"Ein Junge weint nicht! Mach kein Theater!"
Hör' ich im Geiste noch meinen Vater,
Als ich vom Nachbarsjungen Dresche bezogen
Und fühlte mich damals schon betrogen.
"Haltung bewahren! Sei nicht so laut!"
Prägten sie mir in die Haut,
Bei meinem langen Verrohungsprozess
In Schule, Armee und Business.
War es nicht Magdalena allein,
Die am Kreuze Trauer wagte?
Kein feiger Apostel stimmte mit ein,
Keiner schrie und keiner klagte.
Der grausam-wilde Crô-Magnon
Brüllte lauthals um Erbarmen,
Wen interessierte die Fasson?
Das kalte Kind in seinen Armen.
Gladiatorenkämpfe, Menschen als Fraß,
Und Köpfe rollten vom Schafott,
Für die ganze Familie ein Riesenspaß,
Für die Opfer höchstens Spott.
Wir Vernunftbegabten zählen Jahr für Jahr,
Bei diversen Waffengängen, Verhungerte in Afrika,
Während wir schnell ab uns wenden,
Tote zu hundert- und tausenden -
- Achselzuckend, still, nie klagend
Und immer Contenance bewahrend.
Der Mond ist scharlachrot.
Er rockt sich durch die dunklen Wolken.
Er strahlt wie eine schöne Frau.
Sein Lächeln liegt noch auf dem Morgentau.
Die Sonne küsst ihn zart.
Der Smooth Jazz breitet sich aus
Schwingt sich den Wänden empor
Tanzt an der Decke leichtfüssig
Lacht übers ganze Gesicht
Und meint in unterkühltem Ton
Auch Wolken haben eine [ ... ]