Mitternächtlich tönt der Eule Ruf
durch modrig kalte Grabesstille,
und es entweicht aus alter Gruft
ein fahler Brief als Geisterwille
gar säuselnd in die Friedhofsluft:

„Seid gegrüßt, werter Gruben-Nachbar.
Wiewohl ich zu schätzen weiß
an Eurer Seit` zu liegen,
der einst großer Dichter und achtbar war,
so möcht` ich gern erfragen,
was denn Eure Meinung sei
zu Schreibern, Poeten - sonstgem Exemplar?“

Auf die Frage folgt – die Antwort!

„Dem Tod zum Gruße, lieber Nebenmann.
Es fällt mir schwer zu sagen
in so höflicher Manier,
doch begann ich gar selbst mich inrgendwann
aus Scham und aus Erröten
im eig`nen Sarge zu dreh`n,
als der heut`ge Stuss hier ins Grabe drang!“

Auf die Antwort folgt – ein Lachen!

„So sprecht ihr wohl, geschätzter toter Freund.
Der öde Schund gleicht einer Flut
die Euch und Eure Werke
ersäuft und aus der Erinnerung räumt.
Es wirkt zumal sehr bitter,
wenn ein jeder von sich meint
seine Schöpfung sei von der Mus` erträumt!“

Auf ein Lachen folgt – Zynismus

„So wisse dies, knochiger Gefährte:
Denn durch diese Überflutung
selbst ertrunk`ner Schreiberei
bliebe ein Schatten der nicht mal währte
über kurze oder lange Zeit;
kein Wissen noch Erkennen
wär` der Busen, der den Dichter nährte!“

Auf Zynismus folgt – Schweigen!

Morgendlich schweigt die weise Eule,
kein Laut durchdringt die Totenstille,
nur Moder, der das Grab umweht,
ist stummer Zeuge, eine Hülle:
zwei Tote ham` sich umgedreht!


© F.B.


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Kommentare zu "Zweier Toten Korrespondenz"

Re: Zweier Toten Korrespondenz

Autor: Uwe   Datum: 30.10.2014 16:15 Uhr

Kommentar: Homo Ingenius, dein Text schafft sicherlich Verdruss, er gilt beschränkt! Zu scharfes Urteil hast du allen gleich verhängt.

Aber weil du auch teilweise Recht hast, liefere ich dir ein Beweisstück. Ich luttsch am Daumen und lass den Speichel fließen:

Ich dichte viel und ohne Nöte,
dichte gut so wie der Goethe!
So wie Goethe sprach von was,
denn Frauen lieben das,
klassisch mag es ihre Seele!

Beispiel:
"Zwei Kehlen wohnen ach, in meiner Brust"

Deine feine Kehle,
unterm Kinn am Hals,
die seh ich als, als -
also nee,
wie ich die seh!

Und gar noch die -
vom hintern Knie!
Die ist wiewie -
wie nie
ist die!

Da gab es hörlich einen Bum...
Der alte Goethe
drehte
durch -
und sich im Grabe um.

Re: Zweier Toten Korrespondenz

Autor: Homo_Ingenuus   Datum: 30.10.2014 16:31 Uhr

Kommentar: Sali Uwe,
dieser kleine Text SOLL Verdruss schaffen. Der Inhalt trifft sicherlich nicht auf jedwedes Werk zu. So gleichen für mich die wirklich herausragenden Gedichte Felsen in der "Schundbrandung". Insofern der "Pegel" steigt, sind diese Felsen manchmal unter Wasser und leider nicht erkennbar...

Zumal jene, bei dem dies Gedicht auf den Magen schlägt, dabei vielleicht auch direkt ins Schwarze trifft.

Das Gereimte in deinem Kommentar als Beispiel für das Zutreffen des Inhalts meines Gedichts oder wie darf ich das verstehen?

Apropros: Es heißt IngenuUs, nicht IngenIus ;)

Re: Zweier Toten Korrespondenz

Autor: Uwe   Datum: 30.10.2014 17:43 Uhr

Kommentar: Immer wieder erstaunt mich, wie wenig meine Kommentare verständlich sind. Hm. Liegt natürlich nicht an mir.

