Ach Vater, wer sind die Sieger
im hastigen Lauf der Geschichte?
Die Meinungen wechseln, mein Sohn.
Es gibt Zeiten, da liebt man die Helden
mit flatterndem Blondhaar,
das blitzende Schwert zum Himmel gerichtet,
scharf konturiert gegen’s Nordlicht,
kalte Schimmer auf eiserner Haut,
im Staub rings die blutigen Reste der Feinde.
In anderen Stunden sind es die Weisen,
umweht von Retsina und Knoblauch,
Winkel und Kreise kerbend
in mediterranen Sand,
aus bärtigen Mündern stoßend
den unwiderlegbaren Logos.
Oft genannt werden auch Künstler,
die durchlittenen Nächte ihrer
gestalteten Räusche wie Schilder
reckend gegen die Barbarei
der beschränkten, doch
dreist richtenden Meute.
Auch die Blutenden sieht man
zuweilen als Sieger.
Pfeile im Fleisch, gemartert,
aufs Rad geflochten, doch standhaft
an ihre Wahrheit gekettet
bis hinein ins Lodern der Flammen.
Zu erwähnen noch wären die Diener
des Kreuzes, liebevoll lächelnd
in früh gealterte Kindergesichter,
die Hände wie Schalen haltend
unter die grindigen Häupter
derer, die unerkannt fortgehn.
Dies alles klingt herrlich, mein Sohn,
jedoch es ist Mythos. Die Wahrheit
lehrt uns gelassen die Evolution:
Sieger ist nicht, wer dem Sturm trotzt,
sondern wer ihn listenreich meidet.
Sieger ist, wer sich anpasst.
Man siegt nicht mit Güte, Macht,
Schwert oder Intelligenz,
Sondern wie der Virus
mit Multiresistenz.
Der Smooth Jazz breitet sich aus
Schwingt sich den Wänden empor
Tanzt an der Decke leichtfüssig
Lacht übers ganze Gesicht
Und meint in unterkühltem Ton
Auch Wolken haben eine [ ... ]