Ich schau in den Spiegel und seh` ein Gesicht
doch plötzlich bemerk` ich es gehört mir nicht

Ich sehe ein Kind, das mich traurig anschaut
diesem Kind wurden all seine Träume geklaut

Es würde gern weinen, doch ich lasse es nicht
weil ich befürchte, dass es sonst zerbricht

So sperrt es die Gedanken tief im Innersten ein
und lässt sie ein Geheimnis vor sich selber sein

Doch da, es öffnet den Mund, es möchte gern schrei´n,
es möchte die Gedanken für immer befrei´n

Doch es gelingt ihm nicht; jetzt ist es erschöpft
Es ist tief im Innern unendlich verletzt.


© Pezi


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Beschreibung des Autors zu "Das Spiegelbild"

Dieses Gedicht hat mich durch sehr schwere Zeiten getragen. Ich hab es im Sommer `93 geschrieben. Als ich dieses Gedicht meinem Vater zeigte, sagte dieser nur "Und was willst Du mir damit sagen. Lass mich weiter Fernsehn!".... Es dient mir heute noch als "Erklärung", weshalb es mir manchmal in meinem Leben nicht so leicht fällt, wie vielleicht anderen. Ich war alleine, einzige Frau im Männerhaushalt und hatte Angst meinen Mund auf zu machen...
über einen Kommentar, oder eigene Erfahrungen würde ich mich sehr freuen.
Ein gesundes und erfolgreiches Jahr 2013!!!

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Kommentare zu "Das Spiegelbild"

Re: Das Spiegelbild

Autor: Fone   Datum: 29.06.2014 0:03 Uhr

Kommentar: Ich möchte erst einmal sagen: Ich lese sehr viel, aber sowas Schönes habe ich noch selten gelesen!
Und es erinnert mich tatsächlich an meine eigene, gefühllose Familie,
die niemals verstehen wollte, was in ihrem sensiblen Kind vorging.
Das hat mich damals, genau wie dich, sehr verletzt.
Heute weiß ich, dass viele andere, (wohl auch unsere eigenen Eltern),
Angst hatten vor unserem bewegten Inneren und unseren tiefen Gefühlen.
Es liegt nicht daran, dass das Interesse fehlt, sondern daran, dass die Angst regiert!

Liebe Grüße

Fone

Re: Das Spiegelbild

Autor: Pezi   Datum: 30.06.2014 17:43 Uhr

Kommentar: Lieber Fone,
ich bin damals zur selben Erkenntnis gekommen. Kurz nachdem ich das Spiegelbild geschrieben hatte, hatte ich noch ein weiteres Gedicht über meinen Vater geschrieben, das genau die Frage aufgreift, ob es einfach nur Desinteresse und Bosheit ist, oder vielleicht etwas anderes dahinter steckt.
Vielleicht werde ich es auch noch hier ins Netzwerk stellen.
Auf jeden Fall vielen Dank für Deine netten Worte, die mir verraten, dass Du die Botschaft in diesem Gedicht genau so erfasst hast, wie ich sie gemeint habe.
LG Pezi

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