Der Besuch

Der Onkel kam, es war bekannt,
aus Preußen in das Sachsenland.
Er brachte auch die Tanten mit,
zu deutsch, er kam halt gleich zu dritt.
Verkehr gab’s unterwegs nicht viel,
so kam er pünktlich an sein Ziel.
Bald traf auch der Geleitzug ein,
damit man trifft am Ziel auch ein
und nach ner guten halben Stunde,
saß man in altvertrauter Runde.
Des nachts sprach er mit schwerer Zunge:
„Hier hol ich mir ne Raucherlunge,
ich schlaf bei Eddi unterm Dach,
dort werde ich auch pünktlich wach
und kriege schon zum Morgenrot,
mein wohlverdientes Frühstücksbrot.“
Am nächsten Tag, da schien die Sonne,
der blaue Himmel war ne Wonne,
man bracht so einiges in Reihe,
am nächsten Tag ist Jugendweihe.
Bis Sonntag schnell vergeht die Zeit,
um zehn zur Abfahrt steht bereit,
die ganze Gästeschar, samt Vater,
zur Fahrt ins Dresdner Stadttheater
und dort ganz vorn, in erster Reihe,
erhält der Sven die Jugendweihe.
Die Feierstund, sie hat gefallen,
im Geist hört man schon Korken knallen.

Um dreizehn Uhr ist’s dann soweit,
das Festmenü steht gleich bereit.
Zuerst gibt es ein Gläschen Sekt,
die Klöschensuppe darauf schmeckt,
Roulad, Kartoffeln, roter Kohl,
die tun des Onkels Bauch schon wohl.
Den Nachtisch man gerad noch packt,
das restlich Fleisch wird eingesackt,
dann geht’s nach Haus, so richtig voll,
der Kaffee wartet schon – na toll!
Und kurz darauf noch Abendessen,
man ist heut wirklich nur am Fressen.
Bis in die Nacht da wird gefeiert,
beim Tanz man um die Lamp rum eiert,
um Mitternacht da ist‘s vorbei
nun endlich mit der Völlerei.
Am nächsten Tag, kaum ausgeträumt,
da wird das Restzeug weggeräumt,
das Wetter stimmt noch immer froh,
wenn Engel reisen, ist‘s halt so.
Zur Moritzburg der Bildung wegen
-man muss auch die Figur bewegen-
Da fährt man auch noch schnell mal hin,
denn Dienstag geht’s ja nach Berlin.
Doch leider fiel die Bildung aus,
die Burg war ein „geschlossnes Haus“,
am Montag war halt Ruhetag,
an dem dort keiner schaffen mag.
Dann ist die Reise schon vorbei,
bis nächstes Mal, so long, ahoi!

© a

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