Also: Kann irgendeiner beanspruchen, etwas so wie Goethe zu sagen?
Und der es mit Vorsatz und als Vorsatz "beansprucht", der dichtet im Bachsatz gleichzeitig über die Kehle am Hals und die Kniekehle seiner Liebsten:

"...die seh ich als, als -
also nee,
wie ich die seh!"

und

"Die ist wiewie -
wie nie
ist die!"

Kann man es noch exorbitant doofischer sagen?
Somit: Mein unmöglich blöder Reim sollte deine Aussage untermauern, aber halt in anderer, in meiner Art, als Spaß.

Ingenuus, konnte ich mich wenigstens jetzt verstehlich ausdrücken? Und wird meine Aussage, "es liegt nicht an mir, wenn meine Kommentare missverstanden werden", als Witz über mich selbst erkennbar?
Herzl. Gruß
uwe

Re: Zweier Toten Korrespondenz

Autor: Homo_Ingenuus   Datum: 30.10.2014 18:42 Uhr

Kommentar: Die Selbstironie hab ich erkannt :D keine Sorge
Ok, also ging meine tendentielle (doch verschwiegene) Auffassung richtig. Nein, keiner sollte sich herausnehmen oder anmaßen, so zu schreiben/dichten wie die Grödaz (:D Größte Dichter aller Zeiten) (Ich mit inbegriffen).

Was mich immer wieder erfreut, sind längere Kommentare, die auf das Werk eingehen. Daran wächst das lyrische Talent, das in einer Person schlummert. Das schließt wiederrum konstruktive Kritik ein, die darauf zielt, "Fehler" oder "Unstimmiges" oder eben "Schund" zu offenbaren.
Wenn ein jeder nur sagt "huuui, schöööön!"/"gefällt mir!" etc.pp., und sich nicht mehr traut, zu sagen, was zu sagen notwendig wäre, dann gibts keine geistige Entfaltung mehr. Hat man denn so große Angst, den anderen mit einer eher negativen Aussage über das verfasst Werk vor den Kopf zu stoßen? Muss alles positivistisch politisch korrekt formuliert sein? Nein, bei weitem nicht...

Auffassungen sind unterschiedlich. Aber rein subjektiv darf man seine Meinung auch folgendermaßen äußern: "Das ist Schund, weil..."..."Das ist wundervoll, weil...".
Und mal ehrlich, ist die Aussage meines Werkes wirklich so hoch vom Himmel gegriffen??
Der eine kann singen, der andere nicht.
Der eine kann malen, der andere nicht.
Der eine kann musizieren, der andere nicht...
weshalb sollte denn ein jeder die Kunst der Poesie beherrschen?
Der eine kann dichten, der andere eben nicht.
Ist nichts dabei, gar nichts :)

weitschweifiges Thema ^^

Ich hab dein Beispiel nun als solches verstanden

Re: Zweier Toten Korrespondenz

Autor: Uwe   Datum: 30.10.2014 20:30 Uhr

Kommentar: Du hast mich verstanden, obwohl ich sächsisch rede... hattest du wenigstens intuitiv eine Ahnung davon und beim Lesen Gänsehaut?

Deine Antwort freut mich. Du bist mir aufgefallen, ich meine, was ich bisher von dir gelesen hab, bin ja noch nicht lange dabei. Ich vermute, du bist in Besitz guter Urteilskraft und Fähigkeit.
Bitte, sei dabei nicht zu prinzipiell oder strikt. Manche jungen Leute, die sich hier "versuchen", schreiben zwar oft genug "grauslich", aber sie schreiben und wachsen darin, statt ihre Lebenszeit zu sinnentleert vertun. Die sind zu ermutigen, keinesfalls zu verprellen.
Und ich selbst, oft hab ich keine Zeit, einen längeren Kommentar zu verfassen - dann lasse ich es lieber bleiben? Wenn mir aber etwas so gut gefällt, dass ich innerlich juble, dann schreib ich so unbedarft nur hin: "Jaaaaaaa!" - obwohl eine Begründung natürlich besser gewesen wäre.
Und ob mein eigenes Geschreibsel vor dir Gnade findet - weiß ich nicht, aber es kommt von Herzen. Gerade das, was ehrlich und ernst gemeint ist, hat vielleicht eine gewisse - hm, weiß gar nicht, welches Wort es trifft, "Berechtigung"? Aber du hast Recht, in meinem Alter sollte ich dann doch lieber schweigen, statt sich öffentlich zu blamieren.
Herzlicher Gruß an dich von
Uwe

