Wenn Stürme über Felder jagen
und Eiswind fegt durch Wald und Haus,
in solchen harten Wintertagen
sah man der Götter wilder Braus

Da starben manche arme Seelen,
ob Mann, ob Frau, ob kleines Kind
Und wie die Fragen einen quälen,
auf die man keine Antwort find't!

Einst war ein Bauer ausgefahren
und fuhr in Eiseskält' nach Haus
mit drei Sack Mehl auf seinem Wagen
Im Sturm hielt er den Weg g'radaus

Die Luft war voll Gebell und Heulen
Frau Frigg, die kam ihm in den Sinn
In seiner Angst tat er sich beugen,
warf all sein Mehl ihr'n Hunden hin

Und die, die haben es gefressen:
der Wind nahm alles, alles mit
Zuhause gab’s nichts mehr zu essen
Doch keiner zeigte, was er litt

"Sind deine Säcke leer geworden,"
so sprach zu ihm die Ehefrau,
"wirf sie hinaus mit deinen Sorgen!"
Er tat es. Und am Morgen, schau,

da standen sie gefüllt am Hause!
Welch Staunen über dieses Glück!
"Nimmt dir die Göttin was im Brause,
gibt sie's dem Bittenden zurück!"

In den Zwölften

© Maria Khan


© Jürgen Wagner


1 Lesern gefällt dieser Text.



Beschreibung des Autors zu "In den Zwölften"

Im Zuge der Christianisierung traten die alten Götter langsam zurück, aber nicht ganz. Der schamanische Allvater Odin und seine seherische Frau Frigga erschienen den Menschen weiterhin: in den rauen Winternächten, besonders zu der heiligen Zeit der 12 geweihten Nächte. Da starben etliche, die diese Kälte und Not nicht aushielten - und so wusste man, dass die alten Götter, wenn sie sie mitnahmen, doch auch für sie im Totenreich sorgten. Aber man fürchtete sie sehr, den Wode und die 'alte Frick' - und nur ein paar Sagen wussten auch noch um deren Segen, wenn man sich angemessen verhält.

Diesen Text als PDF downloaden




Kommentare zu "In den Zwölften"

Re: In den Zwölften

Autor: agnes29   Datum: 26.12.2018 12:23 Uhr

Kommentar: Gerne gelesen lieber Jürgen
LG Agnes

Kommentar schreiben zu "In den Zwölften"

Möchten Sie dem Autor einen Kommentar hinterlassen? Dann Loggen Sie sich ein oder Registrieren Sie sich in unserem Netzwerk.