Der letzte Winterbrocken war vom Schwan geschluckt,
der stolpernd wasserte am breiten Schiersteinhafen.
Der Ankerplatz war überflutet bis zum Rand.
Die Uferpromenade lockte uns zum Wandern. Gingen wir
in Richtung Walluf. Störche zogen Bahnen zum
Hochspannungsmast, wo ihre Tellernester wogten.
Weite Sicht vom hohen Damm. Von einer Seite – Rhein
floss über Ufergrenzen. Ruhebank versunken – Plankenkopf
in Strömungsmitte. Weidenhain in brauner Brühe
bis zum Gürtel. Plastikflaschen tanzten mit den Bechern
Abfalltanz. In Gegenrichtung, von der anderen Seite –
das Wasserschutzgebiet mit Fuchsschwanzschilf und Reihern,
die noch lange auf Fröschen warten müssen. Unbesorgt
'ne weiße Wolke von schrillen Möwen schwebte ferner da.
Und weiter - Frauensteiner Hang mit kahlen Weinbaufäden
durchgenäht. Und oben - spitze Goethenadel von einem
TV-Zyklopenturm ergänzt, im Taunus eingebettet. Neben mir
die Einzigartige, die ich für immer lieb hab' - meine Frau,
in blauer Jacke, wie 'ne frische Blume, beweglich schillernd
richtete mein Blick auf Dinge, die unwesentlich sonst sind.
Ein Wasservogel glänzte mit 'ne Krone. Weidenkätzchen
leuchteten hell zwischen kahlen Sträuchern auf. Die stille Flut
planscht über Nebenstraßen. Weiter - tausend Jahre alte
Burgruine - Sockelbrocken, die verbarg 'ne Jahrespackung
von bunten Werbungsminimalen. Die Geister der Vergangenheit
somit in die Konsumgesellschaft einbezogen. Meine Frau
beachtete die Mauer. Leiser Frühlingswind schob uns danach
zur Rückkehr. Ausflug war gelungen!


© Heinrich_Rahn


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