Ich leb’ gern uncool

© Michael Dierl

Uncool sein bedeutet mir was,
ja, dafür gebe ich gern Vollgas!
Was die meisten gar nicht verstehn,
weil sie darin keinen Vorteil sehn!

Ich liebe noch ultra konventionell,
liebe langsam, statt ultraschnell.
Für mich könnt die Welt echt stille stehn,
das würd ich zu gern mal erleben!

Keine Eisenbahn fahren - na-und,
kein Auto fahren das blöde brummt.
Kein Chef, der stets schlecht gelaunt,
und wenn, über meine Fröhlichkeit ist erstaunt.

Kein Telefon ziert meinen Tisch,
und ein smartes hab ich nicht!
Mir reicht 'ne Kuckucksuhr an der Wand,
bin gegen wiederholendem „Rundfunk-TamTam?“

Urlaub nur im Schrebergarten,
warum soll mein Arsch wo anders parken!
Meine Beine reichen für Mobilität,
selbst eine Kutsche wäre mir zu blöd!

Für große Menüs bin ich dagegen,
mir reicht von der Hand in den Mund zu leben.
„Wilde Ehe“ nur wenn zwei Herzen brennen,
an keine Religion sich fest dran klemmen.

Großherzig sein, wie in alten Zeiten,
nicht auf einer arroganten „Welle“ reiten!
Herzlichkeit bis zum „Erbrechen“,
nicht sich mit dem Stinkefinger rächen!

Stampfkartoffeln statt Chips und Flipps,
oder ekelige Gummibärchen, Chilli-Mix.
Am besten Bratgartoffel oder Klöße,
in selbstgemachter Kräutersoße.

Es geht auch Forelle geklaut oder paniert,
mit Reis und Rotkohlgemüse garniert.
Oder mit Meerrettich in roter Beete,
der Darm ertüchtigt sich dann als Trompete.

Sich Luft machen und das sofort,
Leben ja - aber ohne Komfort!
Einfach däumchendrehendsummend in den Tag hinein,
jawohl, das MUSS auch öfters sein!

Braune Aktentasche unterm Arm,
eine Thermosflasche, Tee noch warm.
Eine Blechdose voll mit Butterbrot.
ein Ei, Birne, ein Apfel der schön rot.

Hut darf ich nicht vergessen,
auf Hosenträger bin ich sehr versessen.
Der Bauch hat Luft noch um den Bund,
das hält Geist und Körper urgesund!

Trampend in die Arbeit fahren,
auf ein Auto erst gar nicht sparen.
Auf eine Glotze kann ich gut verzichten,
schreibe lieber an Romangeschichten.

In die Kirche..., ach, du liebe Güte,
ich dies liebend gern verhüte!
Auch wenn mir dort was soll geschenkt,
werd ich damit nicht abgelenkt.

Sparen für was und für wen,
irgendwann müssen wir doch alle gehen!
Vererben kann und will ich nix,
so habe ich diese Hoffnung glatt ausgetrixt.

Eine Grab, Urne find ich zu pompös,
was soll auch dies doof Gedöns.
Mich einfach als Staub in die Wind getan,
oder einfach ab damit in den Ozean!

So sei es!!! AMEN!


© Michael Dierl


8 Lesern gefällt dieser Text.






Unregistrierter Besucher



Beschreibung des Autors zu "Ich leb’ gern uncool"

Solch ein Baumhaus hatte ich mir als etwa 10 jähriger in meiner 1. Heimatstadt oder eher einem Dorf gebaut. ca. 100 Meter von meinem Elternhaus. Das war echt (un) cool. Abfallbretter gab's von einem Freund meines Vaters der eine Sägerei nicht weit weg hatte. Das waren meist Abfallhölzer mit etwas Rinde dran. Damals war man recht stolz drauf sowas "besessen" zu haben. Dort las ich auch meine ersten Abenteuergeschichten und mich interessierten die hingekritzelnten kleinen Bilder in s/w. Das war so meine Welt um die 9 - 11 Jahre herum. War eine schöne Zeit. Wollte ich nicht missen!

Diesen Text als PDF downloaden




Kommentare zu "Ich leb’ gern uncool"

Re: Ich leb’ gern uncool

Autor: Alf Glocker   Datum: 16.06.2024 7:17 Uhr

Kommentar: fundamentale Aussagen, lieber Michael, denen ich weitgehend zustimmen kann/muss!

LG Alf

Re: Ich leb’ gern uncool

Autor: Sonja Soller   Datum: 16.06.2024 8:20 Uhr

Kommentar: Wow, was für ein Gedicht, Michael,
ganz großes Kompliment, da kann ich in allen Punkten nur zustimmen.
Großartig geschrieben!!! *****

Herzliche Sonntagsgrüße aus dem Norden, Sonja

Re: Ich leb’ gern uncool

Autor: Wolfgang Sonntag   Datum: 16.06.2024 10:23 Uhr

Kommentar: Hi Michael,
so eine Art Lebenslauf, gern gelesen.
Liebe Grüße Wolfgang

Re: Ich leb’ gern uncool

Autor: Karwatzki,Wolfgang   Datum: 17.06.2024 16:15 Uhr

Kommentar: Großartig. Gerne gelesen.

Re: Ich leb’ gern uncool

Autor: Jens Lucka   Datum: 30.06.2024 16:58 Uhr

Kommentar: Hihihi... Schön !!!
Ja Baumhäuser waren auch unsere Spezialität, mit allem, was man so an Material zusammen bekam von der Müllkippe oder so und rostigen, krummen Nägeln.
Ja, das einfache Leben hat was, ist heute nix mehr für jeden.

Liebe Grüße, Jens

Kommentar schreiben zu "Ich leb’ gern uncool"

Möchten Sie dem Autor einen Kommentar hinterlassen? Dann Loggen Sie sich ein oder Registrieren Sie sich in unserem Netzwerk.