ja, es berührt mich - und doch ...
Auch wenn's jetzt ausführlicher wird, hier meine Fragen:
"... es hielt Dich fest" - Dich=Jesus, nicht?
"... bis allerletzter Tropfen Deines Blutes aus ihm fiel..."- aus dem
Holz fiel? Sonst wäre es "aus Dir fiel" gewesen, nicht? Gut, kann irgendwie im übertragenen Sinne gemeint sein, macht sich auch nicht schlecht...
"... und ob Du es mal fragtest: Fällt er nie?" - Jesus soll das Kreuz/Holz gefragt haben oder einmal fragen, ob er nie fällt?! WER?! WAS?! DAS kapier ich nicht.
Ich würde das Gedicht verstehen wenn es lauten würde:
Dies unschuldige Holz,
es hielt ihn fest
und ließ sein wundes Sein nicht los
bis allerletzter Tropfen seines Blutes aus ihm fiel...
Und ob DU es mal fragtest:
Fällt er nie?
So würde ich mich als Leser angesprochen, gefragt fühlen.
Die Antwort könnte lauten:
Nein, nie! So sagt es jedenfalls Gottes Wort, er war unfehlbar - und etwas anderes /Gegenteiliges kann ich nicht sagen. Ob man daran glaubt, oder nicht, steht auf einem anderen Blatt geschrieben ...
Vielleicht habe ich eine vorübergehende Blockade im Gehirn ...sorry.
Trotzdem und auf jeden Fall ein beeindruckendes Gedicht (- irgendwie).
Kommentar:Ich nochmal, Ree!
Jetzt fiel mir noch ein als Alternative zu meiner Schluss-Version:
... und ob es IHN mal fragte:
Fällst du nie?
Also, dass das Holz Jesus fragt, ob er nie schwach wird?
Das wäre mir auch verständlich ...
Du kannst meine Kommentare aber auch ignorieren, weil ich nicht weiß, ob die irgendeinen Sinn machen. Ich möchte dich keinesfalls damit verärgern.
Noch mehr Grüße
Cori
Kommentar:Liebe Cori, in diesem Gedicht habe ich mich spontan und für einen Moment in den gekreuztigten Jesus eingefühlt, und IHN spreche ich darin an. Das Kreuz aus Holz nehme ich als Hintergrund, als die Waffe des Todes und gleichzeitig als Begleiter seines Sterbens dabei wahr.. Mir erschien, als ob Jesus in einer Beziehung zu "seinem" Kreuz (Holz), der ihn festhielt, gekommen ist, mit ihm beinah verschmolz. Deshalb wendet er sich in der Schlußfrage an es. Oder auch an Gott..? Er fragt darin um das Letzte Tropfen Blut, nach dem er sich verzweifelt sehnt, und damit nach dem Ende seiner Qual.
Ich habe den Text noch mal "überprüft", und es kann tatsächlich zu einer Verwirrung fürhren, doch detailierter, erlkärender beschreiben möchte ich es nicht gerne, da für mich der Ausdruck dadaurch an Intensität veriert - es gibt irgendwie dann zu wenig "Zwischenräume" in denen es sich vertiefen kann..
Trotzdem danke ich dir für so viel wohlwollender Aufmerksamkeit - ich habe mich gerne mit deinen Anregungen beschäftigt! :)
Kommentar:AH! Ja, jetzt komme ich der Sache schon näher ...
"... aus ihm fiel" bezieht sich nicht auf das Holz sondern auf das wunde Sein!
Dann passt es auch mit der Frage, die Jesus dem Kreuz stellt.
Jetzt hab' ich's - danke!
Kommentar:Er ist vom Kreuz gestiegen in die Welt des Todes und aus ihr wiederauferstanden (wem erzähle ich das, Du weißt das sowieso).
Er ist nicht am Kreuz hängengeblieben. Er wusste, was auf ihn zukam. Und dass er rief: „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen“ (hebr. „eli, eli, lama sabachtani“) rief er in guter alter jüdischer Tradition, denn dies ist nur der Anfangsvers eines Psalmes (22), der in der Weiterführung zur Hoffnung führt, die jedes beseelte Wesen haben darf. Er besteht aus zwei Teilen und beginnt mit einem Klagegebet zu Gott (1–22), woran sich ein Danklied anschließt (23/24–32). Es ist ein üblicherweise zitierter Sterbepsalm, bei dem es reichte, den Anfang zu zitieren, weil man sich damit nach jüdischer Tradition den gesamten Psalm zueigen machte. Mich ärgert tierisch, dass dieses Detail von den Kirchen und ihren Vertretern uns, dem tumben Kirchenvolk, so konsequent vorenthalten wird und dass so der Anschein erweckt wird, selbst Jesus habe an "Gott" gezweifelt. Das hat er nicht, wenn er diesen Psalmtext zitierte.
Er hat sein Blut für uns gegeben, sein irdisches Blut, das in seinem verklärten Körper, der zum Himmel aufgefahren ist, nichts mehr zu tun hatte. So gesehen ist der letzte Tropfen gefallen.
noé
Kommentar:Dass Jesus an Gott zweifelte, wird aber nicht von allen Kanzeln gepredigt ... mir war eher deine Version bekannt, liebe Noé.
Rees Gedicht endet vorher, es widerspricht dem nicht.
"Er wusste, was auf ihn zukam" klingt "unmenschlich", viel zu göttlich.
Im Garten Gethsemane war Jesus total Mensch und hatte Angst - und wie! "Meine Seele ist zu Tode betrübt, bleibt hier und wacht mit mir" bat er seine Jünger, die trotzdem einschliefen (Der Geist ist willig, das Fleisch ist schwach). Er flehte Gott an: "Mein Vater, wenn es möglich ist, lass' diesen Kelch an mir vorüber gehen" und "sein Schweiß war wie Blut und tropfte zur Erde". Da war er Mensch und am Kreuz ebenso. Er hat mit Sicherheit sein Ende herbei gesehnt.
Wie es dann weitergeht, mag man glauben oder nicht - auf jeden Fall war Jesus ein zutiefst beeindruckender, hochbegabter, weiser Mensch, der die Probleme der Menschen seiner Zeit erkannte und mit seinem Leben und Lehren Möglichkeiten aufzeigte, aus den Fängen der Gewalt, Moral und Ungerechtigkeit auszubrechen. Teilweise hat sich diese Art zu leben bewährt, oft wurde sie missverstanden oder falsch ausgelegt ...
Wie auch immer - ich mag den Typ.
Kommentar:@ Cori (nochmal kurz): Es ist nicht meine Absicht, hier - auf Rees Seite vor allem - eine Art Religionskrieg loszutreten, schon gar nicht zwischen Dir und mir, Cori, dennoch möchte ich erwähnen, dass nach meiner Überzeugung Jesus SOWOHL Gott ALS AUCH Mensch war. Wenn der Mensch Jesus auch Blut schwitzte, war dem Gott Jesus von Anfang und die ganze Zeit über bewusst, was ihn erwarten würde und das ist NICHT unmenschlich. Schließlich hat er ja auch Petrus das Schwert aus der Hand genommen, mit dem dieser einem der Häscher ein Ohr abgeschlagen hatte in der Verteidigung Jesu, mit dem ausdrücklichen Hinweis darauf, dass "sich das Wort erfüllen" müsse, dass er also bereit sei, trotz aller durchaus verständlichen menschlichen Angst den Weg zuende zu gehen, den zu gehen er auf diese Erde als Mensch gekommen war.
Und das ist das Großartige an ihm und darum finde auch ich diesen Typ gut!
Euch und allen anderen, die dies lesen mögen, friedliche Ostern!
noé
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