PS: Zum Vorherigen Kommentar:
In der Hochschule schrieben wir beim "Chef für Deutsch" ein schwieriges Diktat. Ich hatte als einziger Student keinen Feheler. Der Dozent schrieb eine 2 darunter. Der Seminarsprecher fragte ihn: "Wieso das?" Er antwortete: "Nur Goethe verdient im Deutschen eine 1! Der R. ist nicht Goethe."

Ich verstand ihn! Nicht den Goethe, sondern den Dozenten.
(Und, bist du auch so ein Dozent? :-)) )

Re: Zweier Toten Korrespondenz

Autor: Uwe   Datum: 30.10.2014 20:33 Uhr

Kommentar: Beim nochmaligen Überlesen finde ich in meinem Text hier gleich mehrere Fehler. Na toll.

Re: Zweier Toten Korrespondenz

Autor: Homo_Ingenuus   Datum: 31.10.2014 9:57 Uhr

Kommentar: ;) Also abgesehen davon, daß mir keine Gänsehaut den Rücken hinag lief, verstand ich deine Grundaussage durchaus, wie schon erwähnt.

Ich seh mich sicherlich nicht als Dozent oder vergleichbar mit den großen Dichtern, keineswegs, denn diese sind in ihrer Brillianz unerreichbar.

Ich möchte auch niemanden verurteilen, der noch in den lyrischen Kinderschuhen steckt und sich erst auf diesem Terrain zurecht finden muß. Ferner ist`s ganz klar besser, wenn die Jugend/das Alter sich im Schreiben entfaltet, als verloren durch die eventuell eigene Sinnleere zu marodieren.

Viele schreiben grauslich zu Beginn, das IST so, ja. Viele wachsen darin, aber nur, wenn sie den Kommentaren von jenen, die schon etwas länger im poetischen Feld lernen, Gehör schenken. Dennoch nehmen die wenigsten eine konstruktive Kritik an, weil, so kam mir schon oft vor (im anderen Forum), das eigene Werk eben genauso IST und zu STEHEN hat! Punktum!

Verstehst du, ich will mit einigen meiner Werke keinesfalls "junge Pflänzchen" niederknüppeln (um das metaphorisch zu beschreiben), sondern wachrütteln.

Zumal: Manche haben natürlich ihren eigenen "Stil", was die Form etc. anbelangt. Aber diese wird eben dann auch so vehement verteidigt, daß konstruktive Kritik schon gar nicht mehr akzeptiert wird. Auch wenn dieser "Stil" doch einige Mankos aufweist.

Und zur von mir genannten "Überflutung": Ist es wirklich notwendig, am Tage derer Gedichte (übertrieben) 10 zu "verfassen" und sie alle sofort ins Forum zu pressen? Leider ist dieses Forum hier auch schlecht strukturiert.
Man schreibt, man freut sich an seinen Werken, aber kann man nicht auch etwas dosierter bei der Veröffentlichung vorgehen?

Soviel zu einigen meiner Gedankengängen ;)

PS: deine "Schreibfehler" sind nicht wirklich gravierend :D doof nur, daß das Forum keine Nachbearbeitung der Kommentare zulässt...DAS ist ein gravierender Fehler ^^

Und nein, keiner ist zum Schweigen verdammt. Weder alt noch jung. Jeder darf seine Meinung frei heraus zum Ausdruck bringen :)